Suhler Jubilar Büchsenmachermeister Rolf Ziegenhahn wird 85

Klaus Zimmermann
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Der Büchensmachermeister Rolf Ziegenhahn feiert am heutigen Samstag seinen 85. Geburtstag.

 
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Die Stadt Suhl hat die Eröffnung seines Hauses der Geschichte feiern können. Durch einen aufwendigen Umbau des ehemaligen Kulturhauses beziehungsweise Hauses der Philharmonie erhielten das Stadtarchiv und das Magazin des Waffenmuseums neue Räumlichkeiten und die Angestellten der beiden Einrichtungen sehr gute Arbeitsbedingungen. Es ist wieder ein Schritt auf dem Weg der Identitätsfindung der Stadt. Aber neben den Gebäuden in einer Stadt sind es zu allererst die Menschen, die das Bild einer Stadt prägen. Über Jahrhunderte hinweg waren es in Suhl die Büchsenmacher, die für die Bekanntheit der Stadt in der Welt sorgten. Einer von ihnen, der Büchsenmachermeister Rolf Ziegenhahn, feiert am heutigen Samstag seinen 85. Geburtstag. Zusammen mit Horst Knopf, der seinen 80. Geburtstag im April beging („Freies Wort“ berichtete), und Helmut Adamy, Jahrgang 1949, bildet er das Trio der verbliebenen Nestoren des Suhler Büchsenmacherhandwerks.

Übernahme mit 20 Jahren

Rolf Ziegenhahn wurde am 11. Juni 1937 in Suhl geboren. Der berufliche Weg von Rolf war, wie so oft in der damaligen Zeit, durch die Familie vorgezeichnet. Sein Großvater Alfred (1876 – 1946) war Büchsenmacher und begründete 1923 mit seiner Firma den Ruf der Büchsenmacher-Dynastie Ziegenhahn. Über die Adressen Gothaer Straße 81, Am Rotebächle 2 siedelte die Firma 1931 in die Hofleitengasse 5 in Suhl. Unter dieser Adresse begann auch Rolf Ziegenhahn 1955 nach seiner Büchsenmacher-Lehre bei Kurt Hollandt aus Suhl-Neundorf seine Arbeit in der Firma, die damals sein Vater Fritz Ziegenhahn (1903 – 1957) führte. Nach seinem frühen Tod übernahm Rolf den Betrieb im März 1957 mit noch nicht 20 Jahren. Es waren vor allem seine Eigenentwicklungen von Sportpistolen beziehungsweise –revolvern, mit denen er innerhalb der Bühag (Büchsenmacher-Handwerksgenossenschaft Suhl) zusammen mit Walter Munk (später Wolfgang Weiß) ein Alleinstellungsmerkmal besaß. Bis heute im Internet gehandelt werden die Modelle IV und 5005 sowie der Sportrevolver Zi-Di aus dem Jahr 1961.

Nächste Generation

Im Jahr 1984 wurde die Firma durch Rolf Ziegenhahn auf Langwaffen umgestellt, da die Bühag den Vertrieb der Sportpistolen aus Preis- und Materialgründen einstellte. Da im Text nur von Männern die Rede ist, muss auch Rolf Ziegenhahns liebenswürdige Ehefrau Barbara an dieser Stelle genannt werden. Sie führte die Büroarbeit der Firma über viele Jahre hinweg aus. Dies ist umso nachdrücklicher zu vermerken, da beide gerade erst ihre Diamantene Hochzeit begehen konnten.

Bis zur deutschen Wiedervereinigung und auch in der Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs wurden in der Firma von Rolf Ziegenhahn Jagdwaffen verschiedener Arten beziehungsweise Ausstattungen hergestellt und zunehmend auch Reparaturen und Restaurationen von Waffen realisiert. Daran arbeitete er nun schon mit seinem Sohn Jens Ziegenhahn, geboren 1966. Dieser hatte Jagdwaffen-Mechaniker bei Günter Retz (1930 – 2020) und Schäfter bei Otto Engelhardt (geboren 1934), beide aus Suhl-Goldlauter, gelernt. Seit 1996 führt Jens Ziegenhahn nun die Firma in der vierten Generation in Zella-Mehlis weiter.

Aus dem Suhler wurde nun ein Zella-Mehliser Büchsenmacherbetrieb, der aber in der Suhler Straße 9A angesiedelt ist. Dies ist ein gutes Stichwort, denn Rolf Ziegenhahn steht, bedingt auch durch seinen langjährigen Wohnort, für die Büchsenmachertradition in beiden Städten. Bis in die Gegenwart unterstützt er mit seinem Wissen die vielen Bemühungen, beide Städte mit ihren Leistungen im Büchsenmacherhandwerk historisch korrekt einzuordnen.

Der Autor ist dankbar für viele Gespräche zu diesem Themenfeld und zu manch kritischer Auseinandersetzung mit heimatgeschichtlichen Texten, zu der Rolf Ziegenhahn stets bereit ist. Es ist dem Jubilar vor allem Gesundheit zu wünschen, damit Motorradtouren, Schützenvereinstreffen und Jagdausflüge weiter ihren Platz in seinem Leben haben.

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