Kalte Marktbereinigung
Der Betriebsrat hat sich mittlerweile Hilfe von einem Anwalt und Unterstützung vonseiten der Gewerkschaft geholt. Beginnend in der nächsten Woche werden Gespräche in den Abteilungen geführt. Für Anfang Juli könnte man vielleicht eine nächste Betriebsversammlung ansetzen. Ob es eine Mahnwache gibt, um Protest und Ärger an den Mann zu bringen? Ob man wie die Eio Oberlind 2019 oder 2003 beim Märklin-Ableger in Köppelsdorf den Frust auf die Straße trägt? Schmidt mag es nicht ausschließen. „Es wird auf jeden Fall ein Kampf werden.“ Geräuschlos abwickeln lassen? Werde man sich nicht, lautet die Ansage. Und wenn es gut läuft, vielleicht finde sich dann sogar, vermittelt übers Wirtschaftsministerium, ein Investor, der dem seit Anfang der 1960er-Jahre etablierten Isolatorenhersteller eine Chance auf Fortbestand gibt. Dass die Politik solche Versuche zumindest anschieben will, hat seine Anerkennung.
Wie überraschend die Entscheidung, das Werk zu schließen, daherkam? Dazu gehen die Meinungen ein Stück weit auseinander in der Runde. „Die Aufträge waren da“, heißt es. Wenn’s Überstunden gebraucht hat, sie zu bedienen, scheiterte das nie an den Mitarbeitern. Eine Rolle habe eher gespielt, dass Ende 2021 sich die Eigentumsverhältnisse bei der Austria Holding und einhergehend der EKS/PPC-Insulators geändert haben. Ein Finanzinvestor stieg ein. Dem gehörte zu diesem Zeitpunkt bereits der einzige maßgebliche deutsche Mitbewerber in Wunsiedel. Die vormaligen Konkurrenten waren ab 2022 verbunden. Doch bei der Entscheidung, ob Wunsiedel oder Sonneberg fortbesteht? Bekam die EKS das kurze Hölzchen zugeschoben.
Eine Marktbereinigung auf kaltem Wege, bringt ein Betriebsrat seine böse Vermutung auf den Punkt. „Unter gestörten Lieferketten, Energiepreisen, Inflation und so weiter – da leiden doch alle in der Branche gleich. Nicht nur wir hier in Sonneberg“, heißt es. Von daher sehen sich die EKSler um die Chance geprellt, sich weiter am Markt zu beweisen mit ihrem Können, ihrer Tradition und ihrem Leistungswillen. „Ab 2022 ist das losgegangen, dass man uns gebremst hat, regelrecht blockiert – Aufträge wurden aktiv zurückgehalten und nicht zur Produktion freigegeben, Maschinenreparaturen nicht erledigt, mangelnde Qualität in Kauf genommen“, sagt ein Sonneberger.
Seine Zusammenfassung bleibt unwidersprochen. Und damit der Eindruck bei den Betroffenen hängen, die EKS sei im ersten Halbjahr in ein Aus gesteuert worden, das am Montag nur noch offiziell gemacht werden musste.
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