Straßentheaterfestival Hochkonjunktur für die Kunst des Spaßes

Erstaunlich, atemberaubend, bunt, skurril, gewagt und vor allem fröhlich – das war auch die neunte Auflage des Straßentheaterfestivals, die am Wochenende über fünf Bühnen in der Suhler Innenstadt gegangen ist.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Sie haben es wieder geschafft, die Leute vom Suhler Verein KULTtRAUM und alle ihre Helfer und Sponsoren. Sie haben einmal mehr an sich geglaubt und den Festival-Geist hochleben lassen. Und das mit einem Wochenende, das bunter, ausgelassener und fröhlicher kaum hätte sein können. „Das tut so gut – gerade in diesen Zeiten, die uns allen große Sorgen machen“, sagt eine ältere Dame, die mit ihren Freundinnen unterwegs ist und sich als Fan insbesondere des netten Freaks Roc Roc it outet. Also des Chaoten, der auf unglaubliche Art zeigt, was man alles mit Gummihandschuhen und Tennisschläger anstellen kann. Tatsächlich legt sich Leichtigkeit über die Stadt, wenn Straßenkünstler zeigen, was sie drauf haben, wenn die lokalen Akteure – die Grundschüler der Lautenbergschule, die Bigband der Musikschule, die Fünkchen des SCC, die Musiker und andere mehr – mit Herzklopfen die Bühnen betreten, wenn Eddi Egal spätabends die Feuer-Orgel in Gang setzt ...

Das Pilgern zwischen den fünf Bühnen in der City ist eine lohnende Sache für alle, die sich auf das fröhliche und mitunter schräge Bühnenleben der Künstler einlassen. Egal, ob die Zuschauer einen Rollator oder einen Kinderwagen vor sich herschieben – sie sind alle gleichermaßen angesprochen. Von Hacki und Möppi beispielsweise, die das Straßentheaterfestival in Suhl von Anfang an lieben und es auch leben. Vater und Sohn sind Clowns mit Leib und Seele, dem KULTtRAUM-Verein kreative Wegbegleiter, handwerkliche Holzbearbeiter, emotionale Vorbereiter und sie sind vor allem eins: immer heiter. Egal, ob sie die Varieté-Shows am Abend moderieren, mit ihren eigenen Nummern über die Bühne stolpern oder die fulminante Seifenblasen-Nummer abziehen, die nur in windgeschützten Räumen funktioniert. Die haben sie dankenswerterweise völlig unkompliziert in einem Raum der Geschäftsinhaberin Andrea Flörke gefunden, sodass das Publikum erleben kann, wie Möppis Seifenblasenkonstruktionen entstehen und schließlich platzen.

Etwas zum Staunen, Amüsieren oder Bewundern gibt es bei den Shows der Anna Ehrenreich zum Beispiel, die am Vertikaltuch, das an einem Bagger hängt, eindrucksvoll Luftakrobatik zeigt, bei der einem schon mal der Atem stockt. Oder bei der exzentrischen Show von Lolli & Pop aus Spanien, bei Felice & Cortes, die eine Geschichte aus Musik und Artistik auf die Bühne bringen. Oder bei den Pyrocircus Ladies, die tagsüber vornehm gewandet mit Raupen-Marionetten durch die Stadt ziehen und es abends mit einer Feuer-Choreographie inklusive theatralischem Slapstick-Humor krachen lassen. Oder bei all den anderen Mitwirkenden, die so viel Spaß, Musik, Kunst und Können auf die Straße bringen, dass sich die Suhler Innenstadt in ein einziges großes Theater verwandelt.

Zu dem Punkt des Staunens gehören an allererste Stelle die Leute des KULTtRAUM-Vereins, die wieder Klinken geputzt, Spenden gesammelt, Förderanträge gestellt und die vielen anderen Dinge erledigt haben, die es braucht für solch ein Festival, das die Suhler, die kein eigenes Stadtfest haben, gern als solches annehmen. Das wird gestemmt in rein ehrenamtlicher Arbeit, für die die KULTtRAUM-Leute etliche Urlaubstage und -wochen investiert haben. „Großartig, was dieser Verein schafft. Danke! Danke! Danke! An alle, die dieses Festival möglich gemacht haben“, sagt Stefan „Uller“ Ulrich, der sich ungern in den Vordergrund, sondern lieber den Mülleimer schiebt, in dem das landet, was er auf dem Festival-Gelände aufsammelt. Und das ganz sicher schon mit den Gedanken an das nächste Festival im Kopf, das das Zehnte und ganz sicher wieder ein ganz besonderes wird.

Autor

Bilder