Sportplatzneubau „Etwas geschafft, was viele damals für unmöglich hielten“

Gerhard Wurzel (1917-1982) war es, der nach dem Zweiten Weltkrieg seinen Einfluss geltend machte, damit Wasungen einen neuen Sportplatz bekommt. Foto: privat

Der 1956 eingeweihte Sportplatz in der Stadt Wasungen, der seit dem Frühjahr 2022 in Anerkennung an den herausragenden Sportsmann Heinrich Wey dessen Namen trägt, erlebte eine wechselvolle Geschichte. An die Zeit nach 1945 erinnert Bärbel Schäfer, die Tochter von Gerhard Wurzel, der ebenfalls Wasunger Geschichte schrieb.

 
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Vor 40 Jahren starb Gerhard Wurzel. Der im Jahr der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution Geborene war 1942 als Flüchtlingskind mit seiner Familie nach Wasungen gekommen und blieb der Stadt, die für ihn zur Heimat wurde, bis zu seinem Tode im Jahr 1982 treu. Sein Engagement für die Werrastadt ging über das Mittelmaß hinaus, erinnert seine Tochter, die heute 70-jährige Bärbel Schäfer. Das Wasunger Buch der Nachkriegsgeschichte ist eng mit Wurzel, einem ausgebildeten Juristen, verbunden, weiß sie. Schäfer verweist auf die Tatsache, dass er der erste Nachkriegspräsident des Elferrates Anfang der Fünfzigerjahre war. Die närrische Tradition nahm in der südthüringer Karnevalshochburg gerade wieder langsam Fahrt auf. Einen Wasunger Carneval Club, so wie wir ihn heute kennen, gab es da noch nicht.

So wie der Karneval seinerzeit eine Neubelebung erfuhr, war auch Aufbauarbeit im Bereich des Sports vonnöten. In dem Jubiläumsheft „100 Jahre Fußball Wasungen“, der von Heinrich Wey verfassten Chronik, die zum Fest im Sommer 2008 erschien, kann man über den Neuanfang des Fußballs nach 1945 Folgendes lesen: „Der Name Gerhard Wurzel steht zweifelsohne für die Nachkriegszeit im Wasunger Fußball. Er war nicht nur aktiver Spieler und Schiedsrichter, sondern gemeinsam mit Kurt Vack nahezu für alles zuständig. Gerhard besorgte die elementarsten Dinge wie Bälle, Dresse, Schuhe und der Dinge mehr.“

Ehrgeiz und Krafteinsatz

Was für viele sportverbundene Wasunger mehr wiegt und bis heute nachwirkt, ist der Einsatz Wurzels rund um den Sportplatzbau in der Bahnhofstraße, der damit vom Außenbereich am Hungerberg in die Stadt zog. „Mein Vater war damals beim Rat des Kreises, Abteilung Wohnungswesen, tätig und kurbelte mit viel Ehrgeiz und Krafteinsatz den Neubau eines Sportplatzes in den Werrawiesen an. Er besorgte erforderliche Genehmigungen und benötigtes Material und hat damit etwas geschafft, was viele damals für unmöglich hielten“, sagt Bärbel Schäfer. Gewürdigt wird Wurzel ob seines Einsatzes auch diesbezüglich in der Fußballfestschrift. Grund zum Feiern gab es 1956. Da konnte die im Rahmen des „Nationalen Aufbauwerkes“ neu geschaffene Sportstätte im Herzen der Stadt als „Kurt-Schlosser-Stadion“, benannt nach einem antifaschistischem Widerstandskämpfer, eingeweiht werden.

Ähnlich stolz wie auf ihren Vater, den Bärbel Schäfer als strengen und genauen sowie als gutmütigen und engagierten Menschen beschreibt, ist sie zugleich darauf, dass sein Vermächtnis familiär nunmehr in der vierten Generation hochgehalten wird: „Sein Enkel Jan Schäfer war viele Jahre in der Abteilung Fußball aktiv und 2019 Karnevalsprinz, und Enkel Daniel Schmuck ist heute Trainer des Fußballnachwuchses. Unterdessen jagen schon die Urenkel meines Vaters im Verein dem Ball nach.“                             ob

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