Südthüringer Literaturverein Sommerliche Lese in der Scheune

Wolfgang Swietek

Endlich wieder vor Publikum lesen – der Lesung im Stadel des Dreiseithofes in Rohr hatten die Mitglieder vom Südthüringer Literaturverein den Titel „Scheunensommer“ gegeben.

 
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L

ange mussten die Mitglieder vom Südthüringer Literaturverein auf ihre beliebte Reihe der Sommerlesungen warten, die es nun nach einer Pause von zwei Jahren wieder geben durfte. In der schon vierten Auflage hatten die Autoren wiederum eigene Texte, der Jahreszeit entsprechend mit leichter sommerlicher Kost, mitgebracht. Nicht nur die Anzahl der Mitglieder des Vereins ist inzwischen gewachsen, auch die künstlerischen Ausdrucksmittel durch die Vielzahl der Autoren breit gespannt. Sie reichen von der klassischen Lyrik, ob gereimt oder ungereimt, bis zu erzählten Geschichten, von der bissigen Satire bis zu emotionalen Gedanken in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Musikalisch aufgelockert wurde der Erzählabend, weil Bernd Friedrich und Holger Uske (beide aus Suhl) hin und wieder zur Gitarre griffen und besinnliche Lieder zum Vortrag brachten.

Am besten Kindergeld beantragen...

Ein heiterer Einstieg in den Abend: Nachdem Bernd Friedrich seinen Rap-Song mit der Gitarre vorgetragen hatte, bekannte Dietmar Hörnig, dass er noch einmal „Kind sein“ wollte. Doch was der aus Breitungen stammende Autor als Grund dafür angab, war mehr als eine sentimentale Erinnerung an eine glückliche Kindheit. Es hatte recht ökonomische, um nicht zu sagen politische Gründe. Die Steuern, die er inzwischen zu zahlen hatte, übersteigen nach seinen Angaben längst die Höhe seiner Rente. Da war ihm das Beispiel eines Bundestagsabgeordneten in den Sinn gekommen, der sich kurzerhand zur Frau erklärt hatte, weil er sich so und nicht mehr als Mann fühle. Da sind Dietmar Hörnig all die sozialen Vergünstigungen bewusst geworden, die der Staat für die Kinder bereit hält. Das könnte doch die Lösung seiner Probleme sein – sich zum Kind zu erklären, Kindergeld beantragen und Anspruch auf noch so manche Vergünstigung erheben, die einem Kind zuteil wird. Doch das Vorhaben erwies sich schwieriger als gedacht – die Polizei hatte ihm postwendend Spielplatzverbot erteilt, die Aufnahme in einen Kindergarten war zudem problematischer als vorauszusehen. Heiter vorgetragen, doch mit so manchem bitteren Unterton.

Nicht alle Beiträge der Autoren können hier im Detail besprochen werden, doch stellvertretend für die oft amüsanten Geschichten sei noch „Das Wunder der Bergkirche“ von Harald Lindig aus Manebach erwähnt.

Nach einem Unfall hatte er sich noch bis in eine Bergkirche geschleppt und dort hinter dem Altar einen Platz zur Erholung gesucht und gefunden. Da wurde er ungewollt Zeuge einer Unterhaltung von zwei Mädchen, die in die Kirche gekommen waren – und die sich mit drastischen Worten über einige Jungen beschwerten. „Alle Jungen sind blöd, die sollte am besten der Teufel holen!“, war deren eindeutiges Urteil. Da hielt es den Mann nicht länger hinter dem Altar, er stand auf und fragte die Mädchen: „Wen soll ich holen?“ Natürlich verließen die Mädchen flugs die Kirche. Seine körperlichen Beschwerden waren auf wundersame Weise verflogen, doch sein Fuß hatte sich irgendwie verformt, stellte der Autor mit einem Augenzwinkern fest.

Hände bis Ostthüringen ausgestreckt

Iris Friebel aus Rohr nutzte ihren Heimvorteil, Hannelore Krämer aus Suhl bot besinnliche Lyrik. Besonders herzlich begrüßt von Holger Uske wurde Gerhard Goldmann aus Rudolstadt, der erst jüngst zum Südthüringer Literaturverein gestoßen war. „Südthüringen hat inzwischen seine Hände bis nach Ostthüringen ausgestreckt“, konstatierte Holger Uske erfreut den gestiegenen Bekanntheitsgrad des Literaturvereins.

Sandra und Sandro Eberwein aus Eckental und Hannelore Krämer aus Suhl waren weitere Autoren, die neue Texte aus eigener Feder vorstellten.

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