"Dieser Anteil halbiert sich mit sinkender Nutzungsdauer auf bis zu neun Prozent", heißt es. Unter den Vielsurfern sind im Vergleich zu den anderen Nutzergruppen deutlich mehr, die unter Nervosität (38 Prozent) und depressiven Symptomen wie Stimmungsschwankungen (40 Prozent) leiden.
Die Pandemie spielt in der Umfrage auch eine Rolle: Die Corona-Krise habe die Häufigkeit der Nutzung digitaler Medien bei vielen Menschen nochmal verstärkt. 30 Prozent der Befragten gaben an, digitale Kommunikationskanäle - wie zum Beispiel Messenger oder Video-Konferenzen - privat häufiger zu nutzen als vor Ausbruch der Pandemie.
Die Bundesdrogenbeauftragte Daniela Ludwig (CSU) warnt vor den Risiken übermäßiger Internetnutzung. Während des Lockdowns leisteten digitale Medien zwar wertvolle Unterstützung - ob Videokonferenz mit den Kollegen, Homeschooling per Tablet oder digitale Meetings mit Freunden und Verwandten. Das sei "alles richtig, alles wichtig", sagte Ludwig auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Wo es aber brenzlig wird, ist, wenn es keine klare Trennlinie zwischen sinnvoller und sinnloser Mediennutzung mehr gibt, quasi ein digitaler Dauerzustand eintritt."
Gerade bei Jugendlichen kann das zum Problem werden. Ludwig verweist auf eine Studie von der Krankenkasse DAK und Forschern des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Demnach haben Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 10 und 17 Jahren schon im ersten Lockdown 2020 bis zu 75 Prozent mehr Zeit mit Gamen, Surfen und Chatten verbracht. "Das ist bedenklich, weil viele von ihnen Probleme bekommen, von Konsole und Co. wieder wegzukommen, oder sogar schleichend in die Abhängigkeit geraten", warnt Ludwig. "Wir sprechen von mittlerweile 700 000 betroffenen Kindern und Jugendlichen."
Das Dauersurfen und Dauerdaddeln kann mitunter krankhafte Züge annehmen und regelrecht süchtig machen. Video- und Onlinespielsucht beispielsweise sind von der Weltgesundheitsorganisation als Krankheiten anerkannt. Die Initiatoren der DAK-Studie zeigten sich im vergangenen Jahr daher alarmiert und werteten die Zahlen als erste Warnsignale dafür, dass sich die Computerspielsucht durch die Corona-Pandemie ausweiten könnte.
Ein Problem, das sich durch den zweiten Lockdown und die jetzige Verlängerung noch verschärfen dürfte. "Bereits jetzt können wir davon ausgehen, dass die digitalen Medien noch mehr genutzt wurden als im Jahr 2020", schätzt Ludwig. Sie appelliert daher an die Eltern: "Gerade jetzt im Lockdown und auch in den kommenden Monaten ist es immens wichtig, nicht nur vor den Bildschirmen zu kleben." Natürlich seien die Alternativen aktuell eingeschränkt. "Aber lesen, basteln, in den Park gehen oder gemeinsam kochen lässt sich immer umsetzen und macht ganz viel Spaß."
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