Stadt Geisa Trauer um Werner Deschauer

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Ehrenbürger der Stadt Geisa: Werner Deschauer. Foto:  

Trauer im Geisaer Land: Am 18. März verstarb der Ehrenbürger der Stadt Geisa, Werner Deschauer, im Alter von 87 Jahren in seinem Zuhause in Bochum.

 
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„Der Tod unseres Ehrenbürgers ist für uns ein großer Verlust und die Stadt Geisa sowie die Menschen im Geisaer Land sind bestürzt und in großer Trauer“, betonte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel (CDU). „In der Bevölkerung ist Werner Deschauer als ein charakterstarker, lebensfroher, optimistischer und großzügiger Mensch sehr geachtet und beliebt gewesen.“

„Seit dem Fall der innerdeutschen Grenze hatte sich der gebürtige Geisaer gemeinsam mit seiner Frau Anneliese mit außerordentlichem Engagement mit der Gründung der Werner-Deschauer-Stiftung für soziale, mildtätige und kulturelle Projekte für die Menschen in der Region des Geisaer Landes eingesetzt“, würdigt die Bürgermeisterin.

Werner Deschauer wurde am 6. Dezember 1935 in Geisa geboren. Als sein Vater Anton 1944 im Krieg fiel, musste er schnell die Rolle des Familienoberhauptes übernehmen. Da er ursprünglich den Wunsch hatte, Priester zu werden, besuchte er das Domgymnasium in Fulda. Im Jahr 1950, ein Jahr nach der Gründung der DDR, blieb es Werner Deschauer verwehrt, die Oberschule in Vacha zu besuchen, da er als Sohn einer Geschäftsfrau kein Arbeiter- und Bauernsohn war. Da er das elterliche Geschäft übernehmen wollte, lernte er Verkäufer für Lebensmittel. Von 1953 bis 1954 arbeitete er als Kraftfahrer, eine ungewohnte harte Arbeit für einen 17-jährigen Jugendlichen. Danach arbeitete er bei der Stadt Geisa als Mitarbeiter der Abteilung Haushalt. Aber auch hier sah er keine weitere berufliche Perspektive für sich in der geliebten Heimat. So flüchtete er 1957 mit seinem Bruder Hubert in den Westen.

In Bochum kamen sie zunächst als Hilfsarbeiter, später im Lebensmittelgroßhandel unter. Schon nach einem halben Jahr stieg Werner dort zum Assistenten der Geschäftsleitung auf und übernahm erste Manageraufgaben in den Bereichen Personal, Einkauf und Unternehmensführung. 1958 kam Mutter Elisabeth Deschauer nach Bochum. Im selben Jahr übernahmen die beiden Brüder ein kleines Lebensmittelgeschäft in Bochum, das sie mit überwältigendem Erfolg zu einer SB-Warenhauskette ausbauten. Der Weg nach oben war zwar nicht immer einfach, aber er wurde mit viel Freude, Optimismus und Enthusiasmus gemeinsam beschritten. 1959 fing Anneliese Pabst im Ladengeschäft an. Sie und Werner Deschauer heiraten später, die Ehe blieb kinderlos. Fast 30 Lebensmittelfilialen wurden in den folgenden Jahren eröffnet. Insgesamt beschäftigte das Unternehmen Deschauer zu Spitzenzeiten 1250 Mitarbeiter. Seinen Beruf sah Werner Deschauer immer als Hobby. Seine Lebensfreude und sein Optimismus sind bezeichnend für ihn. 1978 kam das Wurstfachgeschäft „Wurstkönig“ mit weiteren Filialen dazu. Im Herbst 1985 schloss man sich dem Einkaufsverband der Rewe in Dortmund an, alle Mitarbeiter konnten weiter beschäftigt werden.

Seine Heimat in Geisa vergaß Werner Deschauer nie. Im Jahre 1998 gründete er gemeinsam mit seiner Frau Anneliese die Werner-Deschauer-Stiftung, die zahlreiche mildtätige und kulturelle Projekte, die Erhaltung von Kulturwerten und die Denkmalpflege in der Stadt Geisa und ihren Ortsteilen unterstützt und fördert. Von zahlreichen Vereinsprojekten bis zur Unterstützung der Mahn- und Gedenkstätte Point Alpha, der Renovierung historischer Orgeln und der Sanierung von Kirchen und Bildstöcken und des Brandplatzes in Geisa konnten in den vergangenen Jahren über die Stiftung zahlreiche Maßnahmen umgesetzt werden.

Besonders großes Engagement zeigten Werner und Anneliese Deschauer bei der Sanierung des historischen Schlossensembles in der Innenstadt von Geisa und bei der Errichtung der Anneliese-Deschauer-Galerie, die mittlerweile durch den gegründeten Förderverein zu einem Zentrum für Kunst, Kultur und Wissenschaft geworden ist.

Am 17. Oktober 2003 bekam Werner Deschauer für seine Verdienste die Ehrenbürgerschaft der Stadt Geisa verliehen. Ebenso ist eine Straße in der Innenstadt nach ihm benannt. 2006 erhielt Deschauer das Bundesverdienstkreuz am Bande. Er war Familiär des Zisterzienserordens, Ehrensenator der Phil.-Theol. Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz bei Wien, Ritter des Ordens des Heiligen Papstes Silvester.

„Werner Deschauer hat in seinem Leben tiefe Spuren in unserer Stadt Geisa, im gesamten Geisaer Land und in der Thüringer Rhön hinterlassen“, so Manuela Henkel. „Diese Spuren werden auch noch von den zukünftigen Generationen wahrgenommen, die sich wie wir in Dankbarkeit an einen Mann erinnern werden, dem die Heimat und die Menschen so sehr am Herzen lagen. In dieser Erinnerung wird Werner Deschauer weiterleben.“

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