Tamagotchi, Quix und MiniDisc Diese Gadgets erinnern an die 90er

Jörg Breithut
Kurznachrichten unterwegs empfangen: Pager wie der Skyper waren Mitte der Neunzigerjahre die Vorboten der Handys. Foto: privat

Die 90er-Jahre haben unvergessliche Gadgets wie den Gameboy, das 56K-Modem und das Tamagotchi hervorgebracht. Diese Geräte prägten eine ganze Generation.

 
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Der Weg ins Internet war mühsam, Handys waren noch Zukunftsmusik und die beliebteste tragbare Konsole hatte lediglich ein zweifarbiges Display. Doch auch wenn die Gadgets der Neunzigerjahre aus heutiger Sicht nur mit simpler Technik ausgestattet waren, haben die Geräte eine ganze Generation geprägt.

Erfindungen wie das Tamagotchi prägen die Spielzeugindustrie bis heute. Jeder kennt Videospieleklassiker wie Tetris und Super Mario Land, die der Gameboy hervorgebracht hat. Und die ersten Schritte im Internet ermöglichten 56K-Modems.

Wir erinnern uns in einem nostalgischen Rückblick an die tollsten technischen Geräte einer Zeit, in der Handys noch als Science-Fiction galten und Surfen im Internet nur im Schneckentempo möglich war.

56K-Modem: Mit einem Kreischen ins Internet

Rund zehn Minuten dauerte der Download einer MP3-Datei mit einem 56K-Modem.

Dieses Krächzen hat sich tief eingebrannt ins Gadget-Gedächtnis: Wer in den 90er-Jahren ins Internet wollte, der kam um die kreischenden Einwahltöne nicht herum, die das 56K-Modem durch die analoge Telefonleitung schickte. Der Sound war notwendig, damit sich das Modem mit Servern der Internetanbieter abstimmte. Die Töne waren praktisch Daten, die in Töne umgewandelt wurden.

Doch auch wenn die Einwahl geklappt hatte, war der Ausflug ins Internet eine ziemlich träge Angelegenheit. Denn durch das Internet surften Nutzerinnen und Nutzer höchstens mit 56 Kilobit pro Sekunde – wie der Name der Geräte schon andeutet. Eine MP3-Datei herunterzuladen dauerte bei Spitzengeschwindigkeiten schon mal bis zu zehn Minuten. Wer heutzutage mit einer 50-MBit-Leitung surft, ist 1000 Mal schneller unterwegs im Internet als die Kids der 90er.

Schluss mit dem Ausflug ins Netz war meist dann, wenn die Eltern über das Festnetz jemanden anrufen wollten. Denn während das Modem die Daten aus der Leitung saugte, war das Telefon tot.

Skyper, Quix und Telmi: Die Vorboten der Handys

Pager haben Kurznachrichten empfangen, bevor es die ersten Mobiltelefone gab. Foto: privat

Kurznachrichten waren Mitte der Neunzigerjahre noch Science-Fiction. Die SMS war in der Entwicklungsphase und WhatsApp und Co. sollten erst knapp 20 Jahre später erscheinen. Bevor Mobiltelefone die Kommunikation revolutionierten, füllten sogenannte Pager diese Lücke.

Skyper, Quix und Telmi hießen die Vorboten des Handyzeitalters. Die kleinen Plastikpager konnte nicht viel – außer Nachrichten mit einer Länge von etwa 80 Zeichen empfangen. Das Display war in ein faustgroßes Plastikgehäuse eingelassen, das mit wenigen Tasten bedient wurde. Verschickt wurden Nachrichten an die Pager per Festnetz-Anruf oder Faxgerät.

Eltern mussten sich allerdings gut überlegen, ob sie wirklich eine Nachricht verschicken wollten, wenn das Essen auf dem Tisch stand. Denn eine Botschaft war extrem teuer. Jede Nachricht an einen Pager kostete bis zu vier Deutsche Mark, also umgerechnet rund zwei Euro.

Tamagotchi: Das Piepsen aus der Schublade

Ein Tamagotchi braucht viel Zuneigung, sonst stirbt es den virtuellen Tod. Foto: Imago

Wenn das virtuelle Haustier gefüttert werden wollte, dann piepste es penetrant. Ein Tamagotchi brauchte viel Zuneigung. Das Tier auf dem Display des bunten Plastikeis wollte gestreichelt, gefüttert und schlafengelegt werden. Wenn das Tamagotchi vernachlässigt wurde, dann starb es den virtuellen Tod und musste mit dem Reset-Knopf wieder zum Leben erweckt werden.

Das Bandai-Original des Kinderzimmerhits ist mittlerweile rund 85 Millionen Mal verkauft worden – und ist immer noch nicht ausgestorben. Zum 25-jährigen Jubiläum hat der Hersteller eine neue Version des Roboterhaustiers auf den Markt gebracht, das als wegweisend für die Spielzeugindustrie gilt.

Gameboy: Ein grauer Kasten revolutioniert den Videospielemarkt

Der Gameboy brachte Spieleklassiker wie Tetris und Super Mario Land hervor. Foto: www.imago-images.de

Endlich auf der Rückbank zocken: Lange Autofahrten ans Mittelmeer waren plötzlich kein Problem mehr, als der Gameboy von Herbst 1990 an in Deutschland verkauft wurde. Die vier Batterien im grauen Plastikgehäuse lieferten Energie für bis zu 15 Stunden, um sich die Reisezeit mit Videospieleklassikern wie Tetris, Super Mario Land und Kwirk zu vertreiben.

Der japanische Konzern Nintendo revolutionierte mit der Hosentaschenkonsole den Videospielemarkt. Mehr als 100 Millionen Mal hat sich der Handheld mittlerweile verkauft. 450 Spiele sind für die Minikonsole erschienen. Einige Titel wie Dr. Mario und WWF Superstars waren über Kabel sogar im Duellmodus spielbar.

Doch gut gealtert ist das Gerät nicht. Die Figuren auf dem zweifarbigen, unbeleuchteten Display sind nur bei hellem Licht gut zu erkennen. In der Dämmerung verschwindet Mario auf dem grünen Display. Das hatte auch Nintendo bemerkt und versuchte mit klobigem Zubehör wie Aufstecklampen und Bildschirmlupen nachzuhelfen.

MiniDisc: Im Schatten der Scheibe

Mit MiniDisc-Playern gelang Sony nicht der gleiche Erfolg wie mit Walkman und Discman. Foto: Imago

Zu Beginn der 90er-Jahre waren Kassetten immer mehr von der CDs verdrängt worden, die sich zum beliebtesten Abspielmedium für Musik entpuppten. Doch es gab noch einen weiteren Herausforderer: Die MiniDisc. Das Format sollte portable CD-Spieler ersetzen, die einen großen Nachteil hatten: Die CD sprang, wenn man sich zu viel bewegte. Auch der Erschütterungspuffer konnte daran nichts ändern, dass ein Discman zum Joggen völlig ungeeignet war.

Zwar scannte auch ein Laser die Daten auf den MiniDisc-Disketten. Doch die kompakten Plastikscheiben wackelten längst nicht so stark im Player herum wie CDs. Außerdem war es deutlich einfacher, seine Lieblingsmusik auf einer MiniDisc zu speichern, zu löschen und zu überspielen. Es war sehr viel aufwendiger, eine CD am Computer zu brennen.

Wenn es um tragbare Musikplayer ging, dann hatte Sony fast immer Maßstäbe gesetzt. In Deutschland klappte das nicht mit der MiniDisc. An die Erfolge mit Walkman und Discman konnte der Konzern nicht anknüpfen. Die MiniDisc führte ein Nischendasein und wurde durch MP3-Player endgültig abgelöst. Das lag auch am am hohen Preis der MiniDisc-Geräte, die in der Regel mehr als 500 Deutsche Mark (etwa 250 Euro) kosteten.

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