Springstille Ein Streichelzoo mit Lerneffekt

Annett Recknagel
Die Kinder, hier Jonas und Finja suchten Hautkontakt mit den Kühen. Der Besuch im Stall auf dem Bauernhof von Familie Schatt in Springstille war ein richtiges Abenteuer. Foto: Annett Recknagel

In den vergangenen drei Tagen waren insgesamt 78 Drittklässler der Haseltal-Grundschule auf dem Bauernhof der Familie Schatt in Springstille zu Gast. Für die Schüler ein Lehrgang auf dem Lande.

 
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Springstille - Wer war niedlicher? Das Pony Piccolo oder die vielen kleinen Kälbchen? Die Drittklässler konnten sich schwerlich entscheiden. „Die sind alle schön – und die großen Kühe auch“, kam es aus gleich mehreren Kindermündern. Leon und Finja trauten sich ganz nah an die großen Kühe heran und streckten ihnen ihre Hände entgegen. Kurzerhand schleckten die Kühe daran.

„Kühe haben eine raue Zunge“, erfuhren sie von Mike Schatt, auf dessen Bauernhof in dieser Woche gleich 78 Drittklässler der Steinbach-Hallenberger Haseltal-Grundschule zu Gast waren – natürlich über drei Tage verteilt. Gern lädt sich die Familie, die den Hof in der achten Generation führt, Kinder ein. „Das ist Lernen am anderen Ort und passt bestens in den Heimat- und Sachkundeunterricht – wir behandeln gerade die Haustiere“, erklärte Lehrerin Kathrin Delow.

Drittklässler Marius wusste es besser und meinte: „Das ist ein Lehrgang.“ Verbunden war der mit einem Rundgang. Zunächst bestaunten die Kinder die Kälbchen, danach das kleine ehemalige Zirkuspony Piccolo und anschließend ging es in den großen Stall. Beim Betreten bekamen die Kinder große Augen – immerhin haben dort 250 Tiere ihr Zuhause.

Etliche waren auf der Wiese, der Großteil aber ließ sich das Futter im Stall schmecken. Carina Schatt erklärte den Mädchen und Jungen nicht nur die Zusammensetzung des Futters sondern auch den Tagesablauf auf dem Bauernhof. Dass der mit viel Arbeit verbunden ist, merkten die Grundschüler sofort. Immerhin gilt es für die Familie nicht nur 250 Kühe zu versorgen auch Pferde, Katzen und Hunde leben auf dem Bauernhof. Wobei sich die Familie Schatt den Kühen verschrieben hat. 104 davon sind Milchkühe. Die müssen früh und abends sommers wie winters gemolken werden. Carina Schatt führte die Kinder in den Melkstand.

Eine Kuh gibt etwa 35 Liter Milch – in 15 Minuten ist das erledigt. Zwölf Kühe können gleichzeitig gemolken werden – eine kleine Matheaufgabe für die Kinder. Hier lernten sie, dass jede Kuh per Hand an die vier Melkbecher angeschlossen wird. Nach dem Melken werden die Zitzen der Kuh mit Rapsöl einbalsamiert, damit sie schön geschmeidig bleiben.

Alle zwei Tage macht das Milchauto in Springstille bei den Schatts Station, das ihre Milch in nach Coburg bringt. In allen Produkten, auf denen die Coburger Molkerei draufsteht, sei also unter anderem auch Milch aus Springstille. Zum Beispiel auch in mehreren regionalen Supermarktketten. Wer noch sicherer sein will. könne auch einfach auf dem Hof in Springstille vorbeikommen, wo die Schatts ihre Milch als Direktvermarkter anbieten. Auch die Milchwerke Oberfranken haben einen Direktverkaufsladen, der einen Besuch lohne, und zwar in der Gemeinde Meeder, so Schatt.

Im Anschluss durften sich die Kinder die Kühlanlage für die Milch aus nächster Nähe anschauen. Begeistert waren sie freilich vom Traktor. Probesitzen durfte jeder, der das gern mochte. „Das ist schon richtig cool hier“, war zu hören. „Hoffentlich bleibt den Kindern dieser Besuch lange in Erinnerung“, wünschte sich die Lehrerin. „Es ist schon wichtig, zu wissen, wo die Nahrungsmittel herkommen. Was nutzt es, ein großes Auto zu fahren und nichts zu essen zu haben“, meinte Mike Schatt und fügte hinzu: „Die Landwirtschaft hat in unserer Gesellschaft leider an Ansehen verloren.“ Seine Familie sei mit viel Liebe zum Tier auf dem Bauernhof zu Gange. Die drei Kinder helfen bei der Arbeiten ebenso mit, wie ihr Großvater.

Und das wichtigste: „Hier ist alles Natur“, meint Schatt, der Landwirt aus Leidenschaft ist. Ebenso wie seine Frau Carina. Sie informierte die Kinder auch noch über die winzigsten Details der Kuhhaltung und zeigte ihnen sogar, was alles in das Futter der Tiere kommt. Der Ausflug nach Springstille zu Fuß wurde so zu einer wissenswerten Wanderung. Den Rückweg aber fuhren die Drittklässler bei der Hitze dann doch lieber mit dem Bus.

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