Backhaus’ Filme halten etwas zum Hin-Hören und Hin-Gucken fest – Teil 2 konkret die Gehr’sche „Fettgusche“, das „Bräuen“ in Ummerstadt, die Gothaer „Nölärscher“, die Suhler, die Bad Frankenhäuser, die Oberweißbacher und die Lauschaer Mundart. Nicht immer sind es nur die Alten, die Mundart sprechen. In Lauscha etwa gibt es schon im Kindergarten das Bemühen, die dort erklingende, besondere Art des Itzgründischen weiterzuführen, sie in die Herzen und den Sprachschatz der heutigen Kinder zu tragen.
Der Schüler Louis Rust aus Unterweid ist jemand, dem seine Eltern kein Platt mehr vermitteln (können). Der Siebtklässler hat dennoch seit dem Kindergarten immer wieder Kontakt zur Mundart gefunden. Heute macht er in der Kaltenwestheimer Plattkinder-Gruppe mit und schaut nun erwartungsvoll auf die Kino-Leinwand, wo auch er zu sehen ist. Gefällt es ihm, was der Filmemacher zusammengetragen hat? „Auf jeden Fall“, sagt er am Ende.
Auch die anderen Besucher der Vorstellung loben den Film. Witterungsbedingt haben sich wenige Rhöner auf den Weg nach Bad Salzungen gemacht, neben Louis und Eltern sind aber zwei Frankenheimer gekommen. Die anderen warten möglicherweise darauf, dass der Film wie versprochen auch in der Rhön, in der Hochrhönhalle Frankenheim, aufgeführt wird. Und damit ist ein weiterer Aspekt angesprochen: Die Pandemie macht es auch den Filmemachern, den Kinos und sonstig an der Aufführung Interessierten schwer. Simone Tetschner vom pab-Kino, das gerade erst Teil 1 des Backhaus’schen Filmes gezeigt hatte, freut sich umso mehr, dass sie das Klubkino zumindest mit der Hälfte der unter Normalbedingungen nutzbaren Sitzplätze auslasten darf.
Unter den Film-Zuschauern zahlreich vertreten sind die Tiefenorter Mundartsprecher. Auch der Bad Salzunger Ortschronist und Döngeser Mundart sprechende Wolfgang Sinn ist da, Dr. Christel Siegmund aus Wernshausen, Familie Schwarz aus Bad Salzungen und Constanze Herklotz von der Bad Salzunger Tourist-Information, zuständig für die Gästeführer. Regisseur und Autor Gerald Backhaus lernt die über 80-jährige Tiefenorterin Ursula Grammlich kennen, die auch schon ein von der Heimatzeitung initiiertes Mundartfestival auf dem Weidberg bei Kaltenwestheim durch ihre originellen Plattdarbietungen bereichert hatte. Dass sie für ihre Weihnachts-Märchen in der Tiefenorter Kirche und am Mundartstammtisch des Heimatvereins Tiefenort bekannt ist, braucht man den Hiesigen nicht zu erklären. Sie gibt Gerald Backhaus Hörproben ihres Schaffens mit – und möglicherweise verhallt der Ruf nach einer Fortsetzung der Dokumentationsfilme zur Thüringer Sprache ja nicht ganz ungehört. Der Filmschaffende ist durchaus neugierig genug, einen weiteren zu drehen – wenn es finanzierbar ist und die Coronabedingungen wieder ungestörtes Arbeiten zulassen. „Unsere Region war ja noch gar nicht dran“, diesen Satz hat er nämlich nicht nur in Bad Salzungen, sondern auch an anderen Spielorten des Filmes „Thüringen, deine Sprache“ gehört. In Bad Salzungen fasst Ursel Grammlich den Filmabend so zusammen: „Ooch, es woar jo goarzo schöön...“