Suhler Corona-Labor „Wir arbeiten nach wie vor am Maximum“

Das Suhler MVZ-Gemeinschaftslabor gehört zu jenen Unternehmen, die in der Pandemie boomen. Nun werden auch einige Corona-Proben von hier auf Mutationen getestet und dafür nach Heidelberg geschickt.

 
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Der Suhler Laborchef Robert Siegmund. Foto: /ari

Suhl - Werden am Wochenende gar keine Coronatests analysiert? Das könnte man fast meinen, wenn man immer montags hört und liest: Die Infektionszahlen sind heute niedriger, weil Samstag und Sonntag weniger getestet wird. „Klar, am Wochenende bekommen wir weniger Proben zugesandt“, sagt Robert Siegmund, Leiter des MVZ-Gemeinschaftslabors in Suhl. „Das heißt aber nicht, dass sie dann nicht ausgewertet werden“, erwidert der Labormedziner auf entsprechende Befürchtungen, die an ihn herangetragen wurden.

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„Seit Anfang der Pandemie arbeitet unsere PCR-Abteilung werktags bis 23 Uhr und ist auch am Wochenende besetzt“, sagt Siegmund. Anders wäre der Arbeitsanfall auch gar nicht zu bewältigen. „Alle zugesandten Proben werden auch am Wochenende innerhalb von 24 Stunden analysiert“, verspricht Siegmund. Die Ergebnismeldungen gehen nach seinen Angaben sofort an die Gesundheitsämter, die sie dann auch samstags und sonntags auswerten könnten. Die Daten kommen übrigens nicht mehr per Fax, sondern werden – so wie vom Bundesgesundheitsministerium gefordert – seit 1. Januar in das Infektionsschutz-Meldesystem Demis eingegeben, das eine der Grundlagen für die aktuellen Corona-Statistiken des RKI ist.

Zwischen 100 und 800 Röhrchen nehmen Siegmunds Labormitarbeiter derzeit täglich unter die Lupe, wöchentlich summiert sich das auf drei- bis viertausend Stück – ein gutes Geschäft für das Unternehmen. Seit Herbst vergangenen Jahres war die Testmenge kontinuierlich gestiegen. Nach einem Höchstwert von fast 4500 Anfang Dezember hat sich die wöchentliche Zahl der PCR-Tests inzwischen auf 3000 eingependelt. „Dafür braucht unser Laborpersonal ein Maximum an Ausdauer und Engagement“, erklärt Robert Siegmund. Er wünsche sich daher, dass diese wichtige Arbeit hinter den Kulissen der Pandemie von der Allgemeinheit mehr wertgeschätzt wird.

Wobei die PCR-Tests nur ein Teil der nach eigenen Angaben acht Millionen Untersuchungen ausmachen, die das Suhler Labor samt Außenstellen in Friedrichroda, Schmalkalden, Hildburghausen und Saalfeld bewältigt. Rund 600 Arztpraxen und 17 Krankenhäuser in Südthüringen und Franken gehören zu Siegmunds Kunden. Das Labor residiert zwar gleich neben dem SRH-Zentralklinikum, hat aber unternehmerisch nichts mit dem Krankenhaus zu tun. Es wird als Privatlabor im Verbund der Limbach-Gruppe geführt, deren Zentrale zufällig ebenso wie die der SRH in Heidelberg steht.

Zwischen Suhl und der Stadt am Neckar nimmt der ohnehin täglich pendelnde Nachtkurier seit dieser Woche eine besondere Fracht mit an Bord: Positive Corona-Proben, die in Heidelberg darauf geprüft werden, ob sie eine der besonders gefährlichen Sars-Cov-2-Varianten enthalten. Die dafür nötige Sequenzierungs-Technologie ist in Suhl nicht vorhanden. Bis zu fünf Prozent der Positivproben könnten diesen nachträglichen Mutations-Check erhalten. Noch sind es viel weniger: Täglich drei bis vier Proben werden im Suhler Labor nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und in Heidelberg auf die entscheidenden Gen-Sequenzen überprüft – was jedes Mal zwei bis drei Tage dauert. Dass auch bei einer Suhler Probe der Mutant nachgewiesen wird, ist eine Frage der Zeit: In Thüringen ist die besonders ansteckende Variante spätestens Anfang Januar angekommen, bei einem Mädchen aus Jena, in deren Coronatest sie vorige Woche nachträglich entdeckt worden war.

In all den aktuellen Teststatistiken steckt auch eine gute Nachricht: Der Anteil der positiven Tests beginnt wieder zu sinken. Wurden um den Jahreswechsel noch in mehr als ein Drittel aller Abstriche Corona-Viren festgestellt, so ist diese Positivquote inzwischen wieder auf etwas über 20 Prozent gesunken – mit weiter fallender Tendenz. er