Suhl/Zella-Mehlis Ein Modell, das für Energie der Zukunft Schule macht

Unterricht der der ganz anderen und der ganz praktischen Art. Schüler der Klasse 7b der Regelschule „Paul Greifzu“ hatten Besuch und die Ehre die Premiere eines neuen Modells im Physikunterricht gemeinsam mit Matthias Reder (rechts) selbst zu gestalten. Foto: frankphoto.de

Wie aufregend Schule sein kann, das haben die Kinder der 7 b der Regelschule „Paul Greifzu“ am Montag erlebt. Und das nicht nur, weil eine Ministerin mit ihnen auf der Schulbank saß. Sie hatten die Ehre, die Premiere eines neuen Modells zu erleben.

 
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Suhl - „Das ist mal was anderes“, sagen Benjamin, Nico und Felix. Sie sind Schüler in der Klasse 7b in der Regelschule „Paul Greifzu“ und erleben mit ihren Klassenkameraden Physikunterricht, der es in sich hat. Ein neues Modell, das vom Verein Jugend und Technik Suhl entwickelt wurde, feiert Premiere. Es geht um die Brennstoffzelle. Und darum, wie sie funktioniert und was sie alles kann. Besser noch; die Schüler können direkt im Unterricht deren Funktionsweise nachvollziehen – jeder an seinem Arbeitsplatz. Da wäre zuerst die Elektrolyse, also die Trennung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Gar nicht so einfach, die sichtigen >Kabel samt Stecker in die richtigen Buchsen zu bekommen. Aber die meisten Mädchen und Jungen haben ihre Antennen auf vollen Empfang gestellt, lassen sich gerne helfen und tatsächlich – es funktioniert.

Matthias Reder, Leiter des Jugendtechnikzentrums in Suhl, erklärt alles, was mit der Funktionsweise der Brennstoffzelle zu tun hat. Und er tut es mit einer Leidenschaft, die ansteckend ist. Im Jugendtechnikzentrum ist dieses Modell in eineinhalb Jahren entwickelt worden und es gibt jetzt sogar einen ganzen Klassensatz davon. Möglich ist das dank des Geldes geworden, das Thüringens Finanzministerin Heike Taubert aus dem Topf mit Lottomitteln zugeschossen hat. Mit den 1300 Euro konnten etwa zwei Drittel der Gesamtkosten für den Modell-Satz gedeckt werden. Den Rest hat der Verein Jugend und Technik Suhl bezahlt.

Am Montag hat sich Heike Taubert angeschaut, wie das Projekt ankommt. Und dafür hat sie, die Informationstechnik studiert hat, noch einmal die Schulbank gedrückt – für eine ganze Unterrichtsstunde lang. „Chemie und Physik sind meine ganz besondere Leidenschaft. Und ich bin sehr froh, dass es solch engagierte Menschen wie Matthias Reder und dass es den Verein Jugend und Technik Suhl gibt. Sie bringen Jugend und Technik zusammen und verstehen es, die Neugier zu wecken und sie auch wach zu halten“, sagt die Finanzministerin.

Auch wenn es die Zeit des Wahlkampfes ist, hält sie keine Rede. Aber sie weiß beizusteuern, dass die erste Brennstoffzelle schon 1836 erfunden wurde, aber nun längst überholt ist. Das Prinzip aber ist das gleiche. Energie wird gewandelt. In Sachen Umweltschutz samt Einsatz regenerativer Energien spielen Brennstoffzellen eine große Rolle und bieten ein riesiges Forschungsgebiet. Und vielleicht ist genau hier für den einen oder die andere aus der 7 b ein Traumberuf dabei, in dem sie dabei helfen können, immer mehr umweltfreundliche Energien zum Einsatz zu bringen. Für den Antrieb der großen Kreuzfahrtschiffe zum Beispiel. Oder auch der Lkw und Busse. In Japan werden die schon serienmäßig solche Fahrzeuge gebaut, die mit Wasserstoff angetrieben werden.

Wie Heike Taubert in Aussicht stellt, soll demnächst ein Testlauf für eine Lok im Schwarzatal durchgeführt werden, die sich auf der Basis von Wasserstoff fortbewegt. Und sie verweist auf das Institut für Angewandte Wasserstoff-Forschung in Sonneberg, das sicher einen Ausflug für die ganze Klasse wert wäre.

Die dringend notwendige Forschung auf dem Gebiet regenerativer Energien bietet dem Verein Jugend und Technik Suhl den Hintergrund für vielfältige Projekte. „Wasserstoff ist ein super Energieträger und ein Thema über das wir reden müssen“, sagt Reder, dem umweltfreundliche Energien ein großes Anliegen sind. Und das tut er auch mit dem bildungsbegleitenden Angeboten, für die 15 Modelle zur Verfügung stehen. Mit ihnen können Schüler von der dritten bis zur neunten Klasse ihre handwerklichen Fähigkeiten ausprobieren, eine wichtige Verknüpfung zwischen trockener Theorie und praktischer Anwendung kennenlernen. Dafür ist der 66-Jährige beinahe jeden Tag in einer anderen Schule unterwegs. Dass ihm das unglaublichen Spaß macht, muss er nicht extra betonen. Das ist spürbar. Und wenn die Schüler mit Eifer bei der Sache sind, Fragen stellen und die Sache verstehen wollen, dann ist ihm das ein schöner Lohn.

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