Susanne Hennig-Wellsow: Sie ist die Frau der Linken in allen wichtigen Gesprächen, wodurch es Ramelow überhaupt erst möglich wird, als Bündnis-Vater und weniger als Mitglied seiner Partei aufzutreten. Als Partei- und Fraktionsvorsitzende hat sie nicht nur ohnehin alle linke Macht in Thüringen in ihrer Person konzentriert. Sie gilt auch als besonders strukturiert und zielorientiert, was sie zu einer harten, aber - jedenfalls bei Sozialdemokraten und Grünen - auch geschätzten, Verhandlerin macht. Ihr Gewicht bei Gesprächen ist im Vergleich zu den Verhandlungen von 2014 noch gewachsen, weil die Linke bei dieser Landtagswahl im Vergleich zu vor fünf Jahren noch einmal Stimmen dazugewonnen hat. Das Problem von Hennig-Wellsow: Sie gilt nicht nur, sondern ist auch eine überzeugte Linke, die damit Positionen vertritt, die selbst bei den Grünen und erst recht bei CDU und FDP als "total ideologisch" gelten. Dass die Linken zum Beispiel die Gründung einer staatliche Thüringer Wohnungsbaugesellschaft forcieren, ist ein Projekt, von dessen Notwendigkeit Hennig-Wellsow völlig überzeugt ist, das aber bei den Grünen als "VEB Wohnungsbau" verspottet wird. Und eben weil Rot-Rot-Grün trotz der Stärke der Linken bei der Landtagswahl seine parlamentarische Mehrheit verloren hat, wird es spannend sein zu sehen, wo Hennig-Wellsow bestimmte linke Positionen räumen wird, um andere linke Vorhaben umsetzen zu können. Immer mit dabei bei solchen Grundsatzentscheidungen: Steffen Dittes, stellvertretender Landesvorsitzender der Linken in Thüringen, der als Stratege im Hintergrund gilt.