Die umstrittenen Pläne zum Bau von Windrädern in der Nähe der Wartburg bei Eisenach sind vom Tisch. Der Investor habe den Bauantrag für die zwei genehmigten Anlagen auf dem Milmesberg zurückgezogen, Gemeinde, Investor und das Land Thüringen hätten sich in einem außergerichtlichen Vergleich geeinigt, sagte Marksuhls Bürgermeister Martin Trostmann (parteilos) am Dienstag. «Es ist ein gemeinsamer Erfolg. Wir haben nicht gegeneinander gestritten, sondern gemeinsam an dem Ziel gearbeitet.» Damit ist die Gefahr für den Welterbestatus der fast 950 Jahre alten Burg, auf der Martin Luther die Bibel ins Deutsche übersetzte, gebannt. Die Thüringer Allgemeine hatte am Dienstag über die Einigung berichtet.
Burghauptmann Günter Schuchardt zeigte sich erleichtert. Gerade der unverbaute Blick sei 1999 ein wichtiges Kriterium für die Wahl der Unesco gewesen. Seit 2005 schwelte der Streit, auch vor Gericht. Es ging vor allem um die Frage der Entfernung zwischen dem national bedeutenden Denkmal und den geplanten Windrädern, die mit einer Höhe von 110 Metern und einem Rotordurchmesser von 82 Metern den freien Blick von und zur Wartburg beeinträchtigt hätten. Der Kunsthistoriker ist sich sicher, dass die Unesco aktiv geworden wäre, wenn die Windkraftanlagen gebaut worden wären. Der Milmesberg liegt etwa 7,5 Kilometer von der Wartburg entfernt.
Das Aus für die Windräder sei auch ein Erfolg des Bürgerengagements, sagte Bürgermeister Trostmann. Ein Eisenacher Ehepaar habe 14 000 Unterschriften gegen den Bau gesammelt und damit das Interesse der Öffentlichkeit geweckt und wachgehalten. «Das zeigt, wie bürgerschaftliches Eintreten den Meinungsbildungsprozess ganz wesentlich bewegen kann.»
Laut Trostmann wurde der Milmesberg zu DDR-Zeiten von den sowjetischen Streitkräften genutzt und ist somit als Konversionsfläche ausgewiesen. Anstelle der Windräder wolle die Gemeinde dort Photovoltaikanlagen bauen und betreiben lassen - von dem bisherigen Investor aus Husum (Schleswig-Holstein). Sie seien nicht so mächtig und würden durch ihre abgewandte Richtung auch nicht zur Wartburg reflektieren. dpa