Steinbach-Hallenberg „Boas ä all Huis konn verzeel“ – Teil 2

Vom „Iigekoachden“ im Keller bis zum „Schissgängle“ im Obergeschoss, das zum Abort führte: Die neue Ausstellung im Bauernhaus neben der Tourist-Info erzählt das Leben der Ahnen anhand eines Hausrundgangs. Mit überraschenden Erkenntnissen. Zweiter Teil: Die erste Etage.

 
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Die Treppe zur ersten Etage führt in einen überraschen geräumigen Flur, während die einzelnen Zimmer relativ klein sind.

Der Flur. Foto: Sascha Willms

Projektverantwortliche Andrea König weiß warum. „Hier wurden früher die Verstorbenen eingesargt. Sie wurden in einem Bahrtuch aus dem Zimmer in den Flur getragen und hier in den Sarg gelegt“, erklärt sie. Der Flur musste groß genug für die Totenkiste und die Bestatter sein.

Rechts geht es in die gute Stube, die in der Ausstellung symbolhaft für die großen Familienfeiern, wie Taufe, Konfirmation oder Silberhochzeit steht. Der Raum ist dementsprechend ausgestattet, samt Gesangbuch und Bibel. Interessant ist ein Holzpodest, das anno dazumal meist unter einem Fenster zur Straße hin stand.

Das Holzpodest. Foto: Sascha Willms

„Hier saß die Oma, stopfte Socken und konnte dabei entspannt beobachten, was draußen auf der Straße vor sich geht. Das Podest im Museum stammt original aus dem Haus, das heute den Heimathof beherbergt. Und dort war außen am Fenster tatsächlich noch ein Spiegel befestigt, in dem die Oma auch das Geschehen auf dem Gehweg verfolgen konnte. Hier im Stockhaus zeigt das Fenster aber nicht zu Straße. Zwei Räume wurden getauscht, weil die Ausstellungsmacher die größere, originale Stube für den Raum mit Leinwand und Beamer gebraucht haben.

In der Küche gibt es neben einem Buffet mit allerlei historischen Küchenutensilien eine drehbare Rezepttafel, auf der den typischen Gerichten aus dem Haselgrund das jeweilige Rezept in Mundart zugeordnet werden kann. So wird aus dem Ziichevörderle midd Hüdes der Ziegenbraten mit Klößen. In einem Nebenraum werden in einer beleuchtbaren Vitrine verschiedene Artefakte und Szenen des Alltagslebens aus verschiedenen Zeiten gezeigt. Pilze und Beeren, Zunderpilze zum Feuermachen, Holzkohle aus Bermbach oder auch ein Foto mit dem Originalmotiv vom Richtfest des Rathauses im Jahr 1900. Beim Thema Tiere half das Schmalkalder Zinnfiguren-Museum und stellte eine komplette Jagdszene als Leihgabe zur Verfügung.

Die Jagdszene. Foto: Sascha Willms

In der ursprünglichen Stube werden einige Geräte aus Landwirtschaft und Garten gezeigt. In Lebensgröße stehen Figuren einer bäuerlichen Familie in ihrer typischen Kleidung. Über den Beamer können Karten auf eine Leinwand projiziert werden, die nicht flach ist, sondern ein maßstabsgerechtes Geländeprofil darstellt.

Mit Hilfe der dritten Dimension lassen sich so die Gesteinsvorkommen besser auf den Bergen der Region verorten und die Bergbaugeschichte wird verständlicher. Interessant aber auch die weiteren Karten, die zeigen, in welcher Geländehöhe Felder, Wiesen, Äcker und Wald angesiedelt sind oder waren und bis wohin der Schnee zu welcher Jahreszeit reicht. Auch die sogenannten Triftwege, auf denen die Viehtreiber ihre Tiere auf die Berge im Umland trieben, können Besucher nachvollziehen. Eine andere Kartenabfolge stellt das Zusammenwachsen der Haseltalorte dar.

Der Präsentationsraum. Foto: Sascha Willms

Witziges Detail am Rande: Wenn der Beamer für Momente aus ist, sehen viele im Höhenprofil auf der Leinwand den stilisierten Kopf eines Menschen, erzählt Andrea König. So haben die Ausstellungsmacher dem Haselgrund ein ganz eigenes Gesicht gegeben.

Vom Präsentationsraum führt die Runde zurück in den Flur. Von dort aus steigen Besucher eine enge Holztreppe ins Dachgeschoss, das im letzten Teil der Serie behandelt wird.

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