"Ein feste Burg ist unser Gott“, dichtete einst Martin Luther. Er muss überwältigt gewesen sein von der Mächtigkeit deutscher Burgen – damals, vor über 500 Jahren. Nun ja, nicht jeder Burgruine würde der Reformator heute wohl ein derartiges Gleichnis angedeihen lassen. Nur ganz wenige der imposanten Bauten aus dem fernen Mittelalter sind heute noch – oder wieder – so schön intakt wie die Wartburg. Und dennoch trutzen, um das schöne alte Wort einmal zu benutzen, allüberall steinerne Reste der Vergangenheit dem Lauf der Zeit. Als scheinbar unvergängliche Zeugnisse einer jahrtausendealten Kulturgeschichte – romantisch verklärt, mythisch umrankt, sagenhaft beschrieben.
Gerade in Thüringen sind Burgen und Burgruinen keinesfalls seltene Edelsteine. Wie Kirchturmspitzen erheben sich die Gemäuer an manchen Orten über den Dörfern. Sie zu zählen, ist nicht einfach. Denn die mehr oder weniger noch heute genutzten, in späteren Zeiten vielfach um- und ausgebauten Burgen sind augenfällige Ausnahmen: Die Veste Heldburg im Hildburghäuser Land etwa, die Elgersburg im Ilmkreis, die Johanniterburg Kühndorf oder Burg Bibra im Meiningischen, die Wachsenburg bei Arnstadt, die Schleusinger Bertholdsburg, die Wilhelmsburg Schmalkalden. Manche von ihnen haben die einstigen fürstlichen Besitzer zu Schlössern vergrößert, von anderen ist heute nicht viel mehr bekannt als ein Name oder ein Steinhaufen im Wald. Und sind Burgen am Ende doch nicht unvergänglich, weil Wind, Frost, Regen und nicht zuletzt der Mensch sie wieder auslöscht, so leben sie eben in Erzählungen fort. Gäbe es nicht so viele schöne Sagen über Thüringer Burgen oder die ein oder andere Urkunde im Archiv – man wüsste nichts mehr von ihrer Existenz.
Über 1000 Burgen, Burgruinen oder aus Steinen befestigte Reste einstiger Herrschafts-, Wohn- und Fluchtorte werden in Thüringen gezählt. Würde jemand alleine die heute noch zugänglichen Burgen und Burgruinen besuchen wollen – er bräuchte dafür wohl mehrere Jahre: Über 400 sind es an der Zahl, und davon finden sich auffällig viele gerade im Süden Thüringens. Denn dieser Landstrich birgt eine unglaublich reiche Kulturgeschichte, die sich auch in der Existenz verschiedener Fürstenhäuser manifestiert: Franken und Thüringer im frühen Mittelalter, Hessische Landgrafen, Henneberger, Schwarzburger, Wettiner, dazu die Kirchenfürsten. Schon früh siedelten hier die Menschen, und begehrt war das Land offenbar auch – deshalb ist er auch von zahlreichen Burganlagen überzogen. Unmöglich, über sie alle auf zwei Zeitungsseiten zu berichten: Aber einige, die es zu besuchen lohnt, möchten wir hier zeigen.