Stolze Modellbahner 5000 Wägelchen für schnelle Hilfe aufs Gleis gesetzt

Piko-Chef René F. Wilfer mit dem symbolischen Scheck vorm Werk in Oberlind. Foto: /Privat

Eine tolle Resonanz hat die Piko-Benefizkampagne für die Flutopfer. Schon wenige Tage nach der Ankündigung ist klar: Es stehen 124 000 Euro bereit.

 
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Sonneberg – Die Freunde kleiner Loks haben ein großes Herz. Das jedenfalls war am Freitag spruchreif, als Piko-Chef René F. Wilfer die Spendenaktion für die Opfer der Flut-Katastrophe für beendet erklärte. Wie berichtet, hatten die Modelleisenbahn-Hersteller aus Oberlind wenige Tage nach der Flutkatastrophe ein Benefiz-Wägelchen mitsamt Sonderdruck aufs Gleis gesetzt.

„Bei Piko ist man total überwältigt von der enormen positiven Resonanz“, so Wilfer. Kaufanfragen erreichten den Betrieb nicht nur aus ganz Deutschland, aus Holland, Österreich, Italien, Dänemark und Polen, auch aus Ländern, die weit entfernt sind, wie Chile, kamen unterstützende Bestellungen. „Bei Piko möchten alle Mitarbeiter nochmals ihr tiefstes Mitgefühl für alle von den Flutschäden betroffenen Menschen aussprechen und hoffen, dass mit dieser Aktion die Not ein wenig gelindert wird.“ 4920 Wagen sind verkauft worden.

Bei der Berechnung der Spende wird Piko den Verkaufserlös, abzüglich der Mehrwertsteuer spenden. Auf Anfrage beim Finanzamt war es leider nicht möglich eine Mehrwertsteuer-Befreiung zu erhalten, d.h. dass Piko für die in Deutschland sowie an Endkunden im Ausland verkauften Wagen die MwSt., die fast 26 000 Euro umfasst, an das Finanzamt abführen muss.

Dennoch stehen insgesamt 124 000 Euro zur Verfügung. Wilfer findet das toll und gesteht, dass er in seinen kühnsten Träumen vielleicht von einer Spende von 15 000 Euro ausgegangen ist. Aber 124 000 Euro, dass habe er sich nie und nimmer vorstellen können. „Mit diesem Betrag kann man schon etwas anstellen – obwohl die Schäden in den betroffenen Gebieten dennoch viel viel höher ausgefallen sind.“

Das Unternehmen hat sich gedacht, den Betrag wie folgt aufzuteilen:

•50 000 Euro für den Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz, Bad Neuenahr-Ahrweiler

•50 000 Euro für den Rhein-Erft-Kreis in NRW, Ortsteil Bessem

•24 000 Euro für das Berchtesgadener Land.

Das Geld soll zweckgebunden für den Wiederaufbau von Kindergärten, Behindertenstätten oder Senioren-Wohnheimen zur Verfügung stehen. Im Berchtesgadener-Land sind diese Einrichtungen aufgrund von Nachfragen nicht betroffen. Dafür ist am Königssee die traditionsreiche Bob- und Rodelbahn vom Unwetter stark beschädigt worden. Top-Rodler sind bestürzt. Insofern dachte man sich bei Piko, dass diese Hilfe für den Wiederaufbau der Rodelbahn gespendet wird. Wilfer hofft, dass die vielen Spender mit der Entscheidung über die Empfänger der Hilfsmaßnahmen konform gehen.

Seit Anfang dieser Woche ist man nun im Piko-Werk in China, in Chashan, emsig zugange die Wagen zu produzieren, was ja bei einer Menge von fast 5000 Stück kein Pappenstiel ist. Mitarbeiter arbeiten mit Hochdruck daran, dass die Wagen innerhalb von zehn Tagen fertig werden, damit diese Anfang August in den Container gehen, der dann hoffentlich Mitte September in Sonneberg ankommt. „Klappt das alles, können die Wagen, wie angekündigt, Ende September an die Spender ausgeliefert werden.“ Das Unternehmen dankt allen für die Unterstützung. „Den Menschen in den von den Unwettern betroffenen Regionen wünschen wir mit Gottes Kraft alles, alles Gute, viel Ausdauer und Erfolg beim ‚Neu-Aufbau’ ihrer Zuhause und Gemeinden.“

Am Samstag rückt das Sonneberger DRK aus

Zur Verstärkung der Hilfskräfte in den Katastrophengebieten in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen rücken am heutigen Samstag zwei Sonneberger Sanitätsfahrzeuge aus. Diese gehören zum kreislichen Katastrophenschutz und sind bemannt von einem halben Dutzend Mitgliedern des Sonnberger DRK. Wie Kreisbrandinspektor Mathias Nüchterlein mitteilt, werden die Helfer fünf Tage im Einsatz sein.

Zu erwarten steht, dass vermutlich auch Feuerwehrler aus dem Landkreis Sonneberg ein zweites Mal in den Westen entsandt werden. Wie berichtet, hat der Freistaat einen Hilfeleistungseinsatz zugesagt, der noch nicht beendet ist. Feuerwehrler aus Sonneberg und Hildburghausen hatten am Sonntag einen Einsatzzug gebildet. Am Mittwoch dieser Woche waren sie zurückgekehrt bzw. von anderen Thüringer Katastrophenschutzhelfern ersetzt worden. Bleibt es beim rollierenden Turnus, wonach verschiedene Kreise die notwendigen Spezialisten bereitstellen, wäre der Kreis Sonneberg wieder am 1. August dran, so Nüchterlein. „Es hängt natürlich alles davon ab, wie sich die Situation jetzt weiter entwickelt.“ Im Moment gehe er aber davon aus, dass ein zweites Mal rund 30 Männer und Frauen aus dem Landkreis zur Unterstützung vor Ort gebraucht werden.

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