Das Statistikamt ONS, das die Daten ermittelt hat, konnte auf Anfrage keine Begründung nennen. Beobachter halten einen Zusammenhang mit dem Brexit durchaus für möglich. Wegen neuer, strenger Visavorschriften seit 2021 nimmt die Zahl der entsandten Fachkräfte ab. In der Vergangenheit hatte auch die Deutsche Schule London eingeräumt, sie habe wegen des Brexits Schüler verloren und sehe weniger Nachfrage. Zudem gaben auch deutlich weniger Menschen an, Niederländisch, Dänisch oder Schwedisch als Muttersprache zu haben als noch 2011.
Schlusslicht in Europa-Liga
Gegen einen Brexit-Zusammenhang spricht, dass andere EU-Sprachen zulegten. Die Zahl der Italienisch- und Ungarisch-Muttersprachler verdoppelte sich jeweils fast, Griechisch nahm um rund die Hälfte zu.
Dennoch: Das Bildungsministerium in London will dringend gegensteuern. "Deutschland ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt", sagte Schulen-Staatssekretär Nick Gibb kürzlich der Zeitung "Times". In einer globalen Handelsnation wie Großbritannien seien Sprachen wichtig. "Und wir sind in Bezug auf Sprachkenntnisse das Schlusslicht in der Europa-Liga", sagte Gibb. "Man muss in der Lage sein, die Sprache seiner Lieferanten und Kunden zu sprechen."
Sogenannte Language Hubs sollen - auch mit Hilfe des Goethe-Instituts - von 2023 an etwa dazu beitragen, Fremdsprachenlehrer besser auszubilden. Ein Schritt: Fremdsprachen in der GCSE-Prüfung könnten wieder Pflicht werden, das war 2004 abgeschafft worden. Ein Fehler, räumte Staatssekretär Gibb ein.