Tafel Rotarier leiten Spenden nach Zella-Mehlis

red

Eine Spendenaktion von Rotariern in Erfurt, Rumänien und der Ukraine kommt am Ende auch der Tafel in Zella-Mehlis zugute – auf Vermittlung zweier Suhler. Ein Beispiel, wie vernetzte Hilfe doppelt nützt.

 
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Zusammen für Bedürftige in Zella-Mehlis Foto: Michael Bauroth

Nur einer hatte unter der Aktion ganz schön zu ächzen: Der Kleinlaster der Zella-Mehliser Tafel, für den die mehr als eine Tonne schwere Palette beinahe zu groß und gewichtig war. Doch viel mehr als die Sorge um ihr betagtes Fahrzeug wog für Katrin Schneider die Freude über die größte Lebensmittelspende, die sie je für die Tafel entgegennehmen konnte: Fast tausend große Eintopf-Konserven plus diverse Packen Hygieneartikel wurden am Donnerstag im Edeka-Großmarkt von den Rotary-Clubs Suhl und Erfurt-Gloriosa übergeben. „Für mich ist das jetzt schönste Anblick des Jahres“, sagte die Tafelleiterin strahlend.

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Neben ihr ein zufriedener Thorsten Weiß. Der Chef des Suhler Männerchors „Ars Musica“, selber Mitglied bei den Erfurter Rotariern hatte die Aktion gemeinsam mit dem Rotary-Präsident Markus Ermert organisiert. Die Lebensmittel waren aus einer Ukraine-Hilfsaktion übrig geblieben, die der Erfurter Rotary-Chef Reiner Lehmann initiiert hatte. „Wir hatten nach Kriegsbeginn in kürzester Zeit 40 .000 Spenden-Euro gesammelt“, berichtete er bei der Übergabe in Zella-Mehlis. Das Geld floss zunächst in eigene Hilfstransporte mit allerlei Alltagsgütern an die polnisch-ukrainische Grenze – samt anstrengender und zeitraubender 3000-Kilometer-Touren ab Erfurt.

Über das Rotary-Netzwerk knüpften die Erfurter dann Kontakte zu Clubs in Cluj und Suceava in Rumänien, die wiederum Hilfslieferungen ins nahe ukrainische Czernowitz organisierten, wo ebenfalls ein Rotary-Club die Verteilung vor Ort übernahm. „Rumänen und Ukrainer waren sich dort bislang eher fremd. Doch seit dem Krieg ist da eine unglaubliche Solidarität über die Grenze hinweg entstanden“, sagte Lehmann. Inzwischen läuft die Rotary-Aktion im Dreieck Erfurt-Suceava-Czernowitz vor Ort, die Lebensmittel werden in Rumänien besorgt.

Nur diese eine große Palette, die nicht mehr in den ersten Hilfs-Lkw gepasst hatte, sie stand bislang noch in Zella-Mehlis, wo der Edeka-Großmarkt die Logistik der Aktion unterstützt hatte. Nun, bei der Tafel in Zella-Mehlis, werden die Lebensmittel teils wieder Ukrainern zugute kommen. „Wir haben vermehrt Flüchtlinge als Kunden“, sagte Tafel-Mitarbeiterin Peggy Werner.

Knapp 90 Einzelpersonen und Familien kommen regelmäßig in die Ausgabestelle in der Forstgasse. Und wie alle Tafeln spüren auch die Zella-Mehliser, dass Bedarf und Bedürftigkeit in der Krise steigen. Zugleich wird es schwieriger, aussortierte Lebensmittel im Einzelhandel zu beschaffen – zumal für die Zella-Mehliser Tafel, die erst seit zehn Monaten im Geschäft ist. „Die Supermärkte kalkulieren die Bestände immer knapper, das führt zwangsläufig auch zu einem geringeren Angebot an die Tafeln“, bestätigt Reiner Lehmann, selber Einzelhändler in Erfurt.

Nun aber ist der Bestand der Tafel erst einmal gut aufgefüllt. Katrin Schneider atmet auf: „Wir möchten niemanden wegschicken, der unsere Hilfe nötig hat.“