Steinach/Suhl Mit Nostalgie im Gepäck?

Jürgen Eckstein
Davon träumen die Steinacher Fußballer heutzutage: Zu Oberliga-Zeiten pilgern sage und schreibe 25 000 Fans auf den Fellberg der Griffelstadt - unglaublich. Quelle: Unbekannt

Die Fußballer aus Steinach und Suhl haben viel gemeinsam: Sie spielten in der DDR-Oberliga - Steinach von 1963 bis 1965, Suhl in der Saison 1984/1985. Am Samstag duellieren sich beide Vereine - in der Landesklasse.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Steinach/Suhl - Der SV 08 Steinach und der 1. Suhler SV 06 gehören zu den Traditionsvereinen südlich des Rennsteigs. In den verschiedenen Zeitepochen hatte leistungsmäßig einmal Steinach die Nase vorne, später dann Suhl. Wer aber denkt, dass es jährlich Duelle um Punkte zwischen diesen beiden Vereinen gegeben hat, der irrt gewaltig. Entweder die beiden Vereine waren - obwohl auf einer Ebene spielend - territorial getrennt. So in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg - in der Gauliga Südthüringen (Steinach) und in der Gauliga Henneberg (Suhl).

Das letzte Mal in der DDR-Liga

In der Saison 1982/83 - in der letzten Serie, in der Motor Steinach in der DDR-Liga kickte - gelang den Griffelstädtern vor 1300 Zuschauern ein Erfolg gegen Suhl. Hier die Aufgebote von damals:

Steinach: D. Wild - W. Müller, Mitdank, Eichhorn (860. Heinz), E. Roß, B. Kühn, Lehmann, A. Göhring, R. Luthardt, Urff, H.-G. Lenk

Suhl: K. Müller - Böhm, Kersten, Leder, J. Schneider (78. Romig), Mosert, K. Schröder, Heinze, Büchel, Schellhase (57. Semineth)

Tor: 1:0 Lenk (82.)

Erst nach der Gründung der DDR gab es die ersten Begegnungen zwischen der SG Steinach und der ZBSG Suhl in der Landesklasse/Staffel 2. Aber Suhl stieg in dieser Saison ab, und so trennten sich die Wege der Mannschaften kurzzeitig. Von 1952 bis 1956 spielten Motor Steinach und Motor Suhl in der Bezirksliga. Steinach wurde 1956 Meister, Suhl ein Jahr später. In der damaligen "II. DDR-Liga" waren beide Vereine nun zu Hause, ehe den Steinacher Kickern um Trainer Heinz Leib 1963 das Meisterstück in der DDR-Liga mit dem Staffelsieg und dem Oberliga-Aufstieg gelang.

Vor 25 000 Fans

Unvergessen bleibt die Zeit, als die Blau-Weißen die Oberliga rockten. Die Siege gegen den SC Motor Jena im jeweils ausverkauften Fellberg-Stadion vor damals jeweils 25 000 Zuschauern gehen noch heute "runter wie Öl". Steinach belegte im ersten Oberliga-Jahr einen beachtlichen siebten Platz. Nach dem Abstieg 1965 spielte Motor Steinach weiter in der DDR- Liga, wo sich Motor Suhl 1971 hinzugesellte. Nur zwölf Duelle gab es in der DDR-Liga von 1971 bis 1983. In dieser Zeit wurde in Suhl tüchtig aufgerüstet. Von Steinach zog es Reiner Müller, Wolfgang Ostertag und Bernd Stickel in die Suhler "Aue", vom HFC kam mit Klaus-Dieter Boelssen, Paul Kersten, Walter Jänicke und Ex-Nationalspieler Erhard Mosert ein Quartett hinzu, währenddessen die Steinacher von den "Oberen" im DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund) zum Wintersport "verpflichtet" wurden. Damit einher ging der Qualitätsverlust des Fußballs, zumal mit Eberhard Finn (Kali Werra) und Herbert Kondziella (Ilmenau) weitere Top-Spieler die Steinacher verließen.

Im Jahr 1984 war das große Jahr von Motor Suhl, denn die Bezirkshauptstädter stiegen in die Oberliga auf, tanzten dort aber nur einen Sommer. Später spielte der heutige Steinacher Abteilungsleiter, Thomas Roß, bis zur Wende in Suhl. Auch nach der Wende spielte Suhl ein Jahrzehnt in der Amateur-Oberliga, ehe sie sich drei Jahre mit Steinach in der Thüringenliga auf Augenhöhe begegneten. In den sechs Vergleichen gelangen dabei dem SV 08 zwei und Suhl vier Siege. Doch beide Vereine konnten das Niveau nicht halten, und im Jahr 2011 trafen sie dann in der Landesklasse Süd wieder aufeinander. In diesen Vergleichen gibt es eine fast ausgeglichene Bilanz: Acht Steinacher Siegen und drei Unentschieden stehen sechs Suhler Siege gegenüber. Und heute?

Steinach kam gut aus den Landesklasse-Startlöchern, hat bereits drei Saisonsiege auf dem Konto, während Suhl zuletzt gegen Eisenach (3:2) den ersten Erfolg feierte. Am Samstag, 14.30 Uhr, sind die Hausherren Favorit, denn ihr Trainer, Christian Häusler, kann neben der erfolgreichen Elf der Vorwoche (4:0 gegen Kaltennordheim) wieder mit Richard Büttner und wahrscheinlich auch Tom Kämpf rechnen. Und Suhls Trainer Bernd Eckert wird sich gewiss auf die erfolgreiche Mannschaft aus der Vorwoche stützen, gemäß der alten Binsenweisheit: "Ändere nie eine erfolgreiche Mannschaft".

Bilder