Unwetter in Südthüringen Stürmisches Wochenende erwartet

red/ , aktualisiert am 18.02.2022 - 12:02 Uhr

Das  Sturmtief "Ylenia" fegte in der Nacht zum Donnerstag auch über Südthüringen hinweg. Nachdem dies für zahlreiche überflutete Straßen, ein lahmgelegtes Bahnnetz und vereinzelte schwere Sturmschäden sorgte, steht auch die Wochenendprognose fest: Es soll weitere Sturmböen geben.

 
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Auch am Wochenende: Sturm in der Region

Das Wochenende soll in Thüringen erneut stürmisch werden. Im Bergland kommt es zu Sturmböen zwischen 65 und 80 Kilometer die Stunde, in Gipfellagen bis zu 100 Kilometer die Stunde, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Freitag mitteilt. Am Abend soll es zu Sturmböen mit bis zu 120 Kilometer die Stunde kommen. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen neun und zwölf, in höherer Lage zwischen fünf und acht Grad. Die Tiefstwerte liegen laut DWD zwischen fünf und zwei und in höherer Lage zwischen vier und minus zwei Grad. In der Nacht zum Samstag soll es ab 600 Meter Höhe durch gelegentliche Schneeschauer zu leichtem Frost und Glätte kommen.

Am Samstag wird das Wetter jedoch sonnig und leicht bewölkt erwartet. Laut einem Sprecher des DWD soll es der schönste Tag der Woche werden.

Am Sonntag ist der Himmel laut DWD leicht bewölkt und es regnet teilweise. Die Höchstwerte werden zwischen sieben und elf Grad und in höherer Lage zwischen einem und sechs Grad erwartet. Es kann erneut zu Sturmböen und in Kammlagen zu schweren Sturmböen kommen.

Zoos und Parks gehen wegen Unwetterwarnungen früher ins Wochenende

Wegen des Sturmtiefs «Zeynep» kündigten zahlreiche Parks im ganzen Land für Freitag frühe Schließungen an. So teilte der Tierpark Gotha mit, am letzten Tag der Thüringer Winterferien nur bis 14.00 Uhr offen zu haben. Man beende den Tag zur Sicherheit der Tiere und Besucher frühzeitig. Auch der Egapark und der Zoopark Erfurt kündigte an, um 16.00 Uhr zu schließen und aufgrund der Wetterlage auf die «Magischen Lichternächte» und das «Winterleuchten» zu verzichten.

Sturmschäden nach "Ylenia" am Donnerstag

Die Feuerwehren sind im Süden des Freistaats am Donnerstagmorgen vielerorts unterwegs, um umgestürzte Bäume auf Straßen zu beseitigen. Da der Sturm auch höhere Temperaturen mit sich brachte, setzte in den Höhenlagen des Thüringer Waldes die Schneeschmelze besonders stark ein. In Schleusingerneundorf (Landkreis Hildburghausen) waren am Morgen einige Straßen wegen des Schmelzwasser überschwemmt.

Peter Weber aus dem Suhler Ortsteil Gehlberg wurde besonders unsanft aus dem Schlaf gerissen. Am frühen Donnerstagmorgen fiel ein Baum auf sein Haus. "Auf einmal gab es einen Schlag. Als wir aus dem Fenster geschaut haben, haben wir nur grün gesehen", sagt der Betroffene. Durch den umgestürzten Baum entstand ein Schaden am Dach des Hauses. Die Schadenssumme wird auf 30.000 Euro geschätzt. Die Feuerwehr vor Ort und kümmerte sich um den umgestürzten Baum.

Zwischen Gießübel und Kahlert stürzten Bäume auf die Straße. In Teilen des Stadtgebiets Schleusingen (Kreis Hildburghausen) fiel der Strom für mehrere Stunden aus.

Größere Schäden oder gar Verletzte gab in der vergangenen Sturmnacht in der Region Meiningen laut bisheriger Meldungen nicht. Mehrfach mussten Baumsperren beseitigt werden. In der Stadt Meiningen ist der Parkfriedhof gesperrt. Die Werra trat in der Kreisstadt nicht über das Ufer. Mehr dazu lesen Sie hier

Auch im Ilm-Kreis hat die erste Wintersturmfront des Jahres bislang nur geringe Schäden angerichtet, wie die Stadtverwaltung mitteilt. Die Einsatzstellen seien jedoch weiterhin in erhöhter Bereitschaft. Insgesamt sind bisher 23 Einsätze der Kräfte zu verzeichnen, bei denen zehn Feuerwehren sowie Mitarbeiter der Straßen- und Versorgungsdienste im Einsatz waren bzw. sind. Der überwiegende Teil der Einsätze fand in der Landgemeinde Großbreitenbach sowie im Bereich der Stadt Ilmenau statt. Aber auch der nördliche Ilm-Kreis ist stellenweise betroffen, so etwa die Ortslage Thörey. Bei den Einsätzen handelt es sich in erster Linie um die Beseitigung von Baumsperren, die durch herabfallende Äste hervorgerufen werden. Vereinzelt sind auch Ausfälle der Stromversorgung zu verzeichnen, so im Bereich des Langen Berges und des Ilmenauer Ortsteils Oehrenstock. Die Stromversorger begannen unverzüglich mit der Behebung der Einschränkungen und konnten die Versorgung überwiegend schnell wiederherstellen. Aktuell besteht keine Hochwassersituation im Kreisgebiet. In den frühen Morgenstunden wurden an den Messstellen in Gräfinau-Angstedt und Arnstadt zwar der Meldebeginn erreicht, was eine regelmäßige Kontrolle bestimmter Abschnitte nach sich zieht. Eine Gefährdungssituation besteht jedoch derzeit nicht. Für die Pegel sind aktuell fallende Tendenzen prognostiziert.

Im Wartburgkreis musste die Feuerwehr zu 35 Sturm-Einsätzen am Donnerstag zwischen 01.40 und 06.00 Uhr ausrücken. In Dermbach wurde das Dach des Wohnblocks abgedeckt. Mehr zu den Einsätzen im Wartburgkreis lesen Sie hier.

Auch in Zella-Mehlis wütete der Sturm, allerdings gezähmter als andernorts.

Sturm Ylenia hat in der Region Schmalkalden keine größeren Schäden angerichtet. Feuerwehren und Bauhöfe rückten aus, um umgefallene Bäume von den Straßen zu holen. Hier geht es zu Bildern aus der Region Schmalkalden.

Gück im Unglück in der Nachbar-Region

Im Landkreis Coburg ist es am Morgen jedoch zu einem Unglück auf der Bahnstrecke zwischen Neustadt und Coburg gekommen, das gerade noch einmal glimpflich ausging. Dort krachte kurz vor halb acht Uhr fast ein Baum auf einen Zug. Er traf genau auf die Oberleitung, die 15.000 Volt führt. Der Lokführer musste eine Notbremsung durchführen. Die Passagiere konnten über eine Rettungsplattform aus dem Zug befreit werden, nachdem die Oberleitung abgeschaltet und geerdet worden war. Dies sei nötig gewesen, um das steile Gleisbett sicher passieren zu können, zumal sich auch eine Mutter mit Kinderwagen im Zug befand. Verletzt wurde niemand; auch der Zug blieb unbeschädigt. 

Starke Böen und viel Regen

Zum Teil ergiebiger Regen sowie die Schneeschmelze lassen am Donnerstag in Thüringen die Pegelstände der Gewässer steigen. Wie die Hochwassernachrichtenzentrale am Morgen mitteilte, wurde an mehreren Messstellen in den Flussgebieten von Werra, Ilm und Gera der Wert für den Hochwasser-Meldebeginn erreicht oder überschritten. Für den Landkreis Hildburghausen wurde die Alarmstufe 1 ausgerufen. Es wurde damit gerechnet, dass die Wasserstände der Flüsse im Laufe des Tages weiter ansteigen.

Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte, fielen in Neuhaus am Rennweg innerhalb von 24 Stunden über 46 Liter Regen auf den Quadratmeter. Auch auf der Schmücke im Thüringer Wald wurden fast 40 Liter je Quadratmeter verzeichnet. Dort wurde mit 109 Kilometer pro Stunde zudem die höchste Windgeschwindigkeit innerhalb der vergangenen 24 Stunden gemessen. Auch an den DWD-Messstationen Erfurt-Flughafen, Leinefelde, Meiningen und Schleiz wurden mehr als 100 Stundenkilometer erreicht. Größere Schäden im Zusammenhang mit dem Sturmtier "Ylenia" wurden zunächst nicht gemeldet.

An vielen Orten bereiteten sich die Menschen auf mögliches Hochwasser vor. So wurden in Schleusingen-Rappelsdorf bereits am Mittwoch vorsorglich rund 2000 Sandsäcke gefüllt, um gegen steigendes Wasser des Werra-Zuflusses Schleuse gewappnet zu sein.

Wie sich Süthüringen auf das Sturmtief vorbeitet hat, lesen Sie hier.

Bahnverkehr steht still

Das Sturmtief "Ylenia" hat am Donnerstag den Zugverkehr in Thüringen weitgehend lahmgelegt. Wie die Erfurter Bahn mitteilte, sind die Verbindungen zwischen Weida und Hof, Blankenstein und Hockeroda sowie Saalfeld und Stadtilm gesperrt. Ein Busnotverkehr konnte Unternehmensangaben zufolge nicht eingerichtet werden.

Auch bei der Süd Thüringen Bahn war der Betrieb erheblich eingeschränkt. Die Bahnstrecken Eisenach-Marksuhl, Walterhausen-Friedrichroda und Gräfenroda-Gehlberg seien gesperrt, teilte das Unternehmen mit. Zwischen Waltershausen und Friedrichroda verkehre ein Bus als Ersatz für die Züge, hieß es. Zwischen Eisenach und Marksuhl und auf der Strecke Gehlberg-Gräfenroda sei kein Busnotverkehr möglich. Auf allen anderen Strecken komme es zu erheblichen Verspätungen und auch zu vereinzelten Zugausfällen.

Da die Deutsche Bahn den Fernverkehr in einigen Bundesländern vor allem im Norden eingestellt hat, kommt es auch zu Auswirkungen auf Verbindungen in Thüringen.

Lift bleibt geschlossen

Auch manche Ausflugsziele können wegen des Sturmtiefs am Donnerstag nicht besucht werden. So informiert Ingrid Pabst von der Stadtverwaltung Suhl darüber, dass aufgrund der aktuellen Wettersituation der Lift der Winterwelt Schmiedefeld geschlossen bleiben muss.

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