Suhler Chrisamelmart Bohrmaschine sorgt für Chips-Nachschub

Anica Trommer

Händler, die seit knapp drei Jahrzehnten auf dem Suhler Chrisamelmart Glühwein verkaufen und Händler, die gelegentlich beziehungsweise zum ersten Mal dabei sind, sind zwischen Dianabrunnen, Marktplatz und Unterem Markt anzutreffen.

 
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Für Angelika Kröckel ist das Arbeiten auf dem Suhler Chrisamelmart auch ein bisschen wie nach Hause kommen. „Wäre die Pandemie nicht gewesen und der Markt nicht zweimal ausgefallen, wäre ich dieses Jahr zum 29. Mal dabei“, sagt sie. Am Dianabrunnen verkaufen sie und ihr Team Glühwein und Backfisch. Die restlichen Buden, die sonst noch in ihrer Hand lagen, hat die Händlerin aus Pößneck abgegeben. „Ich habe alles ein wenig zurückgefahren“ erzählt sie. Angelika Kröckel freut sich dennoch sehr darüber, endlich wieder in Suhl sein zu können. „Natürlich haben mit besonders die Stammkunden gefehlt und die netten Plaudereien mit den Besuchern des Marktes“, sagt sie.

Zwei Jahre sei sie zum Nichtstun verdammt gewesen. Und nun habe sie mit den gestiegenen Einkaufspreisen zu kämpfen. „Als ich gehört habe, wie viel Frittierfett kostet, wollte ich es gar nicht glauben“, sagt Angelika Kröckel. 50 Prozent mehr zahle sie auch beim Einkauf des Backfisches, mindestens genauso viel mehr kostet das Gas. Das wirkt sich auf die Preise für die Kunden aus. Sie hofft dennoch auf gute Geschäfte und ein Wiedersehen vieler Freunde aus Suhl.

Seit 1922 verkauft Familie Weggel Kartoffelchips. „Mein Urgroßvater hat das Unternehmen gegründet“, erzählt Josef Weggel. Per Kurbel drehte der Vorfahre aus der Knolle die gelockten Chips, ehe er sie in Öl ausbacken ließ und mit selbst zusammengestellten Gewürzen verfeinerte. Diese Arbeitsschritte haben die Weggels beibehalten, nur zur Herstellung der Kartoffelchips haben sie inzwischen technische Hilfe. Eine Bohrmaschine dreht die Kartoffel, die mit Hilfe eines Nagels fixiert wird, über ein Rasierblatt. Der Vater vor Josef Weggel hat sich das Verfahren ausgedacht. „Ich habe extra den Stand extra mit einer Glasscheibe versehen, damit die Kunden dabei zuschauen können“, erzählt der Eisfelder, der gebürtig aus der Region um Nürnberg kommt.

Essen die Suhler gern Kartoffeln?

Er und seine Cousine Letizia verkaufen zum ersten Mal auf dem Unteren Markt in Suhl. „Es ist ein Versuch. Wir wollen schauen, wie unsere Chips ankommen“, sagt er. Der Rest der Schausteller-Familie steht auf dem Weihnachtsmarkt in Coburg. Dort gehören auch Baumstriezel zum Sortiment.

Zu Beginn und zum Ende des Chrisamelmarts ist Gerhard Berghold in einer Wechselhütte auf dem Marktplatz anzutreffen. Vor der Pandemie war er schon einmal als Händler auf dem Suhler Weihnachtsmarkt zu Gast. Nun ist er wieder mit dabei. Er hat seinen Stand mit Mistelzweigen dekoriert, die er auch zum Verkauf anbietet. Das Gewächs macht es sich als Schmarotzer auf seinen alten Apfelbäumen bequem. „Bis eine Mistel richtig groß ist, wächst sie gute 30 bis 40 Jahre“, erzählt der Ummerstädter. Er erntet, teilt und verkauft sie. Vor allem zu Weihnachten hängen die grünen Zweige mit den weißen Beeren oft als Dekoration in den Hausfluren Wer sich darunter küsst, erfährt Glück und ewige Liebe, besagt der Brauch.

An seien Obstbäumen wachsen aber nur Misteln, sondern auch Früchte, die sich hervorragend eignen, um Schnaps aus ihnen zu machen. „Dieses Jahr habe ich 400 Kilogramm Zwetschen gesammelt“, sagt Gerhard Berghold. Er setzt daraus eine Maische an, die drei Monate bei 15 Grad gärt. Ein Bekannter aus dem Nachbarort brennt daraus Obstbrände. Wildbirne und Quitte müsse man auf jeden Fall probieren, lädt er ein.

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