Für ein Europa der Tat Ukraine-Krieg prägt den Sudetendeutschen Tag

, aktualisiert am 05.06.2022 - 16:47 Uhr

Der 72. Sudetendeutsche Tag, zu dem sich rund 1500 Heimatvertriebene und ihre Nachkommen gegenwärtig in der Hofer Freiheitshalle treffen, steht unverkennbar im Zeichen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Dafür sorgte nicht nur am Samstag die Verleihung des Karls-Preises der Sudetendeutschen an den ukrainischen Staatspräsidenten Wolodymor Selenskyj. Anders als Selenskyj konnte der rumänische Staatspräsident Klaus Iohannis den Preis in Hof persönlich entgegennehmen.

 
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Auch alle Reden des Treffens der Hauptkundgebung am Sonntag beschäftigten sich mit der neuen Situation, die Europa mit diesem Krieg entstanden ist.

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In dieser „tiefgreifendsten Krise der Nachkriegszeit“ seien die Sudetendeutschen bereit, ihre Erfahrungen einzubringen, sagte deren Bundesvorsitzender Bernd Posselt. Er forderte zur tatkräftigen Unterstützung der Ukraine auf. Dies sei nicht nur eine Frage der Moral, denn: „Wir sind nicht Kriegspartei, sondern Kriegsziel.“

Schon lange sei bekannt, dass Wladimir Putin und seine Unterstützer die Schwächung und Zersplitterung Europas und eine Wiedererrichtung des sowjetischen Reichs wollten. Man hätte nur ernst nehmen sollen, was sie seit langem ankündigten.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder versicherte, dass er immer noch geschockt von der Brutalität des Angriffskrieges sei. Er verlangte: „Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen.“

Er forderte dazu einen langen Atem sowie die Erhaltung von Geschlossenheit und Einigkeit in EU und Nato. Den 160.000 Schutzsuchenden aus der Ukraine, die inzwischen in Bayern angekommen sind, versicherte Söder, dass sie solange bleiben könnten, wie sie wollen. 

Söder kündigte an, dass der Freistaat die Zusammenarbeit mit Tschechien vertiefen wolle. Noch im Juli werde er nach Prag reisen, um sich mit dem neuen tschechischen Ministerpräsidenten Petr Fiala zu treffen.

Ein anderes Symbol der Verbundenheit und Geschlossenheit in Europa: Zum ersten Mal erklang auf einem Sudetendeutschen Tag auch die tschechische Nationalhymne.

Für den Willen zur Versöhnung und Dialog sowie die frühe Absage an jeden Revanche-Gedanken hätte die Sudetendeutsche Landsmannschaft nach Überzeugung von Markus Söder sogar den Friedensnobelpreis verdient.

Schon einer Tradition folgend würdigte der bayerische Ministerpräsident den Anteil der Heimatvertriebenen und ihrer Nachkommen am Aufstieg des „einst bitterarmen Bayern zu einer der führenden Regionen Europas“. Er war sich sicher: „Ohne Sie stünden wir ziemlich weit unten.“

Bundesvorsitzender Bernd Posselt forderte eine „Europa der Tat“. Als erstes müsse man den Frieden wiedergewonnen, dessen man sich so sorglos sicher geglaubt habe. Frieden sei aber eine harte Arbeit, die in jeder Generation von neuem geleistet werden müsse. Neben der Freiheit des Einzelnen gehöre zu diesem Europa auch die Durchsetzung des Rechts - „nicht die Rechthaberei“.

Der Sudetendeutsche Tag wird am Pfingstmontag mit einer Wallfahrt nach Maria Kulm zu Ende gehen.