Suhl/Zella-Mehlis Die Förderung läuft, aber der Sport hängt im Startblock fest

Auch in Mäbendorf ist der Sportplatz gesperrt. Training? Fehlanzeige. Foto: frankphoto.de

Die Sportförderung für die Vereine läuft. Der neue Vertrag dafür lässt das Geld schneller und unbürokratischer fließen. Allein Sport findet seit Monaten nicht statt. Und das kostet Mitglieder.

 
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Suhl - Keine Frage – der Vertrag über die Sportförderung der neuen Art, der Ende vergangenen Jahres zwischen dem Suhler Sportbund und der Stadt Suhl geschlossen wurde, erleichtert einiges. Das Geld kommt unabhängig von der Zitterpartie, die Jahr für Jahr im Rathaus parallel zu der Frage läuft, ob der Haushaltsplan genehmigungsfähig ist oder nicht. Eine solche Zitterpartie endete im Jahre 2019 für 32 Suhler Sportvereine inklusive des Suhler Sportbundes böse. Trotz des Stadtratsbeschlusses und einem bereits verschickten Förderbescheid, durfte an sie kein Geld für die Kinder- und Jugendarbeit erhalten ausgereicht werden.

Die Kulisse für dieses Trauerspiel lieferte einmal mehr der Suhler Haushalt, der nicht genehmigungsfähig war. Nun ist vertraglich besiegelt, dass für die nächsten zwei Jahre je 105 000 Euro für die Sportförderung gebunden sind. Eingeschlossen sind hier unter anderem die mitgliederbezogene Förderung, die Bezuschussung von Übungsleitern, Organisationsleitern, Jugendleitern sowie des Stadtsportbundes. Das ist ein Novum in der Stadt. Eins, worauf viele Jahre hingearbeitet wurde. „Die Vereine bekommen nun ihr Geld so frühzeitig wie noch nie und das tut ihnen sehr gut“, sagt Pierre Döring, der Präsident des Suhler Sportbundes (SSB). Das Geld fließt, aber weder Training noch Wettkämpfe dürfen stattfinden. Thüringenweit hat das den Vereinen in Summe schon 4,2 Prozent, das sind etwa 150 00 Mitglieder, gekostet.

Auch in Suhl gibt es keine besseren Nachrichten. Von den 8532 Menschen, die in Vereinen Sport treiben, haben sich bereits 369 abgemeldet – das sind 4,2 Prozent. Noch verzeichnet der Suhler Sportbund den höchsten Organisationsgrad innerhalb des Landessportbundes – alles in allem sind noch 22,8 Prozent der Suhler in einem Sportverein organisiert. Das ist knapp ein Viertel aller Einwohner. Aber der Schwund wird sichtbar. Der Sport im Verein findet seit Monaten nicht statt. Die Sportstätten sind geschlossen. Allein das Aue-Stadion wird für zwei Tage in der Woche (Dienstag und Donnerstag von 15 bis 19 Uhr) geöffnet – ausschließlich für den Individualsport. Trainer, die hauptamtlich beschäftigt sind und für die Vereine auch gefördert werden, sind in Kurzarbeit. Was Wunder, dass auch in Sachen Umbau, Modernisierung und Sanierung vereinseigener Sportstätten viel weniger Anträge auf Förderung gestellt wurden, als Geld zur Verfügung steht. Sicher gäbe es einiges zu tun in den Vereinen, aber ein Problem dürfte sein, dass wegen fehlender Einnahmen die Eigenmittel fehlen, die es zu dem Fördergeld braucht.

„Wer noch Möglichkeiten für Investitionen oder die Beschaffung von Sportgeräten sieht, kann auch jetzt noch einen Antrag auf Förderung stellen. Da ist noch Luft nach oben. Wichtig ist nur, dass die Anträge bei uns sind, bevor die Maßnahmen beginnen“, sagt Fabian Wolf, der leitende Sport-Sachbearbeiter in der Stadtverwaltung Suhl.

Bislang sind von drei Vereinen Anträge auf einen Zuschuss eingegangen, um beispielsweise eine Heizungsanlage sanieren, Toiletten erneuern, Duschstellen zu erweitern sowie eine Trinkwasserleitung erneuern zu können. In Summe sind dafür durch die Mitglieder des Ausschusses für Kultur, Tourismus und Sport 5680 Euro Förderung bewilligt worden. Für die Beschaffung von Sportgeräten wie beispielsweise Handbälle, Tore, Netze, Ergometer, Rennrodelanzüge sind durch den Ausschuss die beantragten Mittel in Höhe von insgesamt etwa 4380 bewilligt worden.

So weit, so gut. Dennoch bleibt viel Unzufriedenheit. Denn es findet kein Vereinssport statt. Für Frank Ullrich, SPD-Stadtrat und Ausschussmitglied, ist dies Anlass für ein Plädoyer für den Sport. „Sport im Freien ist nicht das Problem, das ist die Lösung. Hier stellt sich die Frage der Aerosole nicht so wie in einer Halle.“ Sport sei gut für die Gesundheit und das Immunsystem. Und außerdem: „Spitzensport geht doch auch. Es müssen alle Möglichkeiten inklusive der Tests genutzt werden, um den Sport wieder zu ermöglichen, sonst hat das fatale Langzeitfolgen – insbesondere auch für den Breitensport“, so Frank Ullrich, der ein erfolgreicher Biathlet und Trainer war. „Wir brauchen einen Plan dafür, dass Sport sehr bald wieder geht. Dass Geld für die Vereine fließt, ist schön, aber mindestens genauso wichtig ist es, dass wieder trainiert werden kann.“

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