Tag der Wirtschaft Wunscharbeitgeber als Ziel

Ein voller Hörsaal, aufmerksame Zuhörer, die aber keine Studenten sind, und ein leidenschaftlicher Dozent, der kein Professor ist – all das vereinte sich im Audimax der Hochschule Schmalkalden.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Referenten und Organisatoren freuten sich über 120 Gäste und einen gelungenen 20. Tag der Wirtschaft (von links): Top-Speaker Edgar Geffroy, Landrätin Peggy Greiser, Hochschul-Vize-Präsident Professor Uwe Hettler, Ulrike Steinmetz und Daniel Klee von der Wirtschaftsförderung des Landkreises sowie Dominik Strempel von der Hochschule. Foto: LRA/Ullmann

Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Schmalkalden-Meiningen hatte zum 20. Tag der Wirtschaft geladen und rund 120 Gäste – Unternehmer, Selbstständige, Gründer und Gründungsinteressierte, Bürgermeister und kommunale Politiker – waren gefolgt, um inspirierende Vorträge zu hören, neuen Input zu sammeln und sich mit anderen auszutauschen.

Nach der Werbung weiterlesen

Hettler sieht Erfolg und Herausforderung

Den Startschuss zur Veranstaltung gab der neue Prachtregion-Imagefilm. Er stimmte die Gäste darauf ein, dass der Landkreis Einiges zu bieten hat – insbesondere auch in Sachen Bildung und Wirtschaft. Das griff Uwe Hettler, Professor und Vize-Präsident der Hochschule Schmalkalden, auf. In Deutschland sei die Zahl der Studienanfänger in den wichtigen technischen Studiengängen klar rückläufig. Mit mehr als 1000 ausländischen Studierenden wachse die Hochschule Schmalkalden – gegen den Trend. Allerdings bringe dies auch Herausforderungen mit sich: So sei die Abbruchquote bei den internationalen Studierenden höher als bei den deutschen. Auch die Integration sei eine große Herausforderung: „Wir wollen eine Kultur der Offenheit etablieren und Möglichkeiten schaffen, miteinander ins Gespräch kommen“, so Hettler. Ziel es sei, internationale Fachkräfte in Südthüringen zu gewinnen und zu integrieren. Denn: „Die Hochschule Schmalkalden versteht sich als wichtiger Partner der Wirtschaft der Prachtregion. Eine enge Zusammenarbeit ist in einer ländlichen Region wie unserer noch mehr von Bedeutung“, so Hettler.

Greiser: Krisen stellen auf harte Probe

Landrätin Peggy Greiser sieht die hiesige Wirtschaft und ihre Unternehmen mit großen Herausforderungen konfrontiert. „Meine erste Rede als Landrätin durfte ich zum 16. Tag der Wirtschaft halten. Damals konnten wir sicherlich alle noch nicht ahnen, welchen Herausforderungen sich unsere Wirtschaft in den Jahren darauf gegenübersehen würde. Die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, Energiepreisexplosion, Inflation und damit verbundene Rezessionsängste haben Sie als Unternehmer, Selbstständige und junge Gründungswillige auf eine harte Probe gestellt“, so Greiser. Die letzten Jahre bedeuteten gerade für die Wirtschaft „ein ständiges Fahren auf Sicht“. Sie sei stolz auf alle, die sich nicht hätten unterkriegen lassen, „die weiter mutig ihren unternehmerischen Weg gegangen sind und heute hier sitzen, um zu netzwerken und sich neue Inspirationen zu holen“, so Peggy Greiser. Die Region sei „ein idealer Lebensmittelpunkt, auch um ein Unternehmen zu gründen und damit Karriere zu machen“. Als einer der wenigen Landkreise biete der hiesige einen eigenen Existenzgründerzuschuss. Und mit dem TGF, der Hochschule, der GFE und vielen weiteren Partnern gebe es „ein hervorragendes, kreatives Umfeld für Start-ups und Jungunternehmer“, so die Landrätin weiter.

Auch die Städte und Gemeinden leisteten hier enorm viel. Vor diesem Hintergrund müssten Politik und Unternehmer weiter für eine bessere Verkehrsanbindung des Wirtschaftsraums Schmalkalden kämpfen und auch die Diskussion um die Oberzentren in Südthüringen ganz genau verfolgen und weiter Druck machen, „dass Schmalkalden und Meiningen eine angemessene Rolle in einem oberzentralen Konstrukt spielen“, so die Kreischefin.

Geffroy reist mit Zuhörern in die Zukunft

In den darauffolgenden zwei Stunden nahm der erfolgreiche Unternehmer, Coach und Buchautor Edgar Geffroy, ein echter Allrounder in Sachen Business-Coaching, die Zuhörer sprachgewaltig mit auf seine Reise in die Zukunft der Wirtschaft. Diese werde geprägt sein von der Transformation in ein neues Zeitalter rund um Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. Aber vor allem auch durch die Ressource Mitarbeiter. Der Erfolg eines Unternehmens werde in Zukunft ganz klar davon abhängen, wie es einem Unternehmen gelinge, seine Mitarbeiter zu motivieren und an sich zu binden. „Wie werde ich zum Wunscharbeitgeber und schaffe neue Anziehungskraft?“ sei die Frage. An Beispielen erläuterte Geffroy sein Konzept zum unternehmerischen Erfolg, unabhängig von Markt und Konjunktur. Acht Millionen der Baby-Boomer Generation gingen in den nächsten Jahren in Rente, kein Unternehmen könne dies kompensieren. Der Mitarbeitermangel nehme weiter dramatisch zu. Allerdings haben 85 Prozent der Mitarbeiter keine emotionale Bindung an ihr Unternehmen und hier gelte es, anzusetzen. „Sie haben ein ganz anderes Wertesystem im Unternehmen, wenn der Mitarbeiter spürt, dass er wertgeschätzt wird.“ Unternehmen mit offener, kundenorientierter Kommunikationskultur werden die Veränderungen besser meistern. Das Potenzial der Mitarbeiter als Wissenskrieger zu erkennen, darin liegt der klare Vorteil. Die größte Herausforderung liege in den Köpfen der Entscheider. „Wir stellen kluge Köpfe ein, damit sie uns sagen, was wir machen sollen und nicht, damit wir ihnen sagen, was sie machen sollen.“ Klare Worte von Edgar Geffroy.

Nach dem Vortrag blieb noch Zeit, um im Foyer des Hörsaalgebäudes miteinander ins Gespräch zu kommen. Hier hatten die Gäste die Möglichkeit, sich an Infoständen über die Angebote der Partner der Wirtschaftsförderung zu informieren. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt.