Nie zuvor sind die Spritpreise so stark gestiegen wie derzeit. Heizöl oder Rapsöl aus dem Supermarkt kosten dagegen nur rund 1,50 Euro pro Liter. Kann man ein Dieselauto damit betanken?
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Autofahrer in Deutschland trifft das hart: Jeder gefahrene Kilometer wird für Besitzer von Verbrennungsmotoren derzeit teurer. Bei einem typischen Benzin-Pkw mit rund 10.500 Kilometern pro Jahr und acht Litern Verbrauch auf 100 Kilometern macht der Unterschied zwischen den Preisen des März 2021 und den aktuellen Werten aufs Jahr gesehen 545 Euro aus. Bei einem typischen Diesel mit rund 20.000 Kilometern im Jahr und sechs Litern Verbrauch wären es sogar 1002 Euro.
Für so manchen Dieselfahrer könnte es nun als eine verlockende Alternative erscheinen, den Tank ihres Wagens mit günstigem Salatöl oder auch mit noch erschwinglicherem Heizöl zu betanken. Doch Vorsicht – in beiden Fällen raten Experten des ADAC davon ab.
Rapsöl aus dem Supermarkt kostet derzeit rund 1,50 Euro bis 1,80 Euro pro Liter. Heizöl gibt es aktuell bei durchschnittlich 1,46 Euro pro Liter noch günstiger zu kaufen (Stand: 8. März 2022). „Allerdings eignen sich weder Pflanzenöl noch das ebenfalls deutlich preiswertere Heizöl als Alternativen für den Fahrzeugtank“, heißt es in einem in dieser Woche erschienenen Beitrag auf der Homepage des ADAC.
Sehen Sie im Video: So entstehen die Spritpreise:
Das Dieselauto mit Heizöl zu betanken, ist demnach zum einen steuerrechtlich verboten – und der ADAC rät auch aus technischen Gründen davon ab. „Heizöl als Kraftstoff für Dieselmotoren ist wegen der unterschiedlichen Besteuerung gesetzlich verboten“, erklären die ADAC-Fachleute. Und auch im Motor kann es großen Schaden anrichten: „Es kann zu einer unvollständigen Verbrennung durch zu großen Zündverzug kommen“, erläutern die Auto-Experten. Weiter führe Heizöl im Tank zu einer unzureichenden Schmierung der Einspritzpumpe und –düsen (zu dünnflüssig) beziehungsweise zu einer unzureichenden Zerstäubung (zu dickflüssig). Die gravierenden Folgen: Heizöl im Tank vermindere die Leistung, lasse den Motor laut nageln, führe zu erhöhtem Verschleiß von Förder- und Einspritzpumpen und Ablagerungen im Motor. Weitere negative Auswirkungen seien höhere Schadstoffemissionen durch mehr Ruß im Abgas.
Mit Pflanzenöl könnten ältere Dieselmotoren mit Verteilereinspritzpumpen zumindest zeitweise laufen, klären die ADAC-Experten auf. Doch moderne Dieselmotoren vertragen es nicht: „Das größte Problem ist der deutliche Viskositätsunterschied im Vergleich zu herkömmlichem Diesel. Pflanzenöle führen zu Startschwierigkeiten und wirken sich negativ auf Leistung und Lebensdauer des Motors aus.“
Einspritzpumpe und Einspritzdüsen moderner Dieselautos seien nicht für das zähflüssige Pflanzenöl ausgelegt: Es schade mittelfristig dem Motor und dem Kraftstoffsystem. Unverbranntes Pflanzenöl könne ins Motoröl gelangen, was wiederum zu Motorschäden führen könne. „Außerdem können saure Bestandteile von Pflanzenölen Dichtungen angreifen und auf Dauer zerstören.“ Ohnehin werde Pflanzenöl seit dem 1. Januar 2008 als Kraftstoff besteuert. „Die Verwendung von Pflanzenöl aus dem Supermarkt stellt damit grundsätzlich eine Steuerhinterziehung dar“, warnt der ADAC.