Thüringen-Kleinpolen Fast schon so etwas wie eine Silberhochzeit

Krakaus Wahrzeichen – die alte Königsburg, der Wawel. Foto: Zoonar/Artur Bogacki

Ministerpräsident Bodo Ramelow reist an diesem Mittwoch nach Polen – als Bundesratspräsident. Aber es geht bei dem Besuch auch um 25 Jahre Regionalpartnerschaft Thüringen – Małopolska.

 
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Der Unterschied zwischen der „ganz großen Politik“ und menschlichen Begegnungen ist offensichtlich: Während der Vorsitzende der nationalkonservativen Regierungspartei PiS, Ex-Präsident Jaroslaw Kaczynski, gerade erst mit Forderungen an Deutschland nach Billionen Euro als Reparationszahlungen für Kriegsschäden im eigenen Land Stimmung machte, geht es nun um ganz andere deutsch-polnische Begegnungen. Thüringens Regierungschef Bodo Ramelow reist an diesem Mittwoch für drei Tage in das Nachbarland. Immerhin auch als sehr hochrangiger Vertreter Deutschlands, nämlich als Präsident des Bundesrates.

Bei dem Besuch wird Ramelow nach Angaben der Erfurter Staatskanzlei den Präsidenten des Senats, Tomasz Grodzki und die Parlamentspräsidentin Elzbieta Witek treffen. Der Senat ist die zweite Parlamentskammer – am ehesten vergleichbar mit dem Bundesrat – und der Sejm die erste Parlamentskammer, also analog zum Bundestag. Bei den Gesprächen werde es vor allem auch um die Lage in Europa angesichts des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und dessen Folgen gehen, hieß es.

Vieles wie eben auch der Krieg sei nicht abzusehen gewesen, als im vorigen Jahr die Planungen für die Reise begannen, erklärte Ramelow im Vorfeld. Und Polen sei von dem Krieg in der Ukraine viel unmittelbarer betroffen als Deutschland. Das gilt insbesondere auch für die Thüringer Partnerregion in Polen, die Region Małopolska mit der Hauptstadt Krakau. Małopolska (übersetzt: Kleinpolen) ist nur etwas über 100 Kilometer entfernt von der Region Lemberg (Lwiw) in der Ukraine. Nach Berichten polnischer Medien wurden schon über sechs Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine in Polen gezählt.

Thüringen und Małopolska verbindet seit inzwischen 25 Jahren eine Regionalpartnerschaft – weshalb in Krakau denn auch mit einer Festveranstaltung an die Unterzeichnung der Regionalpartnerschaft am 4. Dezember 1997 erinnert werden soll. Also so eine Art Silberhochzeit der Regionen. Das sei inzwischen eine der ältesten Regionalpartnerschaften zwischen einer deutschen und einer polnischen Region und für ihn Herzensangelegenheit, sagt Ramelow: „Heute, nach 25 Jahren, können wir sagen, dass Thüringen und Małopolska sich ganz erheblich in die Entwicklung der deutsch-polnischen Beziehungen eingebracht haben. Wir begegnen uns mittlerweile auf einer Augenhöhe und mit einer Selbstverständlichkeit, die vor 25 Jahren so nicht abzusehen waren. Wir können daher mit Stolz auf die 25-jährige Partnerschaft und unsere vielfältige regionale Zusammenarbeit blicken. Regionen bauen Brücken und ermöglichen es uns, auch in schwierigeren Phasen immer wieder den Weg zueinander zu finden.“

Dass es bei solchen Begegnungen immer auch um das Gedenken geht, wird auch bei Ramelows Reise deutlich: In Warschau sind mehrere Kranzniederlegungen geplant – in Erinnerung an die deutschen Verbrechen in Polen während des 2. Weltkriegs und an die unzähligen Opfer. Und in Krakau wird Ramelow den Thüringer Verdienstorden an den langjährigen Direktor der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Auschwitz, Leszek Szuster, verleihen.

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