Thüringen Schlechte Noten für Lernen zu Hause

Unser Foto zeigt schlechte Noten auf einem Zeugnis. Ähnliche Zensuren würden wohl auch einige Eltern der Bildungsverwaltung im Lande ausstellen. Foto: dpa/Archiv Quelle: Unbekannt

Im Auftrag des Thüringer Bildungsministeriums sind Schüler und Eltern im Freistaat gefragt worden, wie sie das Lernen von zu Hause während der Coronakrise erlebt haben. Die zentralen Ergebnisse bestätigen eine bekannte Befürchtung.

 
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Erfurt - Viele Thüringer Familien mit schulpflichtigen Kindern hat das coronabedingte Lernen zu Hause in den vergangenen Wochen vor massive Probleme gestellt. Im Vergleich zum Lernen in der Schule hätten sie zu Hause weniger gelernt, gaben fast zwei Drittel der Schüler an, die sich an einer Umfrage im Auftrag des Thüringer Bildungsministerium zu den Lernbedingungen in der Coronakrise teilgenommen haben. Etwa jeder Zweite von ihnen erklärte, der Arbeitsaufwand für das Lernen zu Hause sei im Vergleich zum Lernen in der Schule höher gewesen; ebenso ihr Bedarf an Unterstützung. Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sagte am Dienstag in Erfurt bei der Präsentation der Zahlen, die Umfrage habe sowohl Licht als auch Schatten. Zwar seien manche Details der Befragung positiver ausgefallen, als er das erwartet habe. „Trotzdem gibt es so viel Schatten, das man hier nacharbeiten muss“, sagte Holter. „Es gab Frust, es gab Motivationsprobleme.“

Nach Angaben des Thüringer Bildungsministeriums nahmen etwa 13.200 Schüler und zusätzlich etwa 5.700 Eltern an der Umfrage teil, die trotzdem nicht repräsentativ ist. Sie war offen für Kinder und Eltern, die sowohl an staatlichen als auch an freien Schulen lernen. Nach einer ersten Auswertung haben sich überdurchschnittlich häufig Schüler daran beteiligt, die in Grundschulen oder Gymnasien lernen – beziehungsweise deren Eltern. Vor diesem Hintergrund und weil die Umfrage über das Internet organisiert worden ist, kann man davon ausgehen, dass vor allem solche jungen Menschen und ihre Eltern daran teilgenommen habe, die eine hohe Affinität zu Bildung, Schule und der digitalen Welt aufweisen. Es liegt deshalb nahe, dass zum Beispiel die Lernerfolge von Regel- oder Hauptschülern noch schlechter waren, als sich die Situation der Umfrage nach darstellt.

Zu den eher positiven Ergebnissen der Befragung gehört: Ziemlich genau die Hälfte der Umfrageteilnehmer gaben an, aus ihrer Sicht sei die Art der den Kinder gestellten Aufgaben für das Lernen zu Hause geeignet gewesen. Eine ähnliche große Zahl der Umfrageteilnehmer sagte zudem, die Zeit, die die Kinder zum Bearbeiten der Aufgaben gehabt hätten, sei angemessen gewesen.

Problematisch ist der Umfrage zufolge allerdings selbst in den wohl eher bildungsaffinen Haushalten, dass die Kinder und Jugendlichen oft über keine eigenen Computer verfügten. Fast zwei Drittel der teilnehmenden Eltern gab in der Umfrage an, dass die Kinder sich ein Gerät mit anderen Familienmitgliedern hätten teilen müssen. Holter räumte ein, dass dies vor allem dann problematisch sei, wenn mehrere schulpflichtige Kinder in einem Haushalt leben, die alle von zu Hause lernen müssten – umso mehr, weil auch viele Eltern in den vergangenen Wochen von zu Hause gearbeitet haben und dafür in der Regel zumindest teilweise ebenfalls einen Computer benötigten.

Grundsätzlich zeige die Befragung, dass das sogenannte Distanzlernen zwar eine Ergänzung zum Lernen in der Schule sei, sagte Holter. Um dessen Potenziale voll nutzen zu können, müsse die Digitalisierung der Schulen allerding noch deutlich vorangetrieben werden. Am Lernen in der Schule werde aber auch langfristig kein Weg vorbei führen, erklärte er. „Der Eins-zu-Eins-Kontakt von Lehrern mit den Schülern ist unglaublich wichtig.“

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