Stadtsanierung Kaltennordheim Der Neumarkt ist wieder neu

Der grundhaft sanierte und umgestaltete Neumarkt in Kaltennordheim wurde am Mittwoch offiziell übergeben. Das 1,54 Millionen Euro teure Projekt wurde zu 80 Prozent aus dem EFRE-Programm gefördert.

 
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Zur Übergabe war Barbara Schönig, Staatssekretärin im Thüringer Landwirtschafts- und Infrastrukturministerium, nach Kaltennordheim gekommen. Der Anlass ihres Besuchs sei leicht zu beschreiben: „Der Neumarkt ist neu“, sagte sie. Damit werde die Innenstadt und deren soziale Infrastruktur zweifellos attraktiver. „Attraktive Städte und Gemeinden sind die Grundvoraussetzung, um die Folgen des demografischen Wandels zu bewältigen“, erklärte die Staatssekretärin. Die Stadt Kaltennordheim tue viel, um die Lebensqualität im ländlichen Raum zu sichern. „Die Stadt ist zudem ein hervorragendes Beispiel, wie die Europäische Union in den Regionen, also direkt vor unserer Haustür, wirkt“, so Barbara Schönig. Mit knapp 1,1 Millionen Euro aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) wurde die Neumarkt-Neugestaltung bezuschusst.

Ein historischer Platz

Bürgermeister Erik Thürmer (CDU) erinnerte daran, dass der Neumarkt schon immer ein historischer Platz gewesen sei. Seit 460 Jahren finde hier alljährlich zu Pfingsten der traditionelle Heiratsmarkt statt. Auch der Wochenmarkt ist seit Frühjahr wieder auf dem Neumarkt. Vor dem Umbau wurde der damals mit großflächigen Betonplatten belegte Neumarkt vorrangig als Parkplatz genutzt.

Um eine Sanierung und Neugestaltung bemüht sich die Stadt seit vielen Jahren. Mit Hilfe des EFRE-Programms konnte das Vorhaben nun realisiert werden. Im Herbst 2020 begannen die Arbeiten. Zunächst wurde der unterirdische Bauraum in Ordnung gebracht. So mussten unter anderem unterirdische Tanks einer Tankstelle, die es vor vielen Jahren auf dem Markt gegeben hatte, entfernt werden. Der Wasser- und Abwasserverband Bad Salzungen (WVS) verlegte auf dem Neumarkt und in der angrenzenden Straße Mühlwehr insgesamt 35 Meter Mischwasser-, 225 Meter Schmutzwasser- und 205 Meter Regenwasserkanal sowie 210 Meter Trinkwasserleitung. Der WVS investierte 500 000 Euro im Abwasser- und 110 000 Euro im Trinkwasserbereich. Die Leitungen für das in Kaltennordheim entstehende Nahwärmenetz wurden ebenfalls mit verlegt.

Gestaltet mit Natursteinpflaster

Mit Granit- und Basaltpflaster wurde der Neumarkt nun gestaltet, beschrieb Planerin Carmen Willeke vom Erfurter Planungsbüro Prowa. Lediglich eine Pflasterfahrbahn aus ebenen Betonsteinen führt den Feldatalradweg über den Platz. Die Parkplätze für die Autos wurden am Rand der Fläche angeordnet. „Gott sei Dank ist die Eisdiele wieder in Bewirtschaftung“, sagte sie, denn der Platz eigene sich auch sehr gut für die Außengastronomie. Der Platz vor dem Bürgerhaus, vormals eine holprige Asphaltfläche, wurde ebenfalls neu gepflastert. Spielgeräte und Bänke laden hier, wie auch auf dem Neumarkt, zum Verweilen ein.

Die Fläche wurde barrierefrei gestaltet. Das Überlandwerk Rhön erneuerte bzw. ertüchtigte die Stromversorgungsanlagen und die Straßenbeleuchtung und installierte Anschlusskästen für die Schausteller – wenn der Markt als solcher genutzt wird. Mehrere Bäume wurden neu gepflanzt, bepflanzte Ecken angelegt und Pflanzbehälter aufgestellt. An den vor vielen Jahren hier entlang fließenden Mühlgraben erinnern zwei Laufbrunnen und ein Wasserlauf. Weiteres Schmuckstück ist ein großes Stadtwappen als Pflaster-Mosaik mitten auf dem Neumarkt. „Ich bin begeistert, wie es geworden ist“, sagte die Planerin am Mittwoch beim Anblick des Resultats. Auch Erik Thürmer lobte das gelungene Bauwerk und die gute Zusammenarbeit mit den Planungsbüros, dem Landesverwaltungsamt, dem Sanierungsträger DSK, dem Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft, dem WVS, der Diedorfer Baufirma Daniel Nelitz, Stadtrat, Ortsteilrat und allen anderen Beteiligten. „Man sieht, wir haben eine schöne Innenstadt“, sagte er. Gemeinsam mit Barbara Schönig drehte Erik Thürmer den Schieber für Brunnen und Wasserlauf auf, um diese in Betrieb zu nehmen.

Straße Mühlwehr als Mischverkehrsfläche gestaltet

Die Straße Mühlwehr wurde ebenfalls als Mischverkehrsfläche mit barrierefreiem Fuß- und Radweg auf der rechten Seite und Parkplätzen auf der linken Seite neu gestaltet. Auch hier wurde zunächst der unterirdische Bauraum neu geordnet: Die Leitungen für das Nahwärmenetz verlegt, Telefon- und Stromleitungen neu trassiert, die Straßenlampen ergänzt und auf LED-Technologie umgestellt, war von Planer Rainer Schachtschabel vom Dermbacher Büro für Bauplanung und Architektur Kraus zu erfahren. Die Fahrbahn wurde wegen des erwarteten Lieferverkehrs zur Heizzentrale 75 Zentimeter stark aufgebaut. Insgesamt wurden im Mühlwehr 700 Quadratmeter Großpflaster aus Granit auf der Fahrbahn, 400 Meter Basaltrinnen, 470 Quadratmeter kleines Granitpflaster in Parkplatz- und Nebenflächen sowie 600 Quadratmeter Betonpflaster auf dem 2,50 Meter breiten Rad- und Gehweg verlegt. Auf 70 Quadratmetern wurden Grünflächen angelegt. Insgesamt investierte man in den grundhaften Ausbau der Straße 651  000 Euro zuzüglich Planungskosten, und auch dieses Vorhaben wurde aus dem EFRE-Programm gefördert.

Neue Förderperiode – Beteiligung noch möglich

2015 hatte sich die Stadt Kaltennordheim am EFRE-Wettbewerb des Thüringer Ministeriums für Infrastruktur und Landwirtschaft beteiligt und bekam für die auslaufende Förderperiode sechs Vorhaben mit Zuschüssen von insgesamt rund 6 Millionen Euro bewilligt. Mit Neumarkt/Mühlwehr, Breitenstraße/Löwenstraße und Kleiner Gasse inklusive Brücke seien davon drei Vorhaben fertiggestellt, sagte Barbara Schönig.

Die neue Förderperiode bis 2027 habe bereits begonnen, und Kaltennordheim habe sich auch hierfür mit mehreren Projekten beworben. Das Ministerium habe in der neuen Periode insgesamt 174 Millionen EFRE-Mittel an Thüringer Kommunen zu vergeben, damit diese Zukunftsaufgaben gestalten können. „Neben der klassischen Förderung der nachhaltigen Stadtentwicklung wird ein starker Akzent auf die energetische Stadtsanierung gelegt“, betonte die Staatssekretärin. Kommunen können sich für die laufende Förderperiode noch mit Projekten bewerben, sagte sie.

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