Suhl Vor allem Männer verlieren in der Corona-Krise ihren Arbeitsplatz

Vor allem Männer verlieren in der Corona-Krise ihren Arbeitsplatz Quelle: Unbekannt

Von einer Trendwende kann auf dem Südthüringer Arbeitsmarkt im Juli noch nicht die Rede sein. Unternehmen halten sich mit Neueinstellungen noch immer zurück.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Suhl - Die Corona-Krise hat den Südthüringer Arbeitsmarkt auch im Juli weiter fest im Griff. "In unserer Region bleibt die Arbeitslosigkeit zurzeit noch auf einem hohen Niveau", berichtete Wolfgang Gold, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Suhl, am Donnerstag. Allerdings gibt es in der Region und aus der Nachbarschaft die ersten vorsichtigen Signale der Hoffnung. So vermeldete die Agentur für Arbeit Coburg eine deutliche Zunahme der gemeldeten offenen Stellen im Juli.

In Südthüringen jedoch fällt vor allem der Vergleich zum Vorjahr ernüchternd aus. 9816 Arbeitslose hatte die Agentur in Suhl im Juli vor einem Jahr gezählt. Aktuell sind es 2959 Personen mehr, die Arbeit suchen. Die Gesamtzahl beträgt damit 12 775 Arbeitslose. Ein Anstieg von mehr als 30 Prozent innerhalb eines Jahres. Damit beträgt die Arbeitslosenquote aktuell 5,4 Prozent. Das sind 1,3 Prozentpunkte mehr als noch vor einem Jahr. Damals hatte die Region mit einer Quote von 4,1 Prozent knapp an der Vollbeschäftigung geschrammt. Doch Corona hat der Erfolgsgeschichte des Südthüringer Arbeitsmarktes ein jähes Ende bereitet. Zumindest vorläufig.

"Nach wie vor bremst die Pandemie mit all ihren Begleiterscheinungen und Einschränkungen die Wirtschaft aus", so Gold. Viele Unternehmen seien noch verunsichert, stellten nur zögerlich wieder Personal ein oder würden weiterhin Kurzarbeit nutzen, berichtete der Agenturchef.

Weiterhin viel Kurzarbeit

Beim Blick auf die Personengruppen fällt auf, dass die Arbeitslosigkeit der Corona-Krise vor allem männlich ist. So stieg die Zahl arbeitsloser Männer innerhalb eines Jahres um 1951 (plus 36,5 Prozent) auf 7296. Die Zahl der arbeitslosen Frauen dagegen stieg lediglich um 1008 (plus 22 Prozent) auf 5479. "Die Folgen von Covid-19 wirkten im Industriebereich stärker nach als im Handel, Gesundheitswesen und Dienstleistung, in denen der Anteil an Beschäftigung von Frauen höher ist als der von Männern", erklärte Gold diese Entwicklung.

Auch nach fast einem halben Jahr würden viele Unternehmen Kurzarbeit nutzen, um die bescheidene Auftragslage zu überbrücken. "Wie bereits in den vergangenen Monaten stellen wir eine zeitnahe Antragsbearbeitung sicher", versprach Gold. Dafür hatten die Arbeitsagenturen im März ihre Behörden quasi komplett umgekrempelt und das Personal in den nun besonders geforderten Bereichen aufgestockt.

"Im Fokus steht außerdem die Gruppe der jungen Arbeitslosen bis 25 Jahre, welche sich im Übergang von der Schule zur Ausbildung oder in der Übergangsphase von der Ausbildung zur Übernahme befinden. Hier erhöhte sich die Zahl der Arbeitslosen innerhalb eines Jahres um 34,3 Prozent auf 1307 Personen", sagte Gold. Er rief Unternehmen dazu auf, ihren Fachkräftebedarf durch zeitnahe Übernahme ihrer Auszubildenden zu sichern. Denn sollte der Arbeitsmarkt wieder anspringen und die Nachfrage nach Personal wieder steigen, dann seien gut ausgebildete junge Menschen schnell an andere Arbeitgeber vermittelt.

Aktuell meldeten die Unternehmen im Juli 912 neue Arbeitsstellen. Das waren103 (minus 10,1 Prozent) weniger als im Vorjahresmonat. "Im Vormonat betrug die Differenz aber noch 207 Stellen. Es ist deutlich erkennbar, dass sich die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt zunehmend erholt", erklärte Gold und machte damit wenigstens ein bisschen Hoffnung. Coburg meldete gar den größten Anstieg in der Personalnachfrage seit Beginn der Corona-Krise.

Insgesamt hat die Suhler Agentur 4465 Stellen im Bestand. Das sind 1592 (minus 26,3 Prozent) weniger Stellen als im Vorjahr.

Ein Blick auf die Lage vor Ort zeigt Unterschiede auf. "Die individuelle Struktur der einzelnen Regionen mit ihrem jeweiligen Branchenmix wirkt sehr unterschiedlich auf den Arbeitsmarkt", so Gold. Während in Hildburghausen der Anstieg zum Vorjahr nur 0,8 Prozentpunkte betrug, erhöhte sich die Arbeitslosigkeit in der kreisfreien Stadt Eisenach um 2,1 Prozentpunkte. Die Geschäftsstelle Hildburghausen führt mit einer Arbeitslosenquote von 4,1 Prozent inzwischen die Thüringer Rangliste an. In Sonneberg, dem langjährigen Spitzenreiter, stieg die Arbeitslosenquote von 3,7 Prozent im Juli 2019 auf aktuell 5,0 Prozent an.

Bei den Rechtskreisen verzeichnet die Agentur auch weiterhin einen deutlichen Anstieg der Betroffenen, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch III beziehen, die also in der Regel weniger als zwölf Monate arbeitslos sind. Ihre Zahl stieg innerhalb eines Jahres um 2311 (plus 53,6 Prozent) auf 6622. "Nach wie vor beobachten wir einen erhöhten Zugang von Arbeitslosen aus Beschäftigung, welcher sich im Rechtskreis SGB III widerspiegelt", erklärte Gold.

Autor

Bilder