Theater Pläne für den Theatersommer

Das Meininger Theater kann natürlich Open-Air-Theater. So opulent wie bei „Ein Sommernachtstraum“ 2010 im Englischen Garten wird dieser Theatersommer aber nicht werden – immerhin ist an ein kleines Programm im Schlossinnenhof gedacht. Foto: /ari

Die Theater werden ihre ohnehin fast komplett ausgefallenen Spielzeiten wohl sang- und klanglos beenden. Alle Häuser schmieden jedoch Pläne für sommerliches Amüsement unter freiem Himmel.

 
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Eine Überraschung freilich ist dieses traurige Finale nicht: Mehr oder weniger im Monatstakt hatten sich die Intendanten der Thüringer Theater seit Januar darauf verständigt, den Spiel- und größtenteils auch den Probenbetrieb weiterhin ruhen zu lassen. Spielräume eröffneten weder die Thüringer Pandemie-Verordnungen und Stufenpläne noch die Bundesnotbremse. Ging es anfangs noch darum, mit immer neuen Corona-Spielplänen wenigstens einige Inszenierungen irgendwie zu retten, schrumpften zuletzt alle Hoffnungen, je näher das Ende der Spielzeiten Anfang Juli rückte. Nun scheint klar: Es wird wohl nichts mehr auf den Bühnen der diversen Spielstätten stattfinden – außer Sommertheater unter freiem Himmel. Alle Theater arbeiten fieberhaft an entsprechenden Plänen.

Konsequent reagierte zuerst der Erfurter Intendant Guy Montavon auf das sich abzeichnende vorzeitige Spielzeitende: Schon am 23. April legte er alle Pläne für einen Spielbetrieb in seinem Haus für Mai und Juni zu den Akten. Zwar seien noch wenige Vorstellungen Anfang Juli im Haus denkbar, sagt Montavons Referentin Kathrin Garthaus, sehr wahrscheinlich aber seien sie nicht, zumal der Aufwand dafür erheblich und die Bühne für die musikalischen Proben zu den Domstufen-Festspielen gebraucht werde. Auf sie alleine konzentriert sich das Theater. Entsprechend sind auf der Theater-Homepage auch nur noch die Termine für das traditionelle Open-Air-Spektakel auf dem Erfurter Domplatz abruf- und buchbar – Premiere für die 20 geplanten Vorstellungen von Tschaikowskis „Die Jungfrau von Orleans“ ist am 9. Juli.

Auch das Deutsche Nationaltheater in Weimar geht inzwischen davon aus, dass es im Juni keinen reguläreren Spielbetrieb „indoor“ geben wird, sagt Sprecherin Susanne Leine. Inwieweit einzelne Vorstellungen als Modellversuche für Öffnungsperspektiven mit einer begrenzten Zahl von Zuschauern möglich sind, hänge vom Infektionsgeschehen ab. Für die Premiere von Plenzdorfs „Legende von Paul und Paula“ am 28. Mai rücke das angesichts der Inzidenzen-Entwicklung in Weimar in die Nähe des Möglichen.

Dafür steht der Plan für den Sommer: Deutsches Nationaltheater und Staatskapelle Weimar spielen ab 18. Juni erstmals am e-werk unter freiem Himmel Sommertheater. Ursprünglich sollte das Spektakel vier Wochen lang dauern, nun hat das Theater seinen Sommer bis in den August ausgedehnt, um mehr Vorstellungen und auch eine zweite Produktion zu ermöglichen: „Wir werden spielen und unser Publikum bei hoffentlich sommerlichem Wetter aufs Beste unterhalten“, sagt Intendant Hasko Weber. Am 18. Juni ist Premiere für Shakespeares Komödie „Wie es euch gefällt“. Nach einer ersten Vorstellungsserie dieses Stücks bis zum 4. Juli folgt die Mozart-Oper „Die Gärtnerin aus Liebe“ (Premiere am 18. Juli) – geplant sind zehn Vorstellungen bis 1. August. Vom 12. bis 22. August steht dann erneut Shakespeare auf dem Programm. Karten sind über die Theater-Homepage buchbar.

Am Landestheater Rudolstadt wird es bis zur Sommerpause nur noch ein buntes Programm auf der traditionellen Open-Air-Bühne an der Heidecksburg und an anderen Orten in der Stadt geben. Mit sieben verschiedenen Inszenierungen soll der über Monate aufgestaute Hunger nach Kultur und Unterhaltung gestillt werden, sagt Sprecherin Friederike Lüdde. Das zunächst geplante Doppelprojekt „Das Dschungelbuch“ und Woody Allens „Eine Mittsommernachts-Sex-Komödie“ musste das Theater allerdings ins kommende Jahr verschieben.

Intendant Steffen Mensching wird einen Eröffnungsreigen „Komm ins Offene“ moderieren. Mit schrägen, witzigen und nachdenklichen Texten und Liedern nah am Puls der Zeit will sich das Schauspielensemble hoch oben auf der Heidecksburg in die Herzen des Publikums zurückspielen. Gartenglück verspricht hingegen der musikalisch-literarische Abend „Alles im grünen Bereich“, der u. a. in den Thüringer Bauernhäusern im Heine-Park geplant ist. Heinz-Erhardt-Fans können sich mit „Danke für das Geräusch!“ auf ein extra Open Air im Garten des Schillerhauses freuen. Gleich zwei unterschiedliche Operngalas sind geplant – mit jungen Stimmen der Weimarer Musikhochschule Franz Liszt auf dem Hohen Schwarm in Saalfeld und bei einer halbkonzertanten Aufführung von Mozarts „Zauberflöte“ mit Studierenden der Leipziger Musikhochschule auf der Heidecksburg. Konkrete Termine sollen in den kommenden Tagen über die Homepage des Theaters abrufbar sein.

Noch nicht so weit fortgeschritten hingegen sind die Sommer-Pläne des Meininger Theaters. Auch dort geht man davon aus, dass eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs bis Ende Juni nicht zu erwarten ist. „Anfang Juni soll die Infektionslage erneut bewertet werden“, sagt Sprecherin Susann Winkel. Das heißt: Bis zum 30. Juni können weder im Haus noch an den Außenspielstätten Veranstaltungen stattfinden. Immerhin: Geprobt wird bereits wieder am Haus. Ab Juni sollen auch erste Proben für Inszenierungen der neuen Spielzeit stattfinden.

„Sollten es die Inzidenzwerte erlauben, wird es in der ersten Julihälfte unter Einhaltung aller Hygiene-Auflagen Aufführungen im Großen Haus, in den Kammerspielen und im Schlosshof der Elisabethenburg geben“, kündigt Winkel an. Möglich seien sowohl Premieren als auch Repertoire-Vorstellungen sowie ein Sinfoniekonzert. Die Theaterleitung hatte zunächst mit der Idee gespielt, im Schlosspark selbst eine Bühne aufzubauen. Das ist vom Tisch. Nun könnte es wie im letzten Jahr Vorstellungen im Rahmen des gemeinsamen „Grasgrün“-Festivals geben.

Für den Meininger Intendanten Ansgar Haag ist dieser Ausklang seiner letzten Spielzeit bitter. Nicht zuletzt um sich mit einem besonderen Programm von seiner langen Intendanz verabschieden zu können, will sich das Theater die Möglichkeit offenhalten, im Juli das Theater doch noch einmal für das Publikum zu öffnen. „Genaue Termine und das Programm sind noch nicht festgelegt. Diese werden im Juni veröffentlicht – sollte ein Spielbetrieb absehbar möglich sein“, sagt die Theatersprecherin. Die neue Spielzeit, dann unter der Intendanz von Jens Neundorff von Enzberg, wird am 12. September mit einem Theaterfest eröffnet.

Am Landestheater Eisenach, das nach dem Brand im Bühnenbereich ohnehin weiterhin geschlossen ist, steht das Sommerprogramm noch in den Sternen. „Wir konzentrieren uns im Moment auf die Eröffnung der neuen Spielzeit“, sagt der künstlerische Leiter und Ballettchef Andris Plucis. Ursprünglich wollte das Ballett-Ensemble gemeinsam mit den Schauspielern des TAM (Theater am Markt) ein Sommerprogramm im Innenhof des Stadtschlosses vorbereiten. Inzwischen hat das TAM seine Beteiligung abgesagt. „Wir wollen Anfang Juni entscheiden, ob wir das auch alleine machen können“, sagt Plucis. Ausschlaggebend sind auch hier die Inzidenzen. „Wenn es irgendwie geht, werden wir im Schlosshof spielen.“ Open Air geplant sind die Premiere und weitere Aufführungen der Choreografie von „Vier Jahreszeiten“ (inklusive Orchesterbegleitung) und möglicherweise ein zusätzliches „Best of“-Programm des Ballett-Ensembles. Gespielt werden könnte vom 22.-24. Juli und gegebenenfalls eine Woche zuvor. Am 25. Juli soll es noch ein sinfonisches Konzert geben. Infos dazu soll es Anfang Juni auf der Theater-Homepage geben.

Das Landestheater Coburg hat den Spielplan seines Sommertheaters bereits fix und fertig geplant und im Netz veröffentlicht. Gespielt wird auf einer Open-Air-Bühne im Hofgarten, auf der nach dem Hygiene-Konzept des Theaters 140 bis 160 Zuschauer Platz finden können. Anders als in Thüringen, wo jenseits der Bundesnotbremse ein Stufenplan mit konkreten Vorgaben in Abhängigkeit von den Inzidenzwerten über die Öffnung von Kulturstätten entscheidet, bestimmen in Bayern die Kommunen und Gesundheitsämter, was möglich ist. „Ein Hygienekonzept und auch eine Teststrategie halten wir natürlich vor“, sagt Fritz Frömming, der kaufmännische Direktor des Landestheaters.

Gespielt werden soll vom 5. Juni bis zum 25. Juli mit wechselnden Programmen. Erste Premiere wird das Schauspiel „Die drei Musketiere“ sein, danach folgt der Ballettabend „Vier Jahreszeiten“ und der musikalische Abend „Auf den Flügeln des Gesangs“. Auch Konzerte und eine Kooperation mit den Coburger Jazztagen sind geplant. Alle Termine und Karten gibt es über die Homepage des Theaters.

www.landestheater-eisenach.de

www.theater-erfurt.de

www.meininger-staatstheater.de

www.theater-rudolstadt.de

www.nationaltheater-weimar.de

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