Stadt Hildburghausen Künstler will Bürgermeister werden

Will Bürgermeister werden: Florian Kirner. Foto: Eva Siebert

Paukenschlag in Hildburghausen: Der parteilose Musiker Florian Kirner („Prinz Chaos II.“) hat seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt erklärt, obwohl noch gar keine Wahl ansteht.

 
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Florian Kirner will Bürgermeister von Hildburghausen werden. Der 48-Jährige, der sein Ehrenamt als Vorsitzender des Werberings der Stadt aktuell aus diesem Grund ruhen lässt, hat seine Kandidatur am Mittwoch erklärt – obwohl regulär keine Bürgermeisterwahl ansteht. Dieser Fall würde erst eintreten, falls der amtierende Bürgermeister Tilo Kummer (Die Linke) am 26. Februar tatsächlich abgewählt wird. Der als „Prinz Chaos“ überregional bekannte Kirner sagte, er halte es für „sehr wichtig“, eine Alternative zu Kummer aufzuzeigen. „Ich hoffe, dass es auch andere Kandidaten geben wird“, sagt er, ist sich aber dessen bewusst, dass „ich ein Risiko eingehe“. Es werde zwar immer wieder die bisherige Amtszeit von Kummer in Pro und Contra beleuchtet, aber „fast niemand redet über die Zukunft“, sagt Kirner. „Ich finde das drängende Bedürfnis der Leute, dass sich jetzt mal jemand zu einer Kandidatur bekennt, absolut verständlich“.

Florian Kirner tritt parteilos an. „Ich bin aber nicht alleine, sondern verfüge über ein gutes Netzwerk“, sagt der Historiker und Kulturwissenschaftler, der seit etwa zwei Jahrzehnten als Journalist, Texter und Veranstalter sowie unter dem Künstlernamen Prinz Chaos II. als Musiker und Kabarettist arbeitet. Kirner hatte vor 15 Jahren das Schloss im Hildburghäuser Ortsteil Weitersroda gekauft, wo er seit mehr als einem Jahrzehnt im Frühjahr das „Paradiesvogelfest“ ausrichtet, ein Liedermacher-Festival. Bis vor wenigen Jahren war er politisch bundesweit im zumeist links-alternativen Spektrum engagiert, er war eine Zeitlang auch Mitglied der Linkspartei.

Tilo Kummer (54) war im März 2020 im ersten Wahlgang für sechs Jahre zum Bürgermeister gewählt worden. Regulär stünde deshalb erst 2026 die nächste Bürgermeisterwahl an. Sollte Kummer am 26. Februar abgewählt werden, würde noch in diesem Jahr eine vorzeitige Neuwahl stattfinden. Für eine Abwahl wäre es erforderlich, dass bei der Abstimmung sich eine Mehrheit gegen Kummer ausspricht und diese Mehrheit zugleich mindestens 30 Prozent der rund 9100 Hildburghäuser Wahlberechtigten umfasst. Es wären also mindestens etwa 2750 gegen den Amtsinhaber abgegebene Stimmen erforderlich, um ihn abzusetzen. Bei der Wahl 2020 hatte Kummer 2788 Stimmen erhalten, seine beiden Gegenkandidaten kamen zusammen auf 2598 Stimmen.

Kirner erhofft sich offenbar, durch seine vorzeitige Kandidatur mehr Kummer-Kritiker zu mobilisieren, um dieses so genannte Quorum zu erreichen.

Der vormalige Linken-Landtagsabgeordnete Kummer steht seit einiger Zeit wegen seiner Amtsführung in der Kritik. Zuletzt hatte der Stadtrat im Dezember einen Bürgerentscheid zur Abwahl Kummers beschlossen und damit für thüringenweites Aufsehen gesorgt, da SPD und AfD gemeinsam gestimmt hatten. Die Bundes- und Landes-SPD sehen solche Kooperationen als tabu an.

In Hildburghausen war bereits 1995 der damalige CDU-Bürgermeister Franz Kipper durch einen Bürgerentscheid abgesetzt worden. Es war die bislang einzige Abwahl eines hauptamtlichen Bürgermeisters in Südthüringen. Nachfolger wurde damals Steffen Harzer als zu dieser Zeit erster linker Bürgermeister einer deutschen Kreisstadt.

Hier geht es zur Erklärung von Florian Kirner im Wortlaut: >>>

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