Suhl/ Zella-Mehlis Wo seit einem Vierteljahrhundert Fahrzeuggeschichte begeistert

Simson und Suhl - diese Begriffe gehören untrennbar zusammen. Seit nunmehr 25 Jahren wird diese Symbiose mit dem Fahrzeugmuseum gewürdigt. Entstanden ist es auf Initiative von Enthusiasten.

 
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Wer denkt, im Suhler Fahrzeugmuseum nur auf die legendären Simson-Zweiräder aus Heinrichser Produktion zu stoßen, irrt: Die Besucher empfängt ein regelrechter Parcours der Fahrzeuggeschichte, in dem es bei Weitem nicht nur um die unkaputtbaren Zweiräder geht. Selbstredend bildet die Marke Simson mit all ihren Facetten das Kernstück der Ausstellung, doch sind auch diverse Automobile aus ostdeutscher Produktion, technisch besondere Motorräder aus Deutschland und aller Welt, aber auch jene Sportmaschinen zu sehen, die Simson und MZ zu Weltruf in der Gelände- und Rennsportszene verhalfen. Auf 1400 Quadratmetern Fläche sind daneben auch Studien von Formgestaltern und Designern, Modelle, Prototypen und Einzelstücke zu sehen. Sie ergänzen die Schau und machen das Museum im Herzen der Stadt zu einem Besuchermagneten. Animationen und Schautafeln erläutern und fördern technisches Verständnis.

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Gerade erst wurde die halbe Besucher-Million geknackt, das Museum erfreut sich großer Beliebtheit. Und das beileibe nicht nur bei "alten Hasen", eingefleischten Simson-Fans und Technik-Freaks, sondern durchaus auch bei Familien und jungen Leuten. Wer das Museum besucht, kann immer wieder erleben, wie so manchem Besucher das Herz aufgeht, wie alte Geschichten herausgekramt und auch schon mal Jugendsünden gestanden werden. Trockene Theorie jedenfalls bleibt in diesem Museum nichts.

Das Museum selbst ist übrigens aufgebaut wie ein Speichenrad.: Der Kinoraum stellt die Radnabe dar, um die herum die Exponate wie Speichen angeordnet wurden. Mitunter ist es nicht so leicht, den Überblick zu behalten: Längst ist nicht alles perfekt, es gibt sicherlich die eine oder andere Stelle, an der die Präsentation ein wenig überarbeitet werden sollte: Niemand versteht, warum er beim betreten des Museums zuerst auf Fahrzeuge stößt, die so rein gar nichts mit Suhl zu tun haben. Aber das nur am Rande, denn immerhin befindet sich die Schau seit ihrem Bestehen in einem stetigen Wandel. "Kritik bringt uns weiter", bekennt denn auch Thorsten Orban, der seit gut einem Jahr der neue Chef des Hauses ist.

Die meisten Ausstellungsstücke stammen von privaten Gönnern und Unterstützern, Enthusiasten kümmern sich um die Schau und betreuen die Besucher, werkeln aber auch fleißig hinter den Kulissen.

Zu den Schätzen des Hauses gehören zweifelsohne die Simson-Supra-Automobile, die einst zu den edelsten verfügbaren Karossen der Welt zählten und nicht nur Kaisern und Königen, sondern auch Industriellen und Stars aus der Showbranche als angemessene Gefährte zu pompösen Auftritten verhalfen. Ein Foto zeigt einen Simson Supra vor der Essener Villa Hügel der Familie Krupp.

Der Silberpfeil des Suhler Rennfahrers und Avus-Siegers von 1951, Paul Greifzu, ist in den Räumen am Rande des Atriums des CCS ebenso zu bestaunen wie das erste Automobil, das die Bayerischen Motorenwerke auf die Straßen brachten - den Dixi. Wer hätte es gewusst: Gebaut und entwickelt wurde das erste BMW-Automobil nicht etwa südlich des Weißwurstäquators, sondern am Thüringer Automobilstandort Eisenach.

Jüngst wurde ein aufwendig erstelltes Büchlein vorgestellt, das nicht nur die Geschichte des Museums beleuchtet, sondern auch die Fahrzeugproduktion, die unglaubliche Teilnahme von Hollywoodstar Steve McQueen an den Six Days 1964 im Thüringer Wald und die Touren beschreibt, die Testfahrer durch die halbe Welt führten.

Touren gibt’s heute übrigens auch noch. Zum Beispiel wieder am Samstag, 19. September. Dann startet die Oldtimerrundfahrt 2020. Nach einer Fahrt vom Platz der deutschen Einheit durch die Gutenbergstraße und die Fußgängerzone Steinweg erfolgt um 10 Uhr der offizielle Start der Oldtimerfahrt auf dem Suhler Marktplatz vor dem historischem Rathaus. Die diesjährige Oldtimerfahrt steht unter dem Motto "70 Jahre AWO". Das Jubiläum dieses besonderen Motorrades aus Suhler Produktion kann zwar wegen der Pandemie nicht groß gefeiert werden, doch bereitet der Förderverein des Fahrzeugmuseums aktuell auch eine Sonderausstellung vor. Die AWO, das Suhler Viertakt-Motorrad, war die erste Nachkriegsneuentwicklung in Deutschland und ein Meilenstein der deutschen Motorradproduktion.