Bei Haenel/Merkel sind es nur 130, die meisten davon bei Merkel Jagd- und Sportwaffen, der größeren Schwesterfirma von C.G. Haenel. Die formal getrennten Unternehmen teilen sich den Standort am Friedberg an der Stadtgrenze von Suhl und Schleusingen und gehören zur Caracal-Gruppe, die Teil des staatlichen Rüstungskonzerns der Vereinigten Arabischen Emirate ist. Haenel stellt für die Bundeswehr bereits eine Scharfschützenwaffe her, allerdings in viel kleinerer Auflage als es beim Sturmgewehr der Fall sein würde.
Die arabischen Eigentümer sowie die geringe Unternehmensgröße standen im Zentrum zahlreicher kritischer Stimmen zur sensationellen Vergabeentscheidung zugunsten Suhls. Innerhalb der Bundeswehr herrschte teils Entsetzen über das Votum der Berliner Zentrale.
Branchenkenner glauben, dass die intensive Lobby-Arbeit der gut vernetzten Schwarzwälder Firma den Ausschlag für den ebenso überraschenden Rückzieher gab. So hatten HK-Experten einen aufwendig recherchierten Katalog mit verschiedenen Versäumnissen vorgelegt, die der Bundeswehr ihrer Meinung nach bei Vergleichstests der Bewerber-Waffen unterlaufen waren. Darunter ist die mögliche Patentrechtsverletzung. Diese soll sich unterschiedlichen Angaben zufolge auf Teile des Magazins oder aber die Wasserfestigkeit des Kolbens beziehen.
Zugleich aber sickerten Informationen durch, wonach dem Ministerium im Vergabeprozess Verfahrensfehler unterlaufen waren - so schwere, dass die Vergabe vielleicht rechtlich gar nicht haltbar gewesen wäre.
Insider spekulieren darüber, dass das Verteidigungsministerium mit dem Patentvorwurf von eigenen formalen Versäumnissen ablenkt. "Wir haben verlässliche Hinweise, dass die möglichen Patentrechtsverletzungen nur als Grund vorgeschoben werden", sagte der Pfälzer Grünen-Bundestagsabgeordnete Tobias Lindner der Schwäbischen Zeitung . So soll ein offenbar Haenel-freundlicher Mitarbeiter des Bundeswehr-Beschaffungsamts den Suhlern Nachbesserungen beim Angebot ermöglicht haben, obwohl die Frist dafür verstrichen war.
Auch dass die Ausschreibung von den Bewerbern einen ungewöhnlich niedrigen Mindest-Jahresumsatz von sieben Millionen Euro verlangte, gilt den HK-Unterstützern Anlass zu Zweifeln, ob dies alles mit rechten Dingen zuging. Klar ist: Das Haus von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte sich zuvor bereits mehrfach mit internen Fehlleistungen blamiert.
Diese Woche wird der Verteidigungsausschuss des Bundestags die Ministerin genau dazu befragen. "Wir müssen bewerten: Ist das Vergabeverfahren so sehr beschädigt, dass diese Fehler nicht mehr geheilt werden können?", sagte Lindner. er