Archäologische Funde in Israel Auf dem Speiseplan des Frühmenschen standen Elefant und Hirsch

Markus Bauer
Diese 400 000 Jahre alte Feuersteinwerkzeuge aus der Jaljulija- und Qesem-Höhle bei Tel Aviv sind der früheste Beleg für Werkzeuge zum Schlachten und Häuten des noch heute in Israel und im Iran vorkommenden Mesopotamischen Damhirsches. Foto: Tel Aviv University

Der prähistorische Mensch in der südlichen Levante jagte zuerst Elefanten. Als diese verschwanden, musste er sich etwas Neues einfallen lassen. Steinzeitliche Werkzeugfunde aus dem heutigen Israel zeigen: Damwild war danach seine erste Wahl.

 
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Spezielle Waffen zur Elefantenjagd sind nicht gerade besonders geeignet zum Erlegen von Damwild. Mit dem Verschwinden der Rüsseltiere entwickelten die prähistorischen Menschen deshalb einer neuen Studie israelischer Archäologen von der Universität Tel Aviv zufolge passendere Werkzeuge. Die Studie ist im Fachjournal „Archaeologies “ erschienen.

400 000 Jahre alte Feuersteinwerkzeuge zum Schlachten von Damhirschen

Die Forscher untersuchten 400 000 Jahre alte Feuersteinwerkzeuge und kamen zu dem Schluss, dass sie der früheste Beleg für Werkzeuge zum Schlachten und Häuten des noch heute in Israel und im Iran vorkommenden Mesopotamischen Damhirsches seien und neue Aufschlüsse über die Entwicklung der Jagd in der Altsteinzeit gäben.

„Als die Elefanten aus der Region verschwanden, waren die Jäger gezwungen, ihre Technik anzupassen, um sich auf Jagd, Schlachten und Verarbeitung der leichtfüßigen Damhirsche zu konzentrieren“, schreiben die Forscher.

Die spezielle Klinge, nach einer altsteinzeitlichen französischen Fundstätte als Quina-Schaber bezeichnet, habe es den Jägern durch eine scharfe Arbeitskante erlaubt, das Wild sowohl zu schlachten als auch die Häute zu verarbeiten.

Die spezielle Klinge, nach einer altsteinzeitlichen französischen Fundstätte als Quina-Schaber bezeichnet . . . Foto: Tel Aviv University
. . . erlaubte es den steinzeitlichen Jägern durch eine scharfe Arbeitskante . . . Foto: Tel Aviv University
. . . das Wild sowohl zu schlachten als auch die Häute zu verarbeiten. Foto: Tel Aviv University

Funde aus der Jaljulia- und Qesem-Höhle

Gefunden wurden die Werkzeuge mit einer schuppenartigen Klinge demnach in Jaljulija- und Qesem-Höhle östlich der heutigen Großstadt Tel Aviv.

Zur Info: Die Qesem-Höhle (auf deutsch: Zauber-Höhle, englisch: Qesem Cave; auch: Kessem-Höhle) ist eine zwölf Kilometer östlich von Tel Aviv gelegene, verschüttete Karsthöhle mit menschlichen Fossilfunden und Siedlungsresten aus der Altsteinzeit. Die Jaljulija-Höhle liegt fünf Kilometer in nordwestlich der Qesem-Höhle.

Im Pleistozän waren Damhirsche in Mesopotamien, der Levante und in Anatolien verbreitet. Foto: Imago/Imagebroker

Als Material für die Klingen wurde dabei ein Feuerstein benutzt, der in der Fundgegend nicht vorkommt, sondern aus einem Gebiet rund 20 Kilometer weiter östlich in der Nähe der Berge Ebal und Garizim in der Nähe der heutigen palästinensischen Stadt Nablus stammt. Die Forscher vermuten, dass es sich gleichzeitig um das Kalbungsgebiet des Damwilds handelte.

Wildtierknochen auf heiligem Berg Gerizim

Blick auf Mount Gerizim und Mount Ebal bei Tel Aviv. Foto: Dr. Shai Bar

Zahlreiche Damwildknochen wurden laut den Forschern auch am Altar auf dem Berg Gerizim gefunden, der dem biblischen Anführer Josua zugeschrieben sowie in einigen Traditionen als Ort verehrt wird, an dem Abraham seinen Sohn opfern wollte. Das lasse den Schluss zu, dass der Berg schon prähistorischen Jägern als heilig galt.

Eine frühere Studie an prähistorischen Knochenfunden in der Qesem-Höhle hatte darauf hingedeutet, dass die dort lebenden Hominide bereits eine Vorratshaltung kannten.

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