Präzise und belastbare Vorhersagen des Wasserhaushalts für die nächsten Jahre sind nach Belleflammes Worten nicht möglich. "Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt jedoch, dass der wiederholte Niederschlagsmangel der letzten Jahre" - 2018, 2019, 2020 und 2022 - "insbesondere in Mittel- und Ostdeutschland das Defizit im Bodenwasserspeicher immer weiter verstärkt hat."
"Bodenwasserschuld" des Jahres 2018
Der viele Regen in diesem Jahr hat das Wasserdefizit in der Mitte und im Osten bisher nur teilweise behoben, auch in Bayern und Baden-Württemberg gibt es nach wie vor Regionen mit wenig Wasser im Boden. Laut jüngstem Wasserresourcen-Bulletin des FZ Jülich könnte sich das Wasserdefizit in Teilen Mittel- und Süddeutschlands in Herbst und Winter wieder vergrößern.
Dass im nicht übermäßig sonnigen Deutschland einmal Wassermangel auf der Tagesordnung stehen könnte, schien lange undenkbar. "Wir waren im Grunde bis zum Trockenheitsjahr Jahr 2018 immer gut mit Wasser versorgt", sagt Allianz-Agrar-Chef Lührig. "In dem Jahr ist eine enorme Bodenwasserschuld aufgebaut worden, die wir im Grunde bis 2024 nicht mehr wieder aufgeholt haben."
Letztes Mittel: Beschränkung des Wasserverbrauchs
Fachleute und Behörden diskutieren bereits über im Falle eines Falles erforderliche Beschränkungen des Wasserverbrauchs. So läuft am Umweltbundesamt (UBA) ein Projekt, das Leitlinien für den Umgang mit Wasserknappheit entwickeln soll. "Es gibt schon heute in einigen Regionen Deutschlands Fälle, in denen die Landwirte im Rahmen der wasserrechtlichen Genehmigungsverfahren nicht die Wasserrechte bekommen, die sie beantragen", sagt der Wissenschaftler Frank Herrmann, ebenfalls am Forschungszentrum Jülich beschäftigt. "Außerdem werden von den Wasserbehörden maximale Entnahmemengen und zeitliche Limitierungen festgelegt. Das alles erfordert langfristige Planungen und die Entwicklung von Szenarien für die Ausprägung von zukünftiger Dürre."