Streik im Einzelhandel „Was die Arbeitgeber da bieten, sind Almosen“

Anica Trommer
Immer wieder legen auch die Beschäftigten des Suhler Kauflandes ihre Arbeit nieder. Am Freitagvormittag gingen sie erneut für höhere Löhne auf die Straße. Foto: frankphoto.de

Rund 20 Beschäftigte des Suhler Kauflandes sind am Freitag auf die Straße gegangen. Die Angestellten im Einzelhandel streiken unter anderem für höhere Löhne. Am 4. Oktober verhandeln Arbeitgeber und Gewerkschaften neu. Gibt es keine Lösung, wird der Arbeitskampf fortgesetzt.

 
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Suhl - Ein Dankeschön und ein Applaus reichen längst nicht aus, um die Leistungen der Angestellten im Einzel- und Versandhandel in den vergangenen Monaten zu würdigen. Die Gewerkschaften wollen mehr. Seit Juni laufen die Tarifverhandlungen. Am 13. September endete die vierte Verhandlungsrunde für die 280 000 Beschäftigten in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ergebnislos.

Verdi fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 4,5 Prozent plus 45 Euro monatlich, informiert Verdi-Gewerkschaftssekretär Matthias Adorf im Gespräch mit „Freies Wort“. Darüber hinaus soll unter anderem ein rentenfestes Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde festgeschrieben werden.

„Das, was die Arbeitgeber im Moment bieten, sind Almosen“, sagt Matthias Adorf. Die Angestellten sollen im ersten Jahr bei zwei Nullmonaten zwei Prozent und eine sogenannte Coronaprämie von 150 Euro erhalten. Im zweiten Jahr werden im Einzelhandel 1,4 Prozent zum 1. Juni 2022 angeboten. „Das ist unverschämt“, so der Erfurter Gewerkschaftler. Um Druck aufzubauen, seien bereits seit Juni 40 Streiktage zusammengekommen. Auch die Angestellten aus Suhl legten regelmäßig ihre Arbeit nieder, um auf den Missstand aufmerksam zu machen.

Gewinn und Einbußen

„Die Streiks zeigen Wirkung. Zwar haben die Häuser geöffnet, doch wenn 10, 20, 30 oder 40 Beschäftigten bei dieser dünnen Personaldecke die Arbeit niederlegen, dann wirkt sich dies unmittelbar auf den Service aus. Theken können nicht mehr ständig befüllt werden und die Beratung muss völlig eingestellt werden“, schildert beispielsweise der Verdi- Streikleiter in Zittau, Jens Uhlig.

Es sei eine vertrackte Situation, in der sich die Arbeitgeber- und die Arbeitnehmerseite befänden. Denn Corona habe sich in der gesamten Branche sehr unterschiedlich ausgewirkt, betont der Erfurter Gewerkschaftssekretär Matthias Adorf. Während das Versand- und Onlinegeschäft, der Handel mit Lebensmitteln, Baustoffen oder Pharmaprodukten historische Umsätze einfuhren, gab es durch Schließungen im Zuge des Lockdowns Einbußen beim Mode- und Innenstadthandel sowie beim Verkauf von Maschinen und Ausrüstungen.

Arbeitskampf geht weiter

Am 4. Oktober gehen Gewerkschaften und Arbeitgeber in die nächste Verhandlungsrunde. „Wir werden sehen, ob sie dann ein verhandelbares Angebot vorlegen. Das jetzige Angebot ist keine Verhandlungsbasis“, sagt Matthias Adorf. Zeichne sind Anfang Oktober keine Lösung, dann werde der Arbeitskampf fortgesetzt, kündigt er an. at

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