Stadt Geisa Neues Klärwerk, das auch dem Artenschutz dient

red

Der Wasser- und Abwasser-Verband Bad Salzungen (WVS) hat die neue Kläranlage für Geismar und Spahl in Betrieb genommen. Auch für den Artenschutz ist der WVS aktiv geworden und hat auf der Anlage Fledermausquartiere errichtet.

 
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Geismar - Die Umsetzung des zentralen Anschlusses beider Ortslagen stelle einen Meilenstein im Abwasserbeseitigungskonzept des Verbandes dar, schreibt der Verband in einer Pressemitteilung. „Dieser ist mit Baukosten von über fünf Millionen Euro eine wichtige und zukunftssichere Investition in den Anschluss des ländlichen Raumes“, sagte WVS-Werkleiter Heiko Pagel im Rahmen der feierlichen Inbetriebnahme.

Die neue Anlage befindet sich am nördlichen Ortsrand von Geismar. Die unterirdisch verbaute Technik und die Organisation, die hinter der Abwasserentsorgung und -reinigung steckt, seien beträchtlich und wichtig. Um Geismar anzuschließen, wurde ein Mischwassersammler als Zulaufsammler entlang des Gewässers „Geisa“ verlegt, der die Ortslage mit der Kläranlage verbindet. Zudem wurde im Bereich der „Hauptstraße“/„Zum Langen Stein“ ein Abwasserkanal im Trennsystem gebaut, um das Schmutzwasser auf den Verbindungssammler von Spahl kommend aufzubinden. Dieser etwa 2,5 Kilometer lange Verbindungssammler schließt den nördlichen Teil von Spahl sowie die Grundstücke im Bereich Hüttenmühle an. Mit der Verlegung des Mischwasserkanals im Straßenbereich „Am Wasser“ wurde das neue Entwässerungsnetz in Geismar weiter vervollständigt.

Pumpstation

Über den Zulaufsammler und den Stauraumkanal kommt das Schmutzwasser aus den beiden Ortslagen (Spahl, Geismar, Hüttenmühle) auf dem Kläranlagengelände an. Der Stauraumkanal nimmt im Regenfall den ersten Schmutzstoß auf. Dadurch wird die hydraulische und frachtseitige Belastung der Kläranlage reduziert und gleichzeitig die „Geisa“ vor starken Verunreinigungen geschützt. Über eine Pumpstation mit zwei Abwasserpumpen gelangt das Schmutzwasser schließlich in die Kläranlage, in der es mehrere Reinigungsstufen durchläuft.

So wird das Abwasser gereinigt: Erst werden durch einen Siebrechen grobe Schmutzstoffe entfernt. In zwei nachfolgenden Vorklärbecken wird das Schmutzwasser durch Absetzen der noch enthaltenen Grobstoffe und ungelösten organische Stoffe gereinigt. Anschließend sorgen in den Scheibentauchkörpern Mikroorganismen für die biologische Reinigung.

Sauberes Bachwasser

Im Reinigungsprozess wird außerdem das Fällmittel Eisen-III-Chlorid-Sulfat-Lösung eingesetzt, um durch chemische Fällungsreaktionen die ins Gewässer eingebrachte Phosphatbelastung weiter zu verringern. Der Klärschlamm wird schließlich in der Nachklärung durch Lamellenabscheider vom gereinigten Wasser getrennt. Am Ende der Reinigung gelangt das gesäuberte Wasser in das Gewässer „Geisa“. Der Schlamm wird über eine Pumpe in den Schlammbehälter befördert und vom WVS abgefahren, damit er auf der Kläranlage Bad Salzungen energetisch weiterverwendet werden kann.

„Im Interesse unserer Bürger sind wir froh, dass der Wasserverband für die Ortsteile Geismar und Spahl eine zentrale Lösung für die Abwasserbeseitigung umgesetzt hat“, sagte Geisas Bürgermeisterin Manuela Henkel (CDU). 435 Einwohner aus Geismar, 74 aus Spahl und 14 aus dem Bereich „Hüttenmühle“ sind bereits angeschlossen. Die neue Kläranlage ist mit ihrer zweistraßigen Scheibentauchkörperanlage für bis zu 895 Einwohnerwerte ausgelegt. Pro Tag können somit bis zu 214,8 Kubikmeter Trockenwetterabfluss (Schmutz- und Fremdwasser) gereinigt werden. Das entspricht einer Abwasser-Jahresschmutzmenge von insgesamt 78 140 Kubikmeter.

Zuvor ist das anfallende häusliche Schmutzwasser in Grundstückskläranlagen vorgereinigt und über mehrere Einleitstellen in das Gewässer abgeleitet worden. Das Schmutzwasser war aber unzureichend behandelt und hat die „Geisa“ stark belastet.

Neben dem Gewässerschutz ist der Verband auch für den Artenschutz aktiv geworden und hat auf dem Anlagengelände Fledermausquartiere eingerichtet. Die Region weist eine große Fledermauspopulation auf. Doch leider werden die Unterschlupfmöglichkeiten für die nachtaktiven Flugkünstler immer seltener. Mit dem Projekt „Fledermausfreundliche Kläranlage“ schafft der Verband seit vielen Jahren neue Lebensräume für die bedrohte Tierart. Unter anderem sind die Kläranlagen in Buttlar, Dermbach, Barchfeld, Vacha, Unterbreizbach und Bad Salzungen mit Quartiermöglichkeiten ausgestattet worden. „Es bedarf oft nicht großer Maßnahmen um etwas für den Natur- und Artenschutz zu tun und einen Beitrag zum Schutz der Flugsäuger zu leisten. Auf der Kläranlage Geismar hat sich eine gute Gelegenheit ergeben, die auch in die Tat umgesetzt werden konnte“, so Pagel. „Wir freuen uns, gleich vier neue Fledermauskästen einweihen zu können.“ Darunter sind zwei Sommer- und zwei Winterquartiere.

Die Projektbeteiligten: Der WVS-Werkleiter nutzte die offizielle Inbetriebnahme auch, um sich bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit zu bedanken. Insgesamt waren acht Partner an der Gesamtbaumaßnahme beteiligt: Tiefbautechnisches Büro Werra GmbH, Büro für Bauplanung & Architektur Kraus GbR, ELAplan GmbH, Baugesellschaft Ulstertal mbH, Tiefbau GmbH Tiefenort, BN Automation AG, Hydrotools GmbH & Co. KG und Baumanagement Erbe. „Bedanken möchten wir uns vor allem auch bei den Grundstückseigentümern und Pächtern der gequerten Grundstücke für das entgegengebrachte Verständnis in die Notwendigkeit der Bauarbeiten“, so Pagel.

Insgesamt wurden etwa 5,2 Millionen Euro investiert, von denen rund 1,6 Millionen Euro aus dem Förderprogramm des Freistaates Thüringen zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes geflossen sind.

Tag der offenen Tür

„Wir planen auch, einen Tag der offenen Tür zu veranstalten. Dann können die Bürgerinnen und Bürger einen Blick hinter die Kulissen der Abwasserbeseitigung ihres Ortes werfen“, kündigte Pagel an. „Über den Termin werden wir rechtzeitig informieren.“ In den kommenden Wochen werden die Grundstückseigentümer, für die der zentrale Anschluss hergestellt wurde, über die Außerbetriebnahme ihrer Grundstückskläranlage informiert. Sie erhalten dazu ein Informationsschreiben des Verbandes, in dem die nun folgenden Schritte erläutert werden. Im Zuge dessen werden auch die Beitragsendbescheide versendet.

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