Trotz Verschlechterungen haben Thüringens Schüler bei einem neuen bundesweiten Vergleichstest in Naturwissenschaften und Mathe wieder Spitzenleistungen erreicht. Die in Mathematik, Biologie, Physik und Chemie erzielten Ergebnisse sind wie in Bayern und Sachsen durchweg überdurchschnittlich. Das geht aus dem am Freitag in Berlin vorgestellten Ländervergleich der Kultusministerkonferenz und des «Instituts für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen» (IQB) hervor. Bundesweit wurden dazu im vergangenen Jahr knapp 45 000 Schüler der 9. Jahrgangsstufen aus fast 1500 Schulen getestet.

Allerdings haben sich die Leistungen der Thüringer Schüler in Mathe und den Naturwissenschaften seit dem letzten Bildungstest im Jahr 2012 verschlechtert. Davon betroffen seien - mit Ausnahme von Sachsen - alle ostdeutschen Bundesländer. Jedoch sei auch das Ausgangsniveau in den Ostländern sehr hoch gewesen.

Thüringens Bildungsminister Helmut Holter (Linke) sprach von einem kleiner werdenden Vorsprung der ostdeutschen Schüler im naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich und führte dies auf den bundesweiten Lehrermangel zurück. «Früher gab es einfach zahlenmäßig mehr gute Lehrkräfte für Chemie, Physik, Biologie und Mathe», erklärte Holter. Die ostdeutschen Länder hätten lange von in der DDR ausgebildeten Lehrern profitiert. Die Studie zeige aber auch, dass in keinem anderen Land die Kompetenz in Mathematik so wenig von der sozialen Lage der Schüler beziehungsweise ihrer Familien abhänge wie in Thüringen.

Verbesserungen im naturwissenschaftlich-mathematischen Schulunterricht konnte der Bildungstest in Deutschland so gut wie nirgendwo feststellen. Insgesamt blieb das Niveau weitgehend stabil. Bundesweit blieben im vergangenen Jahr rund 24 Prozent der getesteten Schülerinnen und Schüler in Klasse neun unterhalb des für den mittleren Schulabschluss (MSA) nötigen Mindeststandard in Mathematik. Fast 45 Prozent erreichten bereits in dieser Jahrgangsstufe ein Jahr vor dem MSA dagegen sogar den höheren Regelstandard.

Ungünstig entwickelten sich die im Durchschnitt erreichten Werte in den Gymnasien. Zudem sind Jungen laut der Studie von Negativtrends häufiger betroffen als Mädchen. Bei den Jungen hat sich im Untersuchungszeitraum das Interesse in den untersuchten Fächern verringert. In Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und Thüringen fallen demnach die von Jungen im Durchschnitt erreichten Kompetenzen in allen untersuchten Fächern im Jahr 2018 signifikant geringer aus als 2012.