"Studien zeigen, dass das Klima rauer wird im Parlament"
Derlei Anglizismen könnten in der politischen Debatte dazu dienen, sich und seiner Partei einen modernen Anstrich zu verleihen, sagte Marcus Maurer, Professor für politische Kommunikation an der Universität Mainz. Es gebe sicherlich Begriffe, die Politikerinnen und Politiker vermeiden sollten. Allerdings sei die Verständlichkeit bis ins letzte Wort nicht das oberste Ziel der Abgeordneten.
"Die Reden richten sich an die Öffentlichkeit, allerdings stehen dazwischen die Medien", sagte Maurer. In deren Berichterstattung müssten sie mit ihren Reden vordringen. "Und die Abgeordneten haben Erfahrung damit, was man sagen muss, um am Abend in den Tagesthemen vorzukommen", sagte Maurer. Zu emotionalisieren oder den politischen Gegner zu attackieren, das gehört ihm zufolge zu den bewährten Methoden. "Studien zeigen, dass das Klima rauer wird im Parlament."
Zu den häufigsten Verstößen gegen die Verständlichkeitsregeln zählt Brettschneiders Team auch "Wortungetüme": lange, zusammengesetzte Wörter, die gerne für Gesetze bemüht werden. Als Beispiel werden das "Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz" oder das "SprinD-Freiheitsgesetz" genannt.
Wie verständlich die Debatten im Bundestag sind, hängt Maurer zufolge auch von ihrer Art ab. Über Fachdebatten werde kaum berichtet, weshalb sich Abgeordnete weniger um ihre Verständlichkeit bemühen müssten. "Bei der Generaldebatte ist die Verständlichkeit vermutlich hoch, allerdings geht es da weniger um die Sache als um den Schlagabtausch", sagte Maurer.
Dieses Entweder-oder ist nicht, was sich Bärbel Bas in ihrer Antrittsrede vorgestellt hatte. Im Gegenteil forderte sie, auch die schwierigen juristischen Fragen so zu übersetzen, dass jeder und jede folgen kann. "Wir brauchen dazu Worte, bei denen Zuhören Freude macht."