Der Mann mit der Bienenstock-Mütze
Dann aber ab in die Hütte: Die Besucher dürfen rein. Jetzt heißt es, Glühwein zapfen, Bier ausschenken, Bratwürste reichen. Und: mit den Fans aus ganz Deutschland und der Welt ein Pläuschchen halten. Aus Goslar, Hamburg, Kiel, Bremen, dem Saarland, von der Insel Poel kommen sie. „Immer wieder gerne hier“ seien sie, sagen die meisten. Ein Mann steht an der Hütte, mit einer etwas eigenwilligen Kopfbedeckung. Steffen bezeichnet sie als Bienenstock und lacht sein markantes „Hahahaha“. Der Mann mit der Mütze ist Thomas aus Ilmenau, der sein Saxofon dabeihat, voriges Jahr 55 000 Kilometer mit diesem durch ganz Europa per Auto gereist ist. „Immer an die schönsten Ecken – und gestern habe ich in Grumbach gespielt. Das ist doch da, wo Ihr herkommt“, sagt er und bläst los. Nicht ohne vorher zu erzählen, dass er 2012 im Schlafanzug zum Biathlon aufgelaufen ist, weil er gehört hatte, dass man sich da verkleiden muss.
Irre Typen trifft man beim Biathlon. Aber auch stille. Wie den Mann, der an dem Tag in Leinefelde mit dem Zug losgefahren ist, dann mit dem Shuttle bis zur Arena. Zwei Stöcke braucht er zum Laufen wegen der Hüfte. Und warum das alles? „Weil ich noch nie bei einer Weltmeisterschaft dabei war.“
Während des Wettkampfs ist es ruhig an der Hütte, abwechselnd schauen sich die Helfer das Rennen aus der Nähe an, nehmen etwas mit von der Begeisterung an der Strecke. Manuela hat Besuch von ihrer älteren Tochter Kathleen bekommen, die beiden drehen eine Runde und schauen sich den Sieg von Überflieger Bö per Smartphone hinter der Hütte an, während ein paar Meter hinter ihnen, hinter den Bäumen, die letzten Sportler den Birxsteig erklimmen.
Nach dem Rennen ist vor dem Rennen. Glühwein, Bier, Bratwurst gehen über die Theke. Der Nachwuchs des Vereins kommt, jeder kriegt eine Wurst oder Nudeln mit Pesto. Die Kinder schwärmen davon, dass sie ein Selfie mit Benedikt Doll machen konnten. Gegen 17 Uhr beginnt das Aufräumen und Saubermachen.
Manuela fährt mit dem Shuttle zum Kanzlersgrund und holt den Transporter. Erst ab 18 Uhr dürfen die Fahrzeuge wieder aufs Gelände.
Die Hüttenchefin macht das Licht aus. Alle sind geschafft. Und auch froh, diesen Tag gemeinsam gemeistert zu haben. Der Einsatz ist ein Erlebnis, das keiner je vergisst. Es sind Eindrücke, die nachwirken werden. Wir loben uns gegenseitig. Es tut gut.
Auf der Rückfahrt hält Manuela wieder bei der Mama an, reicht eine Bratwurst rein. In der Wolffstraße steigen wir aus, umarmen uns, gehen zu unseren Autos, fahren nach Hause, Füße hochlegen. Für Manuela ist noch nicht Schluss. Sie hat die Kassen dabei, wird mit einer Vereinskameradin noch die Abechnungen machen, dann die Bestellungen prüfen, die Helferlisten aktualisieren. Morgen früh um 7 geht es wieder los – bis Sonntag. Und am Montag wieder an die Arbeit.
Eines steht fest: Wenn es abseits der Strecke Goldmedaillen gäbe, Manuela hätte sie verdient – stellvertretend für all die andern Hüttenchefs und -chefinnen in Oberhof!