Suhl/ Zella-Mehlis Schwillt die Sirene an und ab, dann Fernseher an und Fenster zu

Am Feuerwehrgerätehaus Goldlauter-Heidersbach steht eine der modernen elektronischen Sirenen der Stadt Suhl. Foto: frankphoto.de Quelle: Unbekannt

Suhl beteiligt sich am bundesweiten Warntag, der am Donnerstag erstmals seit der Wiedervereinigung stattfindet. Pünktlich um 11 Uhr heulen die Sirenen. Auch in Benshausen.

 
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Suhl/Zella-Mehlis - Zeitgleich in ganz Deutschland und auch in Suhl heulen morgen die Sirenen. Beim bundesweiten Warntag werden alle verfügbaren Mittel zur Warnung vor Katastrophen - Handy-Apps, Sirenen, Radio, Fernsehen und Internet - ausgelöst. In Zella-Mehlis gibt es keine Sirenen mehr, allerdings eine im Ortsteil Benshausen. Diese wird ertönen, sagt Stadtsprecherin Andrea Grünkorn auf Nachfrage der Redaktion.

Nach der Wiedervereinigung sah man in den 1990er-Jahren keinen Bedarf mehr für eine Möglichkeit zur schnellen und umfassenden Information der Menschen in Deutschland vor plötzlichen Gefahren. Die Folge war, dass das flächendeckende Sirenennetz teilweise abgebaut wurde, auch einen Warntag gab es nicht mehr. Eine Einschätzung, die man nach Hochwassern, Terrorangriffen und anderen Überlegungen in den 2000ern revidierte. Seitdem wird ein modernes und vielfältiges Warnnetzwerk aufgebaut.

"Der Schlüssel ist und bleibt aber nach wie vor die Sirene", schätzt der Sprecher der Suhler Feuerwehr Daniel Wiegmann ein. "Zum Glück haben wir in Suhl immer auf unser Sirenennetz vertraut und es unterhalten."

Am Donnerstag wird sich daher auch die Stadt Suhl am bundesweiten Warntag beteiligen. Genau um 11 Uhr werden dann die primären Warnmöglichkeiten ausgelöst. Neben den Sirenen auch die modernste Einrichtung im Netzwerk, die offizielle Warn-App Nina. Nina steht dabei für Notfall-Informations- und Nachrichten-App. Über diese kostenlose App erhält der Nutzer detaillierte Informationen zu allen aktuellen Warnungen an seinem derzeitigen Aufenthaltsbereich. Die Warnungen können über ein speziell gesichertes Netzwerk nur von einer der wenigen auserlesenen offiziellen Stellen in Echtzeit ausgelöst werden. "Die Feuerprobe hat Nina in der aktuellen Corona-Zeit mit Bravour bestanden", findet Wiegmann. "Hierüber waren und sind immer die regionalen gültigen Informationen, Vorsichtsregeln und gültigen Vorschriften abrufbar." Genauso würde es auch bei einem Großfeuer, einem Chemieunfall, bei Hochwasser oder anderen plötzlichen Gefahren laufen, wenn die Bevölkerung gewarnt werden muss.

Einheitliche Signale

Die Spitze der Warnung bildet aber nach wie vor die Sirene. "Sie erfüllt die Aufgabe der sogenannten Weckfunktion", erklärt der Feuerwehrmann. "Das heißt, sie soll die Menschen darauf aufmerksam machen, dass derzeit gerade etwas nicht in Ordnung ist." Doch nun gibt es verschiedene Signale, die die Sirenen aussenden können. Welche haben welche Bedeutung? Die Signale hat das Land Thüringen im Jahr 2018 wieder einheitlich für den gesamten Freistaat festgelegt. Diese gelten im Übrigen auch in gleicher Form fast im gesamten Bundesgebiet.

Der Warnton für die Warnung vor Gefahren ist ein einminütiger auf- und abschwellender Ton, so wie man ihn aus alten Kriegsfilmen kennt.

Ein einminütiger Dauerton bedeutet Entwarnung. Außerdem wird die Sirene auch heute teilweise noch zur Alarmierung der Feuerwehr genutzt. Bei Feueralarm werden drei Signale von zwölf Sekunden Dauer und zwölf Sekunden Pause hintereinander ausgesendet.

Hört man den einminütigen auf- und abschwellenden Warnton, dann ist es das A und O, sich weitere Informationen einzuholen. Also Fernseher und Radio einschalten und im Internet auf den offiziellen Seiten nachsehen. Darüber hinaus empfiehlt Wiegmann: "Schließen Sie Fenster und Türen. Schalten Sie Klima- und Lüftungsanlagen ab. Geschlossene Gebäude sollen vorerst nicht verlassen oder solche aufgesucht werden. Warnen Sie auch Ihre Nachbarn und Angehörige."

Feueralarm in Suhl

"Am Donnerstag werden wir in Suhl an allen Sirenen gleichzeitig das Signal für den Feueralarm auslösen", erklärt Wiegmann. "Das liegt einfach daran, dass noch nicht alle unsere Sirenen die neu festgelegten Signale für die Bevölkerungswarnung aussenden können. Wir werden zukünftig natürlich versuchen, das abzustellen. Dennoch wollen wir uns als Stadt Suhl unbedingt an dem bundesweiten Warntag beteiligen." Diese Sirenenauslösung wird die Feuerwehr Suhl nutzen, um die Abdeckung des Suhler Stadtgebietes zu überprüfen, also ob das Alarmsignal überall gehört wird. "Von einigen Stellen kennen wir unsere Defizite, zum Beispiel in Mäbendorf und im Bereich Döllberg und Friedberg, an anderen Orten wollen wir es selbst hören."

Auch in den kommenden Jahren wird sich hier einiges tun. "Zum einen werden wir natürlich die möglichen Signale anpassen. Zum anderen wollen wir an den uns bekannten weißen Flecken neue Sirenen aufstellen. In Mäbendorf wird das noch im laufenden Jahr passieren. Für rund 16 000 Euro entsteht hier eine neue elektronische Sirenenanlage." Finanzielle Unterstützung erhalten die Kommunen dabei für jede Sirene vom Land Thüringen. Gerade mit den modernen elektronischen Sirenen haben die Suhler Feuerwehrleute schon gute Erfahrungen gemacht. In Goldlauter und Neundorf wurden solche Anlagen schon installiert. "Diese können wir einfach programmieren, und sogar Sprachdurchsagen wären möglich." Aber auch die Umstellung des Funknetzes der Feuerwehren auf Digitalfunk hat hier in Zukunft seinen Einfluss. Gerade dadurch sind voraussichtlich einige Investitionen und Umbauten nötig.

"Aber nun wollen wir am Donnerstag erst mal wieder einen wichtigen Schritt gehen und uns an der gemeinsamen Initiative des Bundes und der Länder zum Warntag beteiligen. Denn was nützt die Technik, wenn die Menschen die Systeme nicht kennen oder nicht wissen, was sie bedeuten", so Daniel Wiegmann. Genau darauf soll der Warntag hinweisen und alle Möglichkeiten, egal ob Sirene, Warn-App, Radio oder Fernseher, ins Bewusstsein rücken.

>>> Wieder mehr Sirenen in Thüringen: Kein flächendeckendes Netz

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