Tag der offenen Tür Ein volles Haus wie lange nicht

Das Berufsbildungszentrums Suhl/Zella-Mehlis auf dem Lautenberg in Suhl mit Beruflichem Gymnasium und Berufsausbildung ist ein besonderes. Die Tage der offenen Türen sind es ebenfalls.

 
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Schon vor Start des Tages der offenen Tür am Staatlichen Berufsbildungszentrum Suhl/Zella-Mehlis auf dem Lautenberg zeichnete sich ab, dass er gut besucht sein würde. Parkplätze waren da bereits Glückssache, wenig später in unmittelbarer Nähe nicht mehr zu haben. Ein Blick auf die Kennzeichen machte deutlich, dass Besucher für den Termin, der schon seit 20 Jahren immer am dritten Samstag im Januar stattfindet, mitunter weite Wege auf sich nahmen, aus Potsdam, aus Mannheim, Pirmasens, Hannover, dem Westerwald oder dem Lahn-Dill-Kreis. Auch viele Ehemalige ließen sich den Termin nicht nehmen, um ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte oder Schule einen Besuch abzustatten. Etwa ein Ehemaliger, der 2022 seine dreijährige Ausbildung als Büchsenmacher abschloss und nun in Köln tätig ist. „Wir hatten eine schöne Zeit hier, in der wir in den Werkstätten ganz schön schwitzten“, erinnert er sich lachend zurück. Und betont den guten Draht zu vielen Ausbildern und Meistern. Auch deshalb kommt er gern zurück. „Dieser Tag ist ein fester Termin für uns“, sagt er. „Schön ist es, andere Ehemalige zu treffen, Auszubildenden zu begegnen, die damals mit uns lernten.“ Das Lernen hört im Berufsleben nicht auf, weiß er längst. „Vieles was wir hier mit auf den Weg bekommen haben, lernt man aber nirgends sonst.“

In der unteren Etage empfangen Alexander Ramirez und Alexa G. alle Interessierten für die Ausbildungsberufe mit Informationen über die Einrichtung und Flyern, wo es nach und nach richtig eng wird. Beide Auszubildenden im ersten Lehrjahr wollen Büchsenmacher werden und sind glücklich über diese Entscheidung. Der 28-Jährige, der aus der Bodenseeregion stammt, war Marinesicherungssoldat und zehn Jahre bei der Bundeswehr. „In der Waffenkammer ist der Funke übergesprungen. Nun bin ich hier und fühle mich richtig wohl.“

Tolles Klima und hoher Grad an Toleranz

Alexander Ramirez genießt den ausgewogenen Wechsel zwischen Theorie und Praxis. „Den braucht man. Nach zwei Wochen an der Feile freut man sich auf eine Woche Theorie. Ist sie um, ist die Freude aufs Feilen wieder da.“ Darüber hinaus schätzt er das kollegiale und kameradschaftliche Miteinander. Dass Alexa G. aus dem Rheinland, die sich beruflich vollkommen umorientiert, als 42-Jährige und einzige Frau in der Klasse nicht als Exot angesehen wird, empfindet sie als äußerst angenehm. „Hier herrscht ein tolles Klima, alle sind sehr hilfsbereit. Und der Grad an Toleranz für all die Macken, die jeder hat, ist ebenfalls ungemein hoch.“ Geschichte hat sie einst studiert, war Grafikdesignerin, hat mit dem Schießsport begonnen und den Jagdschein gemacht. Ihr Wunsch, mit den Händen zu arbeiten und nicht nur am Computer, führte sie nach Suhl, wo sie Natur und Wald genießt. Ebenso Alexander. „Ich kenne den Rennsteig bereits gut und möchte mich für den Supermarathon zum Rennsteiglauf anmelden. Für den Einzug ins Internat hat er sich entschieden. Auch hier wurde eingeladen, sich umzuschauen.

Für Heike Witzmann, die mit ihrer Tochter gekommen ist, sind solche Tage sehr wichtig. „Ich empfinde es momentan als sehr schwer, seine Kinder in die berufliche Zukunft zu begleiten. Ich habe das Gefühl, dass sie nicht richtig wissen, wohin. Corona hat das enorm verstärkt. Und fehlende Praktika tragen nicht gerade zur Verbesserung dieser Situation bei“, findet sie. Umso mehr hat das Lehrerteam gemeinsam mit Schülern und Auszubildenden den Tag vorbereitet, an dem sich überall informiert und überall über die Schulter geschaut werden kann. Alle sind auf den Beinen, an alles ist gedacht, auch an einen Kuchenbasar, mit dem die Zwölftklässler ihre Abiballkasse füllen.

Zwei Jahre gab es keinen Tag der offenen Tür für die Berufsfachschule Graveure sowie Büchsenmacher und das Berufliche Gymnasium Suhl für Gesundheit und Soziales sowie für Wirtschaft. Mit Folgen, wie Schulleiterin Ina Stade bestätigt. „Aufgrund mangelnder Information waren die Bewerberzahlen rückläufig.“ Am Gymnasium werden jährlich bis zu 60 Schüler aufgenommen, bei den Büchsenmachern nach Auswahlverfahren maximal 15 Auszubildende, bei den Graveuren fünf. Wieder steigendes Interesse zeigte der nun vergangene Samstag mit 150 Interessierten. So vielen, wie auch vor Corona nicht. „Zudem begrüßten wir auffallend viele Ehemalige. Einstige Gymnasiasten brachten ihre Babys mit, andere ihre Kinder, die nun selbst vor der Entscheidung stehen, sich bei uns zu bewerben. Ein voller Erfolg.“

Weitere Informationen über Zugangsvoraussetzungen, Termine und die Einrichtung gibt es auf der Internetseite www.sbbz-szm.de

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