Meiningen - Auch hartgesottene Beobachter beschreiben den Fall als außergewöhnlich brutal: Wegen letztlich 27 Euro haben drei junge Männer im Juni einen 59-Jährigen zu Tode gefoltert. Der Prozessauftakt gab eine Ahnung von seinem Martyrium.

Zu Beginn des Meininger Mordprozesses um die brutale Misshandlung eines 59-Jährigen haben die drei Angeklagten gestanden. Bei den genauen Abläufen schoben die Männer sich aber am Donnerstag gegenseitig die Schuld zu. Sie räumten ein, im Juni ihr Opfer in dessen Wohnung in Suhl geschlagen zu haben. Der Mann wurde laut Anklage zu Tode gequält. Zunächst hätten sie Geld von ihm gewollt. Die drei Männer gingen nach den bisherigen Ermittlungen unter anderem mit einer Tischplatte auf ihr Opfer los und ließen schließlich einen mehr als 20 Kilo schweren Fernseher auf ihn fallen. Der 59-Jährige starb Stunden später in seiner Wohnung.

Die drei sollen ihrem späteren Opfer zunächst am Abend im Treppenhaus Bierflaschen weggenommen haben. Dann gingen sie laut Anklage in seine Wohnung, wo sie Geld verlangten und dem 59-Jährigen zwei Euro abpressten. Nach dem ersten Gewaltausbruch mit Schlägen und der Attacke mit der 13 Kilo schweren Tischplatten hätten sie ihr blutendes Opfer zunächst auf der Couch liegengelassen. Vor lauter Schwellungen und Blut habe er keine einzelnen Verletzungen sehen können, sagte einer der Männer vor Gericht.

Zum Anlass für den Gewaltausbruch hatte einer der Angeklagten im Polizeiverhör erklärt, der 59-Jährige habe gesagt: «Wenn Du Geld brauchst, geh doch arbeiten.» Der Beisitzende Richter hielt den Angeklagten diese Aussage vor - aber vor Gericht wiederholte sie keiner der Männer.

Schließlich gab der 18-Jährige an, dreimal in der Wohnung des Mannes gewesen zu sein, um Geld und Alkohol von ihm zu fordern. Nachdem sie etwas Kleingeld bekommen hätten, seien sie wieder gegangen. Später seien sie nochmals zurückgekehrt, und er habe den 59-Jährigen zunächst mit dem Ellenbogen gegen die Brust geschlagen, so dass der Mann auf die Couch fiel. «Wir hatten kein Geld und wollten ein bisschen feiern», sagte er.

Da er noch mehr Geld in der Wohnung vermutete, habe er es verlangt. Nachdem ihm der Mann erneut zwei Euro gegeben hatte, habe er einen Stuhl auf dem Kopf des Mannes zerschlagen. «Das war nicht genug», sagte er. Zugleich gab er zu, ein aggressiver Mensch zu sein, der unter Alkoholeinfluss noch aggressiver werde. Als er dann 25 Euro in der Schrankwand des Mannes gefunden habe, sei er wütend geworden. Deshalb habe er erneut zugeschlagen: «Ich kann das nicht leiden, wenn mich jemand anlügt.»

Dann habe er zusammen mit dem 20-Jährigen die Wohnung verlassen, um an einer Tankstelle Alkohol und Tabak zu kaufen. Danach seien sie zurückgekehrt, hätten weiter auf den Mann eingeschlagen und eingetreten. Um zu sehen, ob er noch lebt, habe sein 23-jähriger Bruder eine Tischplatte auf das auf der Couch liegende Opfer geworfen, auf die er anschließend sprang. Zudem habe der dritte Angeklagte einen Fernseher auf den Mann fallen lassen. Nach Aussage des jüngsten Angeklagten hat der 59-Jährige noch gelebt, als sie die Wohnung verließen.

Nach Erkenntnissen der Gerichtsmediziner war der 59-Jährige aber bereits am Vormittag an massiven inneren und äußeren Blutungen gestorben. Die Leiche entdeckte einige Tage später ein Betreuer des Mannes, der ihn länger nicht mehr gesehen hatte.

Zwei der Angeklagten - Brüder im Alter von 18 und 23 Jahren - sitzen in Untersuchungshaft. Außer Vollzug gesetzt ist der Haftbefehl für einen 20-Jährigen, der an Knochenkrebs leidet. Er habe schon wegen seines körperlichen Zustands den Fernseher nicht auf das Opfer fallen lassen können, verteidigte er sich. Der 20-Jährige, der eine Etage über dem späteren Opfer wohnt, ist allerdings genauso wie seine beiden Mitangeklagten wegen Gewaltdelikten vorbestraft.

Der Prozess soll am 8. Januar fortgesetzt werden. dpa/dapd/cob