Steffen Quasebarth BSW-Politiker als Talk-Gast bei der AfD

Unter dem Motto „Ab durch die Brandmauer“ hat sich Vize-Landesspräsident Steffen Quasebarth (BSW) zum öffentlichen Plaudern mit AfD-Co-Chef Stefan Möller getroffen. Die Aktion stößt auf Verwunderung und Kritik.

Steffen Quasebarth (BSW) Foto: /Mi.. Reichel

Der BSW-Politiker und Vize-Landtagspräsident Steffen Quasebarth ist in einem Podcast, der Thüringer AfD-Fraktion aufgetreten. Er sei wahrscheinlich bundesweit die erste Person aus einer anderen Partei in einem AfD-Podcast, sagte der AfD-Politiker Stefan Möller, der sich rund anderthalb Stunden mit dem einstigen MDR-Moderator unterhielt. „Aktivist der ersten Stunde, sozusagen“, sagte Möller zu Quasebarth. Der antwortete: „Na, das passt ja, schön, freue ich mich.“ Podcasts sind per Internet verbreitete Audio-Aufnahmen.

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Die Folge trägt den Titel „Horch ma! Ab durch die Brandmauer mit Steffen Quasebarth“, eine Anspielung auf die Weigerung anderer Parteien, mit der rechtsextremen AfD zusammenzuarbeiten. Möller ist neben Björn Höcke Co-Chef der Thüringer AfD und wurde jüngst für Wahlkreis Wartburgkreis/Unstrut-Hainich in den Bundestag gewählt.

Quasebarth sagte er spreche in dem Podcast nicht für die AfD-Funktionäre, „sondern mit ihren Wählern“. Es brauche Dialog, diese zu erreichen. „Sicher lässt sich darüber diskutieren, ob ein Gastauftritt in einem Parteipodcast dafür ein sinnvoller Weg ist. Meine Intention ist jedoch, um diejenigen zu kämpfen, die aus Frust bei der AfD gelandet sind.“

Mit der BSW-Spitze war der Auftritt offenbar nicht abgestimmt. „Wir reden mit Wählern der AfD, wir stärken aber nicht ihre rechtsextremen Funktionäre“, sagte Landesparteichef und Digitalminister Steffen Schütz den Funke-Medien. Es sei “naiv, zu glauben, dass man so die Welt verändert. Die AfD ist eine rechtsextreme Partei, die verändert man nicht mit einem Podcast“, sagte Schütze. Scharfe Kritik kam auch vom Koalitionspartner SPD.„Es braucht politische Haltung und Überzeugung gegenüber der Höcke-AfD“, sagte SPD-Landeschef und Innenminister Georg Maier. Er sprach von einem „Kuscheltalk“, der von politischer Naivität gegenüber den demokratiefeindlichen Einstellungen der AfD zeuge. „Ich bin entsetzt über die Instinktlosigkeit.“

Mit seinem Verhalten betreibe Quasebarth „eine Normalisierung des Rechtsextremismus“, schrieb der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, auf X. Selbst wenn Quasebarth auf diese Weise versucht haben sollte, Menschen zu erreichen, die aus Frust AfD gewählt hätten, werde dies nicht gelingen. „Statt Frustrierte zurückzuholen, machen Sie Rechtsextreme hoffähig.“

„Einige Vorgehensweisen sind gefährlich“

In dem Podcast spricht Möller (49) mit dem fünf Jahre älteren Quasebarth unter anderem über dessen Weg in die Politik und die Arbeit der Medien, die Quasebarth kennt, weil er lange Moderator des „MDR-Thüringen-Journal“ war. Große Teile des entspannt und freundlich geführten Gesprächs drehen sich um private und berufliche Erlebnisse der Männer, die beide in Erfurt aufgewachsen sind, es wird viel gescherzt.

Möller sagt in dem Podcast, es sei eine gesellschaftliche Vorverurteilung, dass AfD-Politiker Rassisten sind. Quasebarth erwiderte: „Ich stelle fest, dass das passiert, ich stelle aber auch fest, dass Politiker aus der AfD von Zeit zu Zeit damit spielen. Das halte ich für gefährlich.“ An anderer Stelle sagte Quasebarth, dass ein grundsätzliches Misstrauen gegen alles schädlich sei für die Gesellschaft. Es sei wichtig, dieses Misstrauen nicht über die Maßen zu schüren, „das sie ja schüren, um ihre eigene Gruppe zusammenzuhalten. Deswegen halte ich einige Vorgehensweisen Ihrer Partei für gefährlich“, sagte der BSW-Politiker. Möller sprach von einem Graben in der Gesellschaft.

Linke-Landeschef Christian Schaft warf dem BSW vor, „kräftig“ an einer Normalisierung der AfD zu arbeiten. Dass Quasebarth mit Möller „lacht und quatscht“, sei dafür ebenso bezeichnend wie, dass das vom BSW-Politiker Tilo Kummer geführte Umweltministerium eine Ex-AfD-Landtagsabgeordnete einstelle, so Schaft auf X. Diese Personalie war durch Recherchen unserer Redaktion öffentlich geworden.