Von Jan Schumann

Erfurt - Der schneearme Winter und der trockene Frühlingsbeginn bereiten Landwirten, Gärtnern und Förstern Sorgen. Gärtner beobachten den frühen Vormarsch von Blattläusen, Landwirten droht eine flächendeckende Mäuseplage und im Forst fände der Borkenkäfer derzeit günstige Bedingungen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

"Den Gärtnern fehlt der Regen als Gießwasser und die Blattläuse sind auf dem Vormarsch. Wir beobachten sehr früh eine große erste Generation", sagte etwa Gerd-Rainer Rosenhain vom Verband der Kleingärtner.

Gute Nachrichten gibt es hingegen für Ausflügler und Picknick-Freunde: "Der Vorteil bei geringer Feuchte ist, dass wir mit weniger Stechmücken rechnen müssen", sagte Ronald Bellstedt, Vorsitzender des Thüringer Entomologenverbandes.

Die Mücken seien auf Frühjahrstümpel angewiesen, die normalerweise durch abtauenden Schnee aus den Gebirgen gefüllt werden. In diesem Jahr seien diese Kleingewässer weitgehend ausgetrocknet. "Der Klimawandel lässt grüßen", sagte Bellstedt. Mit Blick auch auf andere Insekten sagte er: "Der Winter war mild. Viele Insekten konnten gut überwintern. Die Bedingungen für die Vermehrung sind aber nicht optimal."

Thüringens Bauernpräsident Helmut Gumpert rechnet mit einer Mäuseplage: "Bislang müssen wir jedes einzelne Mäuseloch mit Ködern stopfen. Das wird nicht reichen, um den Populationsanstieg aufzuhalten", sagte er. Der Einsatz von Chlorphacinon dürfe deshalb nicht weiter tabuisiert werden. Tierschützer hatten gewarnt, dass bei Einsatz dieses Mittels geschützte Vogelarten wie der Rotmilan vergiftete Mäuse fressen und verenden könnten.

Orkantief Niklas hat vor allem in den Wäldern Spuren hinterlassen: "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die 115 000 Festmeter Bruchholz aufzuarbeiten", sagte Thüringenforst-Sprecher Horst Sprossmann.

Gerade jetzt zu Beginn der Borkenkäfersaison müssen umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste als ideales Brutmaterial für Schädlinge schnellstmöglich beseitigt werden, um eine Explosion ihrer Population zu verhindern. Bis zur Aufforstungsphase spätestens Anfang Mai hofft Sprossmann auf ausreichend Regen. "1,5 Millionen Bäume ohne Wasser zu pflanzen, wäre ein kritisches Geschäft", so der Sprecher.

Gegen die vielen Blattläuse hat die Natur selbst ein Gegenmittel: Auch Nutztiere wie Marienkäfer seien gut durch den Winter gekommen - und ein einziger Marienkäfer fresse im Laufe seiner Larvenzeit bis zu 3000 Schädlinge, sagte Rosenhain.

Der von den Blattläusen produzierte Honig biete auch Ameisen eine günstige Futtergrundlage. "Größere Sorgen macht uns aber die asiatische Kirschessigfliege. Sie vermehrt sich sehr schnell, hat keinen natürlichen Gegenspieler und legt ihre Eier in reifen roten Früchten ab. Das macht ganze Bestände von Erdbeeren oder Johannisbeeren kaputt", sagte der Kleingartenverbands-Sprecher.