Straßentheaterfestival in Suhl Die mit Abstand buntesten Tage

Das war mit Abstand das bunteste Wochenende, das Suhl seit Monaten erlebt hat. Das Straßentheaterfestival hat einmal mehr Zugkraft für viel Publikum bewiesen und auch, dass es unter Corona-Bedingungen funktionieren kann.

 
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Suhl - So lacht die Stadt. Blauer Himmel, jede Menge Spaß, schrille Shows, Spitzenakrobatik, Musik und dazu gut gestimmte Menschen, die durch die Innenstadt flanieren, sich gerne unterhalten lassen und dazu auch noch einen Einkaufsbummel genießen. Es ist wieder zu sehen, das Lächeln, das lange unter Masken verborgen bleiben musste. Es ist wieder zu spüren, wie pralles Leben funktionieren kann. Das ist das bunteste Wochenende seit Monaten. Und zwar mit Abstand.

Der ist Bedingung dafür, damit gelingt, was die Leute vom Verein KultTraum Suhl mit Mut, viel Liebe und noch mehr Leidenschaft auf die Beine stellen. Kleiner als sonst, aber deswegen nicht weniger feiner. Immer wieder fordern sie von den Zuschauern Abstand ein. Genauso wie die Straßenkünstler, die in ihre Shows einbauen, was seitens des Gesundheitsamtes eingefordert wird – Abstand. Tom Timon rennt mit einem Gliedermaßstab durchs Publikum und misst, 1,50 Meter? Okay. Nicht bierernst, sondern charmant. Und mit Respekt. Genau das ist es, was das Wochenende so reich gemacht hat. Respekt gegenüber den Veranstaltern, gegenüber den anderen Zuschauern, auch gegenüber sich selbst.

Keine leichte Sache, wenn sich vor den Bühnen das Publikum sammelt. Keine leichte Sache auch für die Künstler. Der Argentinier Gomo beispielsweise sagt, dass er seine Shows an die geltenden Abstandsregeln angepasst und auf die sonst so geliebte Interaktion mit dem Publikum verzichtet habe. „Ich habe alles ein bisschen mehr auf die Bühne verlegt. Wir müssen mit den Realitäten des Lebens zurechtkommen und wir sind froh, dass dieses Festival überhauptstattfinden kann“, sagt der, der in Künstlerkreisen als Chamäleon der Situationskomik gilt. „Ganz ehrlich – die Leute haben sich super verhalten, sie waren verantwortungsvoll und auch so bei der Sache und enthusiastisch, wie ich sie kenne. Dafür bin ich sehr dankbar. Und meine Kollegen sind es ganz sicher auch.“

Dankbar und megaglücklich ist auch Stefan „Uller“ Ulrich-Hüttner. „Dieses Straßentheaterfestival ist hart. Wir haben diesmal nur acht Künstler am Start, weil lange unklar war, ob wir wieder ein richtiges Straßentheaterfestival machen dürfen. Und die müssen vier Shows pro Tag auf die Bühne bringen.“ Dazu kommt dass Miguel, der gefühlt mindestens sechs Arme und vier Beine hat, mit denen er seine Drums spielt, dem Streik bei der Bahn zum Opfer gefallen ist und gar nicht erst anreisen konnte.

Dafür haben sich alle anderen umso mehr ins Zeug gelegt. Die Clowns, Moderatoren, Bühnenbauer, Dekorateure und Meister der Kreativität, Hacki und Möppi beispielsweise, ohne die das Straßentheaterfestival in Suhl gar nicht vorstellbar wäre. Auch Roc Roc it gehört längst zum Stammpersonal. Der Superfreak zeigt, dass er sich trotz der langen Corona-Pause noch durch einen Tennisschläger zwängen kann. Und auch, dass er noch viel mehr beherrscht als seinen Körper. Für atemberaubende Momente sorgt die theatralische Vertikalseilartistik, die das Duo Fuego Rojo (Mexiko / Berlin) auf die Bühne bringt, die es mit einem großen Bagger teilt, der von der SAR Straßenbau GmbH zur Verfügung gestellt wurde. Und der das Seil hält. Das ist eine der Sponsorenleistungen, die mit dafür gesorgt haben, dass dieses Festival stattfinden kann. Ganz vorn dran der Hauptsponsor – das Institut für Transfusionsmedizin Suhl.

„Dafür, dass alles so gelaufen ist, wie wir uns das vorgestellt haben, war das Miteinander vieler Partner ganz wichtig. Hier ist unbedingt auch die Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadtverwaltung zu nennen“, sagt Stefan „Uller“ Ulrich-Hüttner. Lohn für die Arbeit all der Macher, zu denen auch Musiker, Vereine der Stadt, Händler sowie Gastronomen, die die Aktion Heimat shoppen stemmen, und andere Unterstützer zählen, ist, dass Suhl lebt und bebt. Und dass die Stadt lacht. Und dass sie sich den Künstlern gegenüber mit Applaus, Münzen und Scheinchen spendabel zeigt. Was Wunder; hat Suhl doch das mit Abstand bunteste Wochenende seit Monaten gesehen und spürbar werden lassen, wie gut es tut, wieder ein Stückchen mehr Normalität leben und erleben zu können.

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