Steinbach-Hallenberg Pflegedienst startet in der Pandemie: „Der Bedarf ist da“

Seit Februar bietet Jessica Schenk (vorne links) Pflegedienstleistungen im Umkreis von rund 15 Kilometern um Steinbach-Hallenberg an. Ehemann Maximilian unterstützt sie, zum Team gehören unter anderem Jennifer Spindler, Diana Wiegandt und Mareike Armbrust (hinten, von links). Foto: Sascha Willms

Der berühmte Sprung in die Selbstständigkeit – inmitten einer Pandemie: Diesen nicht ganz einfachen Neuanfang hat Jessica Schenk mit ihrem gleichnamigen Pflegedienst für das Haseltal gewagt.

 
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Steinbach-Hallenberg - Die Eröffnungsfeier in den ehemaligen Räumlichkeiten der AOK in der Bismarckstraße 49 musste coronabedingt ausfallen. Sicher, Jessica Schenk hat sich ihren Start in die Selbstständigkeit anders vorgestellt. Sie weiß aber auch: Der Bedarf für Pflegedienste ist da und die Isolationsgefahr für Ältere und Pflegebedürftige sei in Pandemiezeiten besonders hoch. Auf die speziellen Hygieneanforderungen sei sie und ihr Team vorbereitet. Zwei Corona-Tests pro Woche seien selbstverständlich, auch die Klienten können auf das Virus getestet werden, erzählt Schenk, die gerade ihren 31. Geburtstag gefeiert hat. Trotz ihrer jungen Jahre bringt sie einiges an Erfahrungen mit. Ihr halbes Leben arbeite sie bereits in der Branche.

Mit 16 Jahren beginnt sie in Meiningen die Ausbildung zur Altenpflegerin. Sie lernt ihren Beruf von der Pike auf, bildet sich zur Qualitätsmanagerin weiter und übernimmt im „Haus Bernhard“ in der Kreisstadt als Leiterin erstmals eine eigene Station. Die Liebe verschlägt sie schließlich nach Steinbach-Hallenberg, zwei Kinder werden geboren, die heute vier und fünf Jahre alt sind.

Nach der Elternzeit und dem Wechsel ins Haseltal arbeitet sie im Evangelischen Altenhilfezentrum Steinbach-Hallenberg, ist dort unter anderem Praxis-Mentorin für Auszubildende. Noch einmal drückt sie in Erfurt für ein halbes Jahr die Schulbank, darf sich fortan „Verantwortliche Pflegefachkraft“ nennen. Ein Titel, der landläufig noch als Pflegedienstleitung bekannt ist – die Grundlage für einen eigenen Pflegedienst. Im November vergangenen Jahres besteht sie die Prüfung, die Vorbereitungen für die Selbstständigkeit können beginnen. Freundlich und hell lässt sie die Räume neben dem Friseurgeschäft renovieren. Ehemann Maximilian Schenk hilft ihr, wo er kann und unterstütze auch weiterhin, so oft es seine Tätigkeit bei der Thüringer Polizei zulasse.

Vier Altenpflegerinnen hat sie in Vollzeit angestellt, die Autos mit auffälliger Werbung beklebt. Nun müsse sich ihr Angebot nur noch unter den potenziellen Klienten herumsprechen. Bedarf gebe es genug, ist sie sich sicher. „Wir bieten ein Rundum-Sorglos-Paket, von der Grundpflege über die Behandlungspflege, Hilfe bei der Hauswirtschaft und Betreuungsleistungen“, sagt Jessica Schenk. So sei man auch da, wenn pflegende Angehörige einmal in den Urlaub fahren wollen. Das weitaus Meiste davon werde von den Kassen übernommen, viele Menschen wüssten das noch nicht, stelle sie immer wieder fest.

Und weil das mittlerweile ein komplexes Thema sei, das Laien nicht sofort überblicken, gehöre auch die Beratung dazu. „Wir helfen bei Anträgen und Formularen und sind auch bei der Begutachtung für Pflegegrade dabei“, erzählt sie. Für Kunden und Interessenten haben sie eine 24-Stunden-Rufbereitschaft eingerichtet. Die Telefonnummer gibt es, zusammen mit vielen weiteren Informationen, auf der neuen Internetseite des Pflegedienstes Schenk. Selbst in sozialen Netzwerken sei man vertreten, denn oft komme der Erstkontakt über die Angehörigen zustande, weiß sie.

Für den Start auch in schwierigen Zeiten fühlt sie sich gut gerüstet. „Wir arbeiten so sicher wie möglich“, versichert Schenk. Bei alldem soll der Mensch nicht aus dem Blickfeld geraten. Die Pflege soll eine aktivierende sein und sich möglichst den Gewohnheiten der Pflegebedürftigen anpassen. „Wir pflegen nicht nach Zeit. Ich wöllte auch nicht, dass meine Oma früh um fünf Uhr aufstehen muss, nur weil da die Arbeitszeit des Pflegedienstes beginnt“, sagt die frischgebackene Chefin und freut sich auf die ersten Klienten.

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