Stadtwerke Strompreis langfristig bei 45 Cent

Die derzeit hohen Strom- und Gaspreise machen auch Ilmenauer Bürgern zu schaffen. Die Stadtwerke erklären, wie es zu den hohen Preisen kommt. Langfristig rechnet man mit einem Strompreis von 45 Cent je Kilowattstunde.

 
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Strom- und Gaspreise auf Rekordniveau werden zur finanziellen Belastung für viele Bürger. Das beschäftigt auch die Ilmenauer: Im Stadtrats-Ausschuss für wirtschaft, Umwelt und Verkehr (WUV) hatte der sachkundige Bürger Marc Thiele (CDU) mehrere Anfrage zur Preisentwicklung speziell auch an die Ilmenauer Stadtwerke (SWI) gestellt. Dass war Anlass für SWI-Geschäftsführer Veit Sengeboden, persönlich im WUV Stellung zu beziehen.

In den letzten Wochen und Monaten habe eine Preisexplosion stattgefunden, sagte Thiele. Mehrere Bürger hätten ihre diesbezüglichen Sorgen und Fragen an ihn herangetragen, die er als Gremiums-Vertreter nun im WUV an Veit Sengeboden direkt weitergeben konnte. Der SWI-Geschäftsführer erklärte zunächst die Hintergründe zu den Entwicklungen der Großhandelspreise im Energiesektor. Waren vor etwa zwei Jahren noch 40 Euro pro Megawattstunde im Strombereich üblich, so stiegen die Strompreise vor einem Jahr auf 92 Euro und erreichten Anfang September Spitzenwerte von 985 Euro – also fast das 25-fache. Immerhin stürzten die Preise wieder auf 320 Euro pro Megawattstunde, also „nur noch“ auf das Achtfache.

Bei den Stadtwerken agiert man längerfristig und beginnt (ähnlich wie beim Aktienfonds-Kauf) drei Jahre vor dem Bereitstellungstermin, in zeitlichen Intervallen Stück für Stück kleine Teile des benötigten Energievolumens zu kaufen: So könne man einen mittleren Preis erzielen, erklärte Sengeboden. Der starke Strompreisanstieg richte sich nach der Strompreisbildung, die über die sogenannte Merit Order festgelegt ist: Diese Merit Order besagt, das das teuerste Kraftwerk den Preis bildet. Und die teuersten Kraftwerke seien die Gaskraftwerke, die der derzeitige Preistreiber seien. Hier sei eigentlich die Politik gefragt und müsse etwas ändern, deutete Sengeboden an. Auf die Strom- und Gasmarktpreise werden noch die Netznutzungsentgelte draufgerechnet sowie die Strom- und Erdgassteuer und beim Gas zusätzlich eine CO2-Umlage.

Im Gasbereich sind die Preise ebenfalls hoch, begründet vor allem durch den Ukraine-Konflikt. Von etwa 33 Euro pro Megawattstunde vor einem Jahr seien die Preise auf zeitweise 314 Euro gestiegen (das Zehnfache), derzeit finde man sich bei 124 Euro pro Megawattstunde wieder.

Jahresüberschüsse für Bäderbetrieb

Dabei müsse man sagen, dass die Gewinnmarge der Stadtwerke relativ gering sei, wenn man von einem Jahresverbrauch von etwa 2500 bis 3000 Kilowattstunden pro Haushalt ausgeht. Bürgermeisterin Beate Misch fügte hinzu, dass eventuelle Gewinnausschüttungen in Form von Jahresüberschüssen bei den SWI ebenso wie bei der Fernwärmeversorgung in den Ilmenauer Bäderbetrieb gesteckt werden, der mit Einrichtungen wie Schwimmhalle, Schwimmbad oder Eishalle keinen Gewinn erwirtschaftet, dafür aber als freiwillige Leistung der Bevölkerung dient. „Wir müssen ein eigenes Interesse daran haben, dass die kommunalen Unternehmen gesund und leistungsfähig bleiben“, sagte sie.

Unterschiede bei den Strompreis-Verträgen unter den Stadtwerke-Haushaltskunden seien auch dadurch begründet, dass diese zu zeitlich anderen Punkten abgeschlossen wurden, führte Sengeboden weiter aus. Differenzen in der Höhe gäbe es daher je nachdem, wie hoch der durchschnittliche Beschaffungspreis war.

Interessant sei die Frage: Wo werden die Strompreise künftig landen? Veit Sengeboden rechnete mit etwa 40 bis 45 Cent pro Kilowattstunde bei Strom für Haushaltsverbraucher und mit etwa 12 bis 15 Cent pro Kilowattstunde für Gas, also etwa doppelt so viel, wie man noch im Jahr 2020 zahlte. Das sei jedoch immer abhängig von der jeweiligen vertraglichen Preisbindung.

Sengeboden ging am Rande auch auf den großen bürokratischen Aufwand ein, mit dem die Stadtwerke die Soforthilfen des Bundes (in Millionenhöhe) für die nicht zu zahlenden Dezember-Abschläge der Verbraucher verrechnen müssten. Und auch auf die Strompreisbremse, die im nächsten Frühjahr kommen könnte, aber noch nicht endgültig beschlossen sei.

Auf die Frage, wie die SWI das Risiko einschätzt, dass es vermehrt Außenstände gibt, weil Kunden ihre hohen Rechnungen nicht mehr bezahlen können, meinte Sengeboden, dass die Stadtwerke keine Rücklagen für mögliche Forderungsausfälle bilden können. Man könne den Kunden nur raten, ihre Abschläge zu zahlen und sich bei Zahlungsschwierigkeiten rechtzeitig an die Stadtwerke zu wenden, um etwa die Möglichkeiten von Ratenzahlungen zu nutzen.

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