Dann liegen 29 Jahre Berufsleben in ihrem Stoff- & Kurzwarenladen hinter ihr. In denen hat sie nicht nur verkauft, sondern auch selbst Kleidung entworfen und genäht, den Kunden Kleidungsstücke geändert, Kurse angeboten oder Nähmaschinen repariert. Mit Nadel, Faden, Wolle oder Stoff kreativ zu sein war ihr Ding. Doch das Talent dazu war ihr offenbar nicht gleich in die Wiege gelegt worden. „Du hast die zwei linken Hände deiner Patentante Ursula geerbt“, hatte ihr die Mutter auf den Kopf zugesagt, als sie 11 Jahre alt war und ihre Handarbeitsversuche nicht gerade von Erfolg gekrönt waren. „Wahrscheinlich war sie leicht genervt, weil es nicht so richtig klappte. Wenn damals einer gesagt hätte, ich mache einen Beruf daraus und verdiene meinen Lebensunterhalt damit, hätte ich ihn für verrückt erklärt“, sagt Ilona Scheffler. Sie hat es dennoch getan. Reich geworden sei sie damit nicht, „aber ich war glücklich“. Dabei kam sie erst über Umwege zum Traumjob. Erst einmal stand das Studium an der Ingenieurschule, dann die Familiengründung. 15 Jahre war sie als Konstrukteurin im damaligen Werkzeugkombinat tätig. Mit der Wiedervereinigung musste auch sie sich neu orientieren, die Wirtschaft stellte sich anders auf. Mit zwei schulpflichtigen Kindern waren aber der Flexibilität Grenzen gesetzt. Und so besann sie sich auf das, was sie am liebsten machte. Am 1. Juli 1993 wurde ihr Hobby zum Beruf, sie eröffnete auf 37 Quadratmetern ihren eigenen Laden für Stoffe und Kurzwaren. „Vom Prokuristen bis zur Reinigungskraft war ich alles“, blickt sie zurück. „Die exzellente Ingenieurausbildung kam mir auch hier zugute, auf buchhalterische und steuerliche Hilfe konnte ich verzichten.“ Nach fünf Jahren schon platzte der Laden aus allen Nähten, sie zog in die Stumpfelsgasse um. „Der ebenerdige Laden war ein Gewinn – gerade für die ältere Kundschaft oder Mütter mit Kinderwagen. Auch Nähmaschinen wurden verkauft – von da war es nicht weit bis zu Nähkursen, die sie mit einer befreundeten Schneiderin anbot. Die Beschäftigung mit der ganzen Materie beflügelte ihre Kreativität immer mehr, sagt Ilona Scheffler heute. Sie strickte, nähte Taschen, fertigte Kissen und vor allem auch Kleidungsstücke. „So manch einer kann einen echten „I Sch“ sein eigen nennen“, sagt sie zu ihrer Marke, die aus den Anfangsbuchstaben von Vor- und Zuname entstand. Aber sie änderte auch viele Hosen, Röcke oder Blusen. Oftmals kamen die Kunden mit aus dem Katalog bestellten Teilen, die ganz einfach nicht passten und oft einen Mü zu eng waren. Sie weiß, dass ganz gerne eine Nummer kleiner geordert wird - wegen dem guten Gefühl mit Blick auf die Figur. Öfters hat sie dann den Kunden aber geraten, das Stück lieber zurück zu schicken und eine Nummer größer zu bestellen. „Das habe ich dann kleiner und passend gemacht – das ging einfacher als umgekehrt.“